Bud Spencer ist tot. Er war Jurist, für Marcel Schneider aber auch Symbol der Sicherheit und Beständigkeit. In seinem Ressort "Studium & Referendariat" gab es 2016 sowieso wenig davon. Aber umso mehr Galgenhumor des Juristennachwuchses.
Man kann einen Jahresrückblick chronologisch aufziehen. Oder man spult vor, bis man beim Bedeutsamsten angekommen ist. Das ist nicht nur für die Redaktion des LTO-Ressorts "Studium & Referendariat", sondern auch für die betroffenen Studenten und Referendare die kommende Reform des Jurastudiums. Was genau wird sich ändern? Sollte oder muss ich meinen Studienverlauf anpassen? Wenn ja, wie?
Auch diejenigen, die mitten im Referendariat stecken oder bald ans Ende ihrer Juristenausbildung gelangen und aller Voraussicht nach von den Änderungen nicht betroffen sein werden, haben Fragen. Werden es künftige Absolventen einfacher haben? Ist das in Anbetracht der juristischen Notenfixierung vielleicht sogar unfair mir gegenüber? Oder werden juristische Arbeitgeber in Zukunft berücksichtigen, unter welchen Prüfungsordnungen ich das Examen abgelegt habe?
Als Redaktion möchten wir den Lesern so viele dieser Fragen wie möglich beantworten. Dafür führen wir unzählige Telefonate, kontaktieren Experten und besuchen Veranstaltungen zum Thema. Zu den zwei Kernpunkten der Reform – Abwertung des Schwerpunktbereichs und Entschlackung des Pflichtstoffs für das Examen – ist auf LTO eine Reihe mit Debattenbeiträgen gestartet, die sich im Laufe des nächsten Jahres fortsetzt. Fest steht bisher nur eins: Die nächsten Monate bis zur Justizministerkonferenz im Herbst 2017 stellen die Weichen für die künftigen Juristen.
Die anderen Herausforderungen: wenig Geld und Unterstützung
Auch abseits der großen Reformpläne müssen Studenten und Referendare seit diesem Jahr ganz praktisch eine Menge bei der Planung ihrer Ausbildung beachten. So hat mit Thüringen im Mai auch das letzte Bundesland den Beamtenstatus auf Widerruf für Rechtsreferendare abgeschafft. Ergebnis: 400 Euro weniger netto. Und das als ohnehin schon nicht sonderlich großzügig bedachter Staatsazubi. Der kleine Lichtblick aus 2015, als es zumindest für Referendare in NRW Nachzahlungen gab, hat sich erst kürzlich erledigt. Das Bundesverwaltungsgericht hat ziemlich deutlich gemacht: mehr Geld gibt es nicht.
Wer im Vorbereitungsdienst in der Anwaltsstation etwas hinzuverdient, wird von so manchem Dienstherrn im Streit um die Sozialversicherungsbeiträge auf die Stationsvergütung im Stich gelassen. Oder, wie etwa in Hamburg, mit dubiosen Zwischenlösungen abgespeist. Viele Referendare überlegen seitdem noch gründlicher, ob, wo und wie lange sie auf Tauchstation gehen wollen. Und mancher Abiturient, der von den Erschwernissen der klassischen Juristenausbildung hört, entscheidet sich stattdessen lieber gleich für den Bachelor of Laws.
Sie halten es aus – und machen was draus
Doch obwohl das Damoklesschwert der Examina über den Köpfen der angehenden Juristen schwebt, erleben wir es als Redakteure immer wieder, dass sie es mit Humor nehmen. Sie ärgern sich über nervige Kollegen in der Arbeitsgemeinschaft und verstehen nicht ganz ernst gemeinte Vorschläge zur Prüfungsvorbereitung als Spaß. Mehr noch: Studenten und Referendare interessieren sich. Zum Beispiel für das Vorhaben, das Staatsexamen am PC schreiben zu lassen. Oder die Unterschiede zwischen Klausuren für das Erste und das Zweite Examen.
Besonders aber mögen wir Ihre Geschichten. Darüber, wie Sie Ihr Studium schon vor dem Berufseinstieg im Alltag nutzen. Wie Sie sich selbstständig machen, ein Stadtverbot beim Fußball-Derby Ihres Lieblingsvereins kippen oder fehlendes Weihnachtsgeld erstreiten. Oder wenn Sie uns kontaktieren, um Ihre Erfahrungen in den unterschiedlichsten Referendarstationen mit den anderen Lesern zu teilen. Egal, ob Sie nun in Brüssel, Moskau oder Teheran waren.
Einer, der im ersten Versuch durchgefallen war und im zweiten mit Prädikat bestanden hat, hat rückblickend gegenüber LTO behauptet, das Examen sei kein Hexenwerk. Das macht Mut für das nächste Mal, wenn die Juristenausbildung den Studenten und Referendaren sagt: "Ich hab' aber nur Zitrone im Angebot!" (Bud Spencer in: Zwei außer Rand und Band, 1977).
Marcel Schneider, Mein Rückblick auf 2016: . In: Legal Tribune Online, 22.12.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21561 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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