Die Edelfeder: Bernhard Schlink
Bernhard Schlink ist ein verdienter Jurist: 1981 stellte er seine Habilitationsschrift zur Amtshilfe fertig, ein Jahr später übernahm er einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Uni Bonn, lehrte dort bis 1991, wechselte danach kurzzeitig nach Frankfurt und schließlich bis 2009 nach Berlin. Von 1987 bis 2006 war er zudem Richter am Verfassungsgerichtshof NRW.
Dennoch sind es nicht seine juristischen Meriten, mit denen Schlink zu Weltruhm gelangt ist. Der Mitautor des staatsrechtlichen Standardwerks Pieroth/Schlink war von Kindestagen an begeisterter Autor fiktionaler Geschichten; im Alter von acht Jahren verfasste er nach einem Streit mit seinem Bruder sein erstes Drama, Titel: "Der Brudermord". Es folgten weitere Romane, ganz überwiegend Krimis, namentlich etwa die Trilogie "Selbs Justiz", "Selbs Betrug" und "Selbs Mord", welche die Erlebnisse des Privatdetektivs Gehard Selb schildert, wohlwollend rezensiert und teils mit Preisen ausgezeichnet wurde.
Sein großer, karrieredefinierender Wurf gelingt dem heute 70-Jährigen aber 1995 mit dem historischen Roman "Der Vorleser", der den Umgang mit den Tätern des Holocausts geschickt mit der Erzählung einer ungleichen Liebesbeziehung verquickt. Das Werk zu diesem deutschen Thema wurde, wohl nicht zuletzt dank seiner nüchternen, klaren Sprache, zum internationalen Bestseller, in 40 Sprachen übersetzt und mit Starbesetzung (Kate Winslet, Ralph Fiennes) verfilmt.
Heute lebt Schlink in New York und Berlin. Er pflegt einen zurückhaltenden Umgang mit den Medien und schreibt noch immer. Zuletzt brachte es sein im August 2014 erschienener Roman "Die Frau auf der Treppe" auf die Spiegel-Bestsellerliste im Bereich Belletristik.
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