Die drei Jahre Haft, zu denen das LG Darmstadt den Angeklagten Sanel M. im Tugce-Prozess verurteilte, will die Verteidigung nicht anerkennen und kündigte nun Revision an. Vor und nach der Urteilsverkündung kam es zu Ausschreitungen.
Die Verteidigung von Sanel M. will das Urteil im Tugce-Prozess angreifen. "Wir werden in Revision gehen", sagte sein Anwalt Heinz-Jürgen Borowsky am Dienstag vor dem Landgericht (LG) Darmstadt. Man halte die Begründung des Gerichts nicht für überzeugend, es hätte bessere Möglichkeiten gegeben, als Sanel M. für drei Jahre im Gefängnis wegzusperren.
Die Verteidigung hatte eine Bewährungsstrafe gefordert. Das Gericht verurteilte den Angeklagten jedoch wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu drei Jahren Haft. Sanel M. hatte Tugce im vergangenen November auf dem Parkplatz eines Offenbacher Schnellrestaurants einen Schlag versetzt. Die damals 22-jährige Lehramtsstudentin schlug auf den Boden auf und zog sich schwerste Kopfverletzungen zu, an denen sie später starb.
Tugce-Plakate bespuckt, Verstorbene beleidigt
Nach dem Urteil soll es bei einer Mahnwache für die tote Studentin zu Aggressionen gekommen sein. Mehrere Frauen hätten auf die Plakate mit Tugces Foto gespuckt und Beleidigungen ausgesprochen, berichteten Verwandte der Verstorbenen.
Sie hatten am Dienstag vor dem Gerichtsgebäude in Darmstadt mit Kerzen, Fotos und schwarzen Blumen an die 22-Jährige erinnert, während Richter Jens Aßling im Gerichtssaal das Urteil gegen Sanel M. begründete. Bereits vor dem Urteil war es im Gerichtsgebäude unter den wartenden Zuschauern zu Tumulten und Rangeleien gekommen.
dpa/avp/LTO-Redaktion
Nach Urteil im Tugce-Prozess: . In: Legal Tribune Online, 16.06.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/15880 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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