Paul Ronge (1901-1965), die womöglich wirklich gute Seele
In den 1930er Jahren gehörte Paul Ronge zu den bekanntesten Strafverteidigern der Weimarer Republik. Während der NS-Zeit verteidigte Ronge auch Regimegegner. Vor allem aus den Kriegsjahren, als die zunehmend brutalisierte Strafjustiz für jeden Hühnerdieb einen Weg unter das Fallbeil suchte, erzählen Ronges Memoiren von erschütternden Szenen. Ronges Kanzlei hatte bis zum Einmarsch der Roten Armee ihren Sitz in Königsberg, Ostpreußen. Mit Kriegsende siedelte er nach Berlin um.
1946 ordnete der französische Kommandant von Berlin an, einer Helene Schwärzel den Prozess zu machen, die zwei Jahre zuvor Carl Goerdeler, den Angehörigen der Verschwörung des 20. Juli 1944, auf seiner Flucht vor der Gestapo verraten hatte. Auf Bitten der Witwe Goerdelers übernahm Ronge die Verteidigung Schwärzels. Das Landgericht Moabit verurteilte die Denunziantin zu 15 Jahren Zuchthaus, die Revision reduzierte die Strafe auf sechs Jahre.
Paul Ronge war mit Carl Goerdeler befreundet gewesen und er verteidigte die Frau, die ihn der NS-Justiz ausgeliefert hatte.