Wenn es eine Jahreszeit gibt zum Hütetragen für Anfänger, dann ist es der Herbst. Denn da macht ein Hut nicht nur schick sondern auch Sinn. LTO hat sich zum Beginn des Hut- und Mützenwetters mit der Berliner Hutdesignerin Fiona Bennett unterhalten. Die gebürtige Engländerin hat unter anderem Stars wie Katie Holmes und Christina Aguilera wortwörtlich unter die Haube gebracht.
In den aktuellen Hut-Kollektionen für Herbst und Winter 2010/11 geht der Trend zur Gemütlichkeit, berichtet die Hutmacherin: "Bei uns sind die weich verarbeiteten, schmeichelhaften und wenig kantigen Formen sehr gefragt." Dazu zählen überdimensionale, grob gestrickte Mützen und große Kapuzenschals – für Männer und für Frauen. "Alle dabei verwendeten Stoffe sind weich, sanft und kuschelig."
Bei den Farben gibt es zeitlose Klassiker: "Schwarz geht immer, Anthrazit und Grau zählen ebenfalls eigentlich jedes Jahr mit zu den gefragtesten Farben. Außerdem wird zurzeit auch oft nach warmen Brauntönen verlangt. Wollweiß und Silbergrau gehen auch ganz gut", so Fiona Bennett gegenüber LTO.
Nun sind natürlich extravagante Designer-Kapuzen wie sie Kylie Minogue und Rihanna in ihren Musikvideos tragen nicht unbedingt passende Kopfbedeckungen für den Weg ins Büro oder in die Kanzlei. Schon gar nicht für Männer. Denen empfiehlt Fiona Bennett einen hollywood-erprobten Klassiker: Den Malcom. Das ist eine Schiebermütze, die Brad Pitt während seines Berlinaufenthaltes für die Dreharbeiten zu Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" bei Fiona Bennett gekauft hat und seitdem auf allen möglichen roten Teppichen der Welt trägt. "Diese Mütze ist in sich elegant geschnitten und sitzt etwas windschief. Sie ist damit auf den zweiten Blick raffiniert und ausgefallen, wirkt aber auf den ersten sehr klassisch. So kann man sie gut zum Businessoutfit kombinieren. Und es gibt sie in hochwertigen, klassischen Stoffen wie etwa Kaschmir, was gut zu einem Herbst- und Winteranzug passt."
Mann mit Hut fällt auf
Wer Brad Pitts Mütze aufsetzt, sollte sich allerdings im Klaren darüber sein, dass er damit auch ein kleines Bisschen von Brad Pitts Aufmerksamkeit bekommt. "Wenn ein Mann mit Hut den Raum betritt, dann schaut eigentlich jeder hin. Ein Mann mit Hut muss deshalb schon sehr selbstbewusst und stilsicher sein. Meist sind das Männer, die sich ihrer Wirkung mit Hut durchaus bewusst sind und diese auch genießen." Männer, die sich von Fiona Bennett einen Hut anfertigen lassen, wissen meist ganz genau, was sie wollen. "Das sind überaus elegante und detailverliebte Herren, die guten Schuhe genauso lieben wie einen gut verarbeiteten Hut."
Businessladys tragen nach Beobachtung der Berliner Hutmacherin gerne auch mal Herrenhüte auf dem Weg ins Büro oder zum Geschäftstermin. "Aber dann natürlich in weiblicheren Farben und wärmeren Tönen", so Bennett. "Ich habe eine Kundin, die ausschließlich Herrenhüte trägt und zwar immer in Popfarben wie Pink, Gelb oder Türkis. Zum grauen oder schwarzen Kostüm sieht unheimlich gut aus."
Eine Besonderheit der aktuellen Damenkollektion sind die sogenannten Bibis. "Das sind kleine Plättchen auf dem Kopf, die eigentlich wie kleine, ironische Baskenmützen aussehen. Sie sitzen etwas seitlich und wirken damit sehr stylisch. Als Fashionstatement ist das eigentlich schon ein bisschen mehr als nur ein Hut", erklärt Fiona Bennett. Zur Abendgarderobe schlägt die Designerin filigranen Kopfschmuck mit Pailletten und Strasssteinchen vor oder kleine Blüten aus Leder. Metallicfarben sind da gerade ein Renner.
Hut erfordert Köpfchen
Einen Hut zu tragen oder nicht, ist eine Grundsatzentscheidung. Die Ausrede "Mit meiner Frisur geht das nicht!", gilt nicht, findet Fiona Bennett: "Im Grunde kann man mit jedem Haarschnitt Hüte tragen. Allerdings gibt es natürlich Frisuren, die ganz besonders gut geeignet sind, einen Hut darauf zu setzen, nämlich sämtliche Kurzhaarfrisuren und vor allem der Pagenkopf. Lange Haare kann man, wenn sie schön sind, offen tragen. Das sieht unter einem Hut sehr lässig aus. Wenn man die Haare zusammen bindet, sollte man lieber keinen Zopf oder Pferdeschwanz machen, sondern besser einen kleinen Knoten am Hinterkopf. Es ist nämlich nicht so gut, wenn zu viel vom Kopf ragt. Oben der Hut und hinten der Zopf – das ist zuviel."
Wer Hut trägt, braucht Köpfchen. Denn so ein Hut ist ein etwas komplizierter zu tragendes und nicht zu tragendes Kleidungsstück als andere, es gibt Regeln wann er auf- und wann abgesetzt werden sollte. Allerdings dürfen die laut Mrs. Bennett gut und gern etwas lax gehandhabt werden: "Früher waren die Benimmregeln ganz streng: Der Herr setzt im geschlossen Raum auf jeden Fall seinen Hut ab. Und er zieht den Hut zum Gruß. Aber nun leben wir ja in einer anderen Zeit. Heute geht es eher darum: Ist der Hut ein Accessoire, das zum Gesamtstyling gehört? Dann bleibt er auf dem Kopf. Auch im geschlossenen Raum. Ist er ein zweckmäßiges Kleidungsstück, das wärmt oder vor Regen schützt? Dann setzt man ihn beim Betreten eines Raumes ab, egal ob Mann oder Frau."
Hut-Trends: . In: Legal Tribune Online, 06.10.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/1657 (abgerufen am: 25.11.2024 )
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