Sachsen-Anhalt profitiert von Einstellungsoffensive: Nach­wuchs für die Justiz gesi­chert

12.12.2022

Die Bundesländer suchen verzweifelt in großer Zahl Nachwuchs für Gerichte und Staatsanwaltschaften. Sachsen-Anhalt gelang es in diesem Jahr, mit mehreren Neuerungen dem Personalmangel entgegenzuwirken.

Sachsen-Anhalt hat in diesem Jahr 40 neue Jurist:innen für die Gerichte und Staatsanwaltschaften gewinnen können. "Damit haben wir in diesem Jahr deutlich mehr Richterinnen und Richter auf Probe eingestellt als geplant", sagte Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund ist, dass in den kommenden Jahren sehr viele Jurist:innen in den Ruhestand gehen. In den nächsten zehn Jahren sind das laut Ministerium etwa die Hälfte der rund 800 Richter:innen und Staatsanwält:innen. Deshalb habe Sachsen-Anhalt seine Einstellungsoffensive gestartet.

"Wir haben gerade richtigen Zulauf", sagte die Ministerin. Dazu hätten verschiedene Aspekte beigetragen. Durch Umstrukturierungen innerhalb des Ministeriums hatte Weidinger eine zentrale Stabsstelle für das Personalmanagement in der Justiz geschaffen. Zuvor waren verschiedene Bereiche mit dem Thema Personal befasst. Dass es nun einen Ansprechpartner gebe, sei ein großer Vorteil. "Das hat in allen Justizberufen einen Impuls gegeben, auch für Bewerber von außerhalb, für Landeskinder und für Bewerber aus anderen Bundesländern, gerade im richterlichen Bereich", sagte Weidinger. Die Kandidat:innen erhielten individuelle Angebote.

"Die meisten haben ein Prädikatsexamen"

Von den 40 in diesem Jahr eingestellten Richter:innen auf Probe sind den Angaben zufolge 24 aus Sachsen-Anhalt oder haben ihr Referendariat in dem Bundesland absolviert. Neun kämen aus Sachsen, weitere aus Berlin, Thüringen, Bayern und Hessen. Es seien 17 Männer und 23 Frauen darunter. Das Durchschnittsalter liegt bei 31 Jahren. "Die meisten davon haben ein Prädikatsexamen", sagte Weidinger. Damit sei das Niveau weiter sehr hoch. "Wir hätten gedacht, wir müssen mit anderen Bundesländern im Geleitzug die Anforderungen absenken. Das ist nicht notwendig, darüber freue ich mich sehr."

Mit verschiedenen Ansätzen versuchen die Justizministerien der Länder Volljurist:innen für die Justiz zu begeistern. Wegen des extremen Personalmangels in der Justiz soll der Berufseinstieg attraktiver ausgestaltet werden. Nachdem Hessen mit der "Assessorbrücke" und dem Absenken von insgesamt 16 auf 15 Punkte bereits den Anfang gemacht hatte, zog das Justizministerium in Sachsen-Anhalt nach. Dort sollten allerdings keine geringeren Anforderungen bei den Notenpunkten, sondern eine Umgestaltung des Proberichterdaseins Bewerber:innen überzeugen. Unter anderem hat Sachsen-Anhalt das Rotationsprinzip bei den Richter:innen auf Probe abgeschafft. Die Jurist:innen müssen damit nicht mehr zwangsweise an unterschiedliche Orte. Es wird stärker den Interessen der Bewerber:innen entsprochen, für welche Fachrichtungen sie sich interessieren und in welche Region sie möchten. "Das kommt gut an", sagte Weidinger.

dpa/ku/LTO-Redaktion

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Sachsen-Anhalt profitiert von Einstellungsoffensive: . In: Legal Tribune Online, 12.12.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/50435 (abgerufen am: 01.11.2024 )

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