Zeichnungen von Gefängnisinsassen bei Art and Prison e.V.: Ein halber Quad­r­at­meter Frei­heit

Im Gefängnis sollen Straftäter sich bessern, doch die Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung sind begrenzt. Einen Ausweg kann die Kunst bieten. Der Art and Prison e.V. richtet Wettbewerbe für Insassen aus aller Welt aus.

Peter Echtermeyer kennt die Menschen hinter den Gittern und die Gitter in den Köpfen der Menschen: Seit 1989 ist der Diakon als Gefängnisseelsorger tätig, in den letzten 25 Jahren hat er in so ziemlich jeden erdenklichen Abgrund am Rande der Gesellschaft geblickt.

Von den Anstrengungen des Staates um einen angemessenen Umgang mit seinen Gefangenen ist er nicht überzeugt: "Es wird zwar viel von humanem Strafvollzug und Maßnahmen zur Resozialisierung geredet, aber tatsächlich getan wird zu wenig." Auch deshalb hat Echtermeyer im Jahr 2009 mit "Art and Prison" einen Verein ins Leben gerufen, der Gefängnisinsassen Entfaltung ermöglichen und Perspektive bieten soll.

Seitdem hat Art and Prison drei internationale Kunstwettbewerbe ausgerichtet, zu denen hunderte Bilder von Gefängnisinsassen aus über 60 Ländern eingesendet wurden. "Es gibt von Land zu Land deutliche Unterschiede, die auch die gesellschaftlichen Gegebenheiten spiegeln", sagt Echtermeyer. Aus England beispielsweise hätten ihn mehrere sehr plastische Motive wie etwa die Zeichnung eines Jesus auf dem elektrischen Stuhl erreicht; in russischen Gemälden liege oft die Tatverarbeitung im Vordergrund, chinesische Zusendungen seien in ihrem Ausdruck zurückhaltender. Ein Strukturelement, das beinahe alle Länder eint, sei hingegen die häufige Verwendung von sich durchkreuzenden Linien: das Muster der Gitterstäbe und Zäune, durch das die Maler nach draußen blicken.

Die Organisation der Wettbewerbe sei aufwändig, sagt Echtermeyer, "allein über die Zollformalitäten könnte ich inzwischen ein Handbuch schreiben." Die rund 50 Mitglieder von Art and Prison arbeiten ehrenamtlich, der Verein finanziert sich durch Spenden, bezuschusste Einkäufe bei Onlinehändlern und den Verkauf seines Katalogs, der auf 126 Seiten etliche Zeichnungen von Gefängnisinsassen präsentiert und Kontext und Bezüge erläutert. Sporadisch werden die Bilder auch ausgestellt – zuletzt etwa im Justizpalast in München.

Zehn ausgewählte Werke aus verschiedenen Ländern präsentieren wir hier.

Zitiervorschlag

Constantin Baron van Lijnden, Zeichnungen von Gefängnisinsassen bei Art and Prison e.V.: . In: Legal Tribune Online, 30.11.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/17702 (abgerufen am: 22.11.2024 )

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