Outsourcing einer Rechtsabteilung: Das Herz schlägt Inhouse

von Désirée Balthasar

06.07.2015

Inhouse-Juristen sitzen fest im Sattel

Die eigene Rechtsabteilung auszulagern, ist bislang kein großer Trend geworden. Für andere Firmenabteilungen gilt das hingegen nicht. So gehören IT-Outsourcings, etwa bei ThyssenKrupp oder der Allianz, bereits zum Alltag. Doch die rechtliche Beratung aus der Hand geben, das scheint für die meisten großen Unternehmen keine Option zu sein. Im Gegenteil: Viele stocken ihre Rechtsabteilungen auf, um juristische Expertise intern möglichst umfangreich abzubilden.

So bleiben ausgelagerte Rechtsabteilungen ein Nischenphänomen. Die österreichische Strabag SE zum Beispiel hat im Jahr 2007 ihre eigene Rechtsabteilung und die der Firmentochter Ed. Züblin in eine GmbH ausgelagert. Allerdings nicht als Kanzlei, sondern als Tochterunternehmen unter dem Namen CLS Construction Legal Service mit Sitz in Köln. Die Anwälte dort sind weiterhin ausschließlich für Strabag und deren Töchter tätig.

Weitere Beispiele gibt es dort, wo Teilbereiche ausgelagert werden. So hat etwa die Deutsche Bank 2010 ihre bundesweite Prozessführung auf die Kanzlei Noerr übertragen. Noerr setzte sich damals in einer Ausschreibung gegen andere Kanzleien durch. Auch Steuerabteilungen ereilt zuweilen dasselbe Schicksal. Das Bankhaus Sal. Oppenheim etwa legte im vergangenen Jahr die Arbeit ihrer Steuerabteilung in die Hände der Berater von WTS. Die Kölner Steuer- und Rechtsberatungsgesellschaft WTS betreut unter anderem auch die Steuerbelange des Fahrzeugkonzerns MAN.

So lange suchen, bis es passt

Die Expertise einer kompletten externen Rechtsabteilung nutzt nicht nur Heidelberger Druck für sich. Adjuga hat sich im Südwesten Deutschlands etabliert und blickt auf einen ansehnlichen Mandantenstamm, der die Abhängigkeit vom Industriekonzern relativiert. "Empfehlungen durch Mandanten sind für uns ein wichtiges Element bei der Akquise. Den Vertrauensvorschuss, den wir durch Empfehlungen bekommen, nehmen wir ernst." Ackermann gibt zu: "Das unterliegt natürlich Schwankungen. Man wird ja leider nicht jeden Tag empfohlen."

Eine echte Krise aber hatte die Kanzlei in ihrem zehnjährigen Bestehen bislang nicht. Einzig dann, wenn ein Mitarbeiter die kleine Kanzlei verlässt, wird es unangenehm. "Der Zeitaufwand, den wir haben, um die liegengebliebene Arbeit aufzufangen, ist enorm", erzählt Ackermann. "Hinzu kommt der Aufwand für die Suche nach einem neuen Kollegen. In derartigen Situationen weiß man manchmal nicht, wie es weitergehen soll."

Das richtige Personal zu finden ist Jung, Dömkes und Ackermann bisher stets gelungen. Auch wenn es mal zwei Bewerbungsrunden für eine Stelle gebraucht hat. Denn die richtige Einstellung zählt, das Herz muss für Inhouse schlagen. Ackermann: "Wir brauchen Mitarbeiter, die so denken und arbeiten wie wir. Sonst würde es nicht funktionieren." Dass sie dafür den richtigen Riecher haben, zeigt die Tatsache, dass Kanzleikollegen, die Adjuga bisher wieder verlassen haben, allesamt in Unternehmen wechselten.

Die gegenseitige Loyalität und Treue scheint bei Adjuga und ihrer längsten Mandantin Heidelberger Druck naturgegeben. Und das, obwohl die Kanzlei das papierlose Büro anstrebt. Die Anwälte arbeiten rein elektronisch und haben keinerlei Aktenordner in ihren Büroräumen stehen. Der Drucker kommt bei ihnen nur selten zum Einsatz.

Zitiervorschlag

Désirée Balthasar, Outsourcing einer Rechtsabteilung: . In: Legal Tribune Online, 06.07.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/16097 (abgerufen am: 21.11.2024 )

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