2014 war ein sehr gutes Jahr für den deutschen Markt für Mergers & Acquisitions, und auch im ersten Quartal dieses Jahres präsentiert sich die Branche recht stark. Die Zahl der Milliarden-Transaktionen mit deutscher Beteiligung ging zwar leicht zurück, aber es gab zahlreiche Transaktionen im mittleren und unteren Marktsegment, was Beobachter als Beleg für einen nachhaltig starken M&A-Markt werten.
Wie Allen & Overy in ihrer Studie "M&A Insights" schreibt, hatten Finanzinvestoren im ersten Quartal 2015 gegenüber strategischen Investoren häufig das Nachsehen. Beispielswise verkauften die Deutsche Telekom und Orange ihr britisches Mobilfunk-Joint-Venture EE an die British Telecom - für einen Transaktionswert von rund 12,5 Milliarden Pfund. British Telecom steigt mit dem Deal wieder in den Mobilfunkmarkt ein.
Neben einem Kaufpreis erhält die Deutsche Telekom eine Beteiligung in Höhe von zwölf Prozent an der Erwerberin sowie einen Sitz in deren Board. Zudem will man über weitere Formen der Zusammenarbeit sprechen. "Damit hat sich eine stark strategisch getriebene Transaktion gegenüber dem Verkauf an einen Finanzinvestor oder einem Börsengang durchgesetzt - zwei Alternativen, die im Vorfeld durchaus erwogen wurden", sagt Dr. Michael Ulmer, Corporate-Partner bei Allen & Overy.
Warren Buffet mit erstem Deutschland-Investment
Große Aufmerksamkeit erzielte im ersten Quartal das erste Direktinvestment in Deutschland von Berkshire Hathaway, hinter der der Investor Warren Buffet steht. Berkshire Hathaway hat die Detlev Louis Motorrad-Vertriebsgesellschaft für rund 400 Millionen Euro übernommen, und Buffet beschrieb die Transaktion als Türöffner, mit dem der "German Code" nun "geknackt" sei.
Ulmer, der Berkshire Hathaway bei dem Deal beraten hat, erwartet weitere Transaktionen dieser Art. Mit dem Kauf des Unternehmens - Verkäufer waren die Witwe des Firmengründers und der Testamentsvollstrecker - empfehle sich Berkshire Hathaway als langfristig orientierter Investor für den deutschen Mittelstand und insbesondere für Familienunternehmen in Nachfolge-Situationen, so Ulmer.
Insbesondere die Immobilienbranche sorgte - wie auch schon 2014 - für zahlreiche große Transaktionen. Im letzten Jahr hatten die Deutsche Annington und Gagfah den Zusammenschluss zu einem der führenden Immobilienunternehmen Europas bekannt gegeben, und im ersten Quartal 2015 unterbreitete der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen den Aktionären der österreichischen Konkurrentin Conwert ein öffentliches Übernahmeangebot mit einem Transaktionsvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro. Auch Adler Real Estate kündigte an, den Wettbewerber Westgrund für rund 1,7 Milliarden Euro übernehmen zu wollen.
Der Report "M&A Insights" von Allen & Overy erscheint quartalsweise. Er will Einblick in die aktuelle weltweite Situation am M&A-Markt gebn und enthält Einschätzungen von Partnern der Kanzlei. Datenbasis sind unabhängige, extern in Auftrag gegebene vierteljährliche Erhebungen zu Anzahl und Wert weltweiter M&A-Transaktionen.
Mergers & Acquisitions: . In: Legal Tribune Online, 16.04.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/15244 (abgerufen am: 24.11.2024 )
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