Small Talk im Berufsleben

Wich­tige Gespräche in der Kaf­fee­küche

Gastbeitrag von Dr. Anja SchäferLesedauer: 5 Minuten

Nicht jedem liegt Small Talk und viele halten ihn für oberflächlich und überflüssig. Dabei ist Small Talk ein Schlüsselfaktor für den Erfolg im Beruf, weiß Anja Schäfer. Sie erklärt, wie man ins Gespräch kommt – und wann man gehen sollte. 

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80 Prozent unserer täglichen Kommunikation sind "kleine Gespräche" oder auch "Small Talk". Klein meint "klein" im Sinne von Dauer, fachlicher Relevanz oder Tiefe, nicht aber im Sinne von weniger Respekt, Wertschätzung und Interesse am Gegenüber. Denn Small Talk zu können, bedeutet soziale Kompetenz. 

Wer gut im Small Talk ist, kann in der Regel auch gut mit Menschen umgehen und profitiert damit doppelt: Small Talk hilft zum einen beim Networking. Wer locker plaudern kann, wird immer wieder gerne angesprochen oder eingeladen. 

Die Kunst des "kleinen Gesprächs" zu beherrschen, wirkt sich zum anderen regelmäßig auch positiv auf die eigene Karriere aus. Denn mitunter bringt ein kurzer Austausch mit Vorgesetzten oder Mandant:innen, in dem es "menschelt", zum Beispiel in der Kaffeeküche oder bei einem kurzen Telefonat, mehr ein als wochenlange Arbeit. Es überrascht daher nicht, dass gute Smalltalker:innen eher eingestellt und zumeist auch befördert werden. Wie können Sie "harmlose Plaudereien" beim Networking oder beim Erstkontakt mit Mandant:innen mit einfachen Mitteln dazu nutzen, eine gute Atmosphäre zu schaffen sowie gemeinsames Gesprächspotential zu entdecken?  

Tipp 1: Der erste Eindruck zählt 

Guter Small Talk beginnt lange vor dem ersten tatsächlich gesprochenen Wort. Denn für Ihren ersten Eindruck ist nicht nur entscheidend, was Sie sagen, sondern wie Sie es sagen.  

Prüfen Sie Ihre Einstellung zu Networking und Small Talk. Diese wird häufig unterschätzt, aber immer (mit)kommuniziert: ob bewusst oder unbewusst und auch dann, wenn Sie gar nicht reden. Denn 85 Prozent der Kommunikation, die Ihr Gegenüber erreicht, erfolgt nonverbal.   

Es hängt vorrangig von Ihrer Körpersprache, Gestik, Mimik und Stimme ab, wie der erste Kontakt verläuft, und ob dieser auch noch später sein Potential ausspielen kann. Nehmen Sie daher eine Haltung ein, die Ihre Kommunikation stärkt und echtes Interesse am Gegenüber zeigt. Das verleiht Ihnen Sicherheit, genauso wie die Vorbereitung bestimmter Gesprächssituationen. Sie können sich beispielsweise vorab Gedanken dazu machen, was Sie in dem jeweiligen Gesprächsmoment erreichen und auch sagen wollen. 

Tipp 2: Starten Sie nach Plan in ein "kleines Gespräch" 

Nennen Sie zum Einstieg Ihren Namen und stellen sich kurz vor. Entwickeln Sie bereits im Vorfeld eine Strategie zur Vorstellung Ihrer Person. Erzählen Sie aber am Anfang nicht zu viel, sondern binden Ihre Gesprächspartner:innen in das Gespräch ein. 

Stellen Sie Ihrem Gegenüber eine offene Frage ("Wer? Wie? Was? Warum? Womit?"). Auf diese Weise laden Sie diese Person ein, sich mehr als nur namentlich vorzustellen.  

Tipp 3: Wählen Sie ein passendes Thema 

Um die Relevanz von Themen einschätzen zu können, ist es nach dem Gesprächseinstieg in der Regel noch zu früh. Schließlich kennen Sie Ihr Gegenüber noch nicht. Positiv besetzte oder neutrale Themen wie bspw. Fragen nach der beruflichen Tätigkeit, dem letzten Urlaub, Hobbies oder Interessen wie Sport passen jedoch fast immer, zumal sich mit ihnen leichter eine angenehme Gesprächsatmosphäre erzeugen lässt.  

Damit Sie nicht immer auf das Wetter zurückgreifen müssen, stellen Sie im Verlauf des Gesprächs – und nicht nur zum Start – immer wieder offene Fragen, anstatt eingeübte Floskeln zu verwenden. Zeigen Sie vielmehr Interesse am Gegenüber und fragen sich, was Sie an ihm oder ihr interessiert. Fragen Sie beispielsweise: 

"Ich weiß eigentlich nur über Sie, dass Sie bei … arbeiten. Was machen Sie da genau beruflich?" 

So erhalten Sie einen ersten Eindruck vom Gegenüber, besonders bei einem Erstkontakt und können die persönliche Beziehung "anwärmen". Denn im Mittelpunkt steht das Finden von Gemeinsamkeiten, welche in einem möglichen Folgegespräch vertieft werden können. Eine intensive Diskussion bestimmter politischer oder anderer Sachthemen findet daher in den meisten Fällen erst zu einem späteren Zeitpunkt statt.  

Tipp 4: Seien Sie neugierig auf Ihr Gegenüber und hören Sie aktiv zu 

Wenn Ihr Gegenüber spricht, richten Sie Ihren ganzen Fokus nur auf ihn oder sie und hören aktiv zu. Seien Sie neugierig und zeigen Interesse. 

Denken Sie nicht gleichzeitig darüber nach, was Sie später antworten oder welche Frage Sie stellen werden. Das verursacht nur unnötigen Stress, den man Ihnen zumeist auch ansehen kann. Nicken, Mitlachen, ein "Ja, genau." oder Rückfragen "Wie meinen Sie das?" sorgen dafür, dass Sie zunächst im Gespräch und später positiv in Erinnerung bleiben. Denn eine interessierte Person ist gleichzeitig eine interessante Person.  

Tipp 5: Eine Gesprächspause ist keine Katastrophe 

Geraten Sie nicht in Panik, wenn ein Gespräch stockt. Schließlich bedeutet eine solche Pause nur, dass das Interesse Ihres Gegenübers am aktuellen Thema ruht oder erloschen ist. Sie können es mit einer Zusatzfrage wieder wecken oder zu einem anderen Thema wechseln.  

Setzen Sie sich dabei nicht unter Druck. Denn dann fällt Ihnen in der Regel auf die Schnelle erst recht nichts Sinnvolles ein. Fragen Sie sich nicht, "Was kann ich jetzt sagen?", sondern "Was interessiert mich noch?". Sie könnten an das bisherige Gespräch anknüpfen: "Sie sagten vorhin, dass … Darf ich Sie dazu noch etwas fragen?" oder auch ein anderes Thema anschneiden: "Mal etwas ganz anderes: Haben Sie schon …?" 

Tipp 6: Small Talk ist ein Dialog, kein Monolog  

Es ist auch Ihre Verantwortung, dass die einzelne Gesprächssituation ein Austausch ist. Folglich sollte weder Ihr Redebeitrag noch der Ihres Gegenübers in einem Monolog enden.  

Für Jurist:innen bedeutet dies im Umkehrschluss: Schaffen Sie nicht nur eine positive Gesprächsatmosphäre, indem Sie viele interessierte Fragen stellen. Sprechen Sie auch über sich und Ihre Expertise. Warten Sie nicht ab oder auf Fragen Ihres Gegenübers. Bringen Sie sich vielmehr proaktiv ein, statt diesem allein die "Redebühne" zu überlassen. Denn nur Kontakte mit (Gesprächs-)Potential hat jeder gern im Netzwerk. 

Tipp 7: Der letzte Eindruck bleibt 

Ein guter Gesprächsausstieg beim Small Talk ist keine Selbstverständlichkeit. Und das, obwohl in den allermeisten Fällen deutlich spürbar ist, wenn ein Gespräch dem Ende zugeht.  

Spätestens dann, wenn eine längere Pause eintritt oder Ihr Gegenüber wiederholt demonstrativ auf die Uhr schaut, sollten Sie eine zugleich wertschätzende, beziehungspflegende und freundliche Abschiedsformulierung im Kopf haben.  

Äußern Sie sich positiv über das Gespräch ("Es war sehr interessant, mich mit Ihnen zu unterhalten.") oder läuten Sie Ihren Weggang ein ("Leider muss ich mich verabschieden. Ich habe noch einen weiteren Gesprächstermin.") Werfen Sie einen Blick in die Zukunft ("Ich hoffe, wir sehen uns demnächst mal wieder.") und verabschieden Sie sich.  

Small Talk ist nicht schwierig, bedarf aber etwas Übung, wovon Ihnen der (Arbeits-)Alltag genug bietet. Denn auch "harmlose Plaudereien" mit Ihnen bereits bekannten Personen können Sie als Übungsfeld nutzen. Schließlich lohnt es sich sehr, auch bereits bestehende Beziehungen – etwa mit Mandant:innen oder Kolleg:innen – immer wieder durch einen kurzen Austausch "aufzuwärmen", bevor Sie zum geschäftlichen Teil kommen. 

Dr. Anja Schäfer ist Anwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien und unterstützt als Karrierementorin Juristinnen schwerpunktmäßig in puncto Netzwerkaufbau, Selbstmarketing und Sichtbarkeit als Expertin. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events für Juristinnen und spricht über die genannten Themen alle zwei Wochen in ihrem "Juristinnen machen Karriere! Podcast"

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