6. Sie nehmen die Hürde knapp
Der Aufbau des recht langen Jurastudiums lädt ja geradezu dazu ein, mit seiner Lernenergie bewusst sparsam umzugehen. Nach den Universitätsnoten fragt später kein Mensch, und auf ein ausreichend kommt man schon irgendwie, so lange man den Gutachtenstil beherzigt und nicht gerade das Abstraktionsprinzip missachtet. Daher gilt vielen als Leitspruch: Vier gewinnt! Ein gutes Pferd springt schließlich nur so hoch, wie es muss. Pünktlich zur Examensvorbereitung wird dann der innere Schweinehund an die Leine gelegt, alles Versäumte nachgeholt und der Notenschnitt im Handumdrehen verdoppelt. Wenn es tatsächlich so läuft, ist dagegen wenig einzuwenden. Die Praxis sieht aber meist anders aus. Das Examen ist sowohl vom Umfang als auch vom Anspruch her schwerer als die universitären Prüfungen. Wer sich also bei diesen schon schwer tut, wird bei jenem an seine Grenzen stoßen. Anders als in vielen anderen Studiengängen wird bei Jura nicht am Anfang gesiebt, sondern am Ende. Wer schon in frühen Semestern nur mit Müh und Not besteht, sollte zumindest darüber nachdenken, ob das Fach wirklich seinen Talenten entspricht.
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