Martin Walser – Finks Krieg
Als einer von nur zwei Romanen in dieser Liste basiert "Finks Krieg" auf einer wahren Begebenheit, nämlich dem als "Affäre Gauland" bekanntgewordenen Politikskandal um den früheren hessischen Staatssekretär Alexander Gauland. Dieser hatte 1989 dem Ministerialrat Rudolf Wirtz gegen dessen Willen sein Amt als Kirchenkoordinator entzogen – vorgeblich infolge Beschwerden hoher Kirchenvertreter, die sich unter anderem in ihrer Forderung nach Mitsprache bei der universitären Theologenausbildung durch Wirtz' mangelnde Unterstützung düpiert sahen, tatsächlich aber wohl aufgrund parteipolitischen Ränkespiels.
Die juristische Aufarbeitung des Geschehens, die sich über Jahre zog und unter anderem das Bundesverwaltungsgericht, die Staatsanwaltschaft Wiesbaden und die hessische Justizministerin beschäftigte, hat Martin Walser 1996 in Romanform gegossen. Dessen Hauptfigur Stefan Fink, leicht erkenntlich als Alter Ego des geschassten Wirtz, fordert ebenso wie dieser Rehabilitation, hat damit nach zähem Kampf sogar Erfolg und verrennt sich schließlich dennoch im unbedingten Einfordern dessen, was er für sein Recht hält. Der Charme des Buchs liegt in der Ambivalenz seiner mit feinen Strichen gezeichneten Akteure, die sich in einem schmutzigen Kampf zerfleischen, der keine Gewinner kennt oder verdient – und schließlich mit einer bittersüßen (wenn auch fiktiven) Katharsis aufgelöst wird.
Bild: Suhrkamp