Der frühere VW-Manager Herbert Diess sagt im Prozess um Schadensersatzforderungen von VW-Aktionären am OLG Braunschweig aus. Die Verantwortung für Abgasmanipulationen siedelt er bei Martin Winterkorn an.
Der ehemalige Chef des Automobilkonzerns Volkswagen, Herbert Diess, hat am Dienstag im milliardenschweren Investorenprozess (Az. 3 Kap 1/16) eine eigene Verantwortung in der Abgasaffäre von sich gewiesen. "Ich hatte den Eindruck, dass das Thema solide abgearbeitet wird.", sagte Diess, der vor dem Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig als Zeuge auftritt.
Die Annahme vieler Beobachter, dass die Befragung keine großen Überraschungen bringen dürfte, bestätigte sich schnell. Nach einigen Jahren als Manager bei BMW war der promovierte Ingenieur erst kurz vor Bekanntwerden der Abgasaffäre als Chef der Kernmarke zu Volkswagen gewechselt und sollte als Nachfolger auf den mächtigen Konzernboss Winterkorn aufgebaut werden. Vor Gericht berichtete Diess über die komplexe Einarbeitung in einen Konzern, den zu dieser Zeit mehrere Probleme plagten.
In den Monaten vor dem Bekanntwerden des Skandals hätten die handelnden Personen rund um den damaligen Konzernboss Martin Winterkorn auf ihn sehr kompetent gewirkt. Auch wenige Tage zuvor sei es für ihn weiterhin ein Technikthema gewesen, aber kein drohender Skandal, sagte Diess in den ersten zwei Stunden seiner Vernehmung. Winterkorn sei damals nach seiner Erinnerung klar in seinen Anweisungen gewesen. "Es waren von mir keine weiteren Maßnahmen nötig", erklärte Diess. "Ich war sicher, dass das in guten Händen ist."
Aussage liefert keine neuen Erkenntnisse
Von der Notice of Violation, also der Bekanntmachung der Verstöße durch US-Behörden, am 18. September 2015, sei er auf einer Spanienreise kalt überrascht worden, berichtete Diess. Auf die Frage des Richters, ob er Anhaltspunkte für früheres Wissen bei Winterkorn oder dem gesamten Vorstand hatte, antwortete Diess: "Ich hatte nicht den Eindruck.".
Nach einer Mittagspause beantwortete Diess trotz auch die Fragen der Streitparteien. In entspannter Pose in Richtung der Anwälte gelehnt, brachten ihn die Fragen der Klägerseite nicht aus der Ruhe. Neue Erkenntnisse oder Überraschendes gab es aber auch nach insgesamt knapp fünf Stunden Befragung nicht.
Die Manipulationen an Dieselmotoren flogen im September 2015 auf. In dem Verfahren nach Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz kämpfen Anleger nun um Schadensersatz für erlittene Kursverluste. Auf der Zeugenliste stehen außer Diess auch die früheren Konzernchefs Matthias Müller und Martin Winterkorn. Müller soll am 7. Februar, Winterkorn am 14. und 15. Februar aussagen.
dpa/sts/LTO-Redaktion (aktualisiert am 16/01/24 um 16:40 Uhr)
KapMuG-Prozess in Braunschweig: . In: Legal Tribune Online, 16.01.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/53649 (abgerufen am: 02.11.2024 )
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