Mit einer offenherzigen E-Mail an eine Anwältin hat ein Laienrichter einen Rotlicht-Prozess in Hamburg platzen lassen. Nun muss er die Kosten des Verfahrens tragen.
Unter der Betreffzeile "Hamburg meine Perle" schrieb ein Schöffe nach einem Verhandlungstag die Strafverteidigerin an. In seiner E-Mail bedauerte der Laienrichter, dass er sich nach der Verhandlung "gar nicht mehr von ihr habe verabschieden" konnte. Außerdem enthielt die Mail eine Formulierung, wonach er gerne "die böse Staatsanwältin" gehauen hätte.
Die Anwältin, die einen der insgesamt vier Angeklagten vertritt, verlas die Mail daraufhin im Gerichtssaal; die Staatsanwaltschaft beantragte die Ablösung des Schöffen wegen Befangenheit. Das Amtsgericht (AG) Hamburg folgte jetzt dem Antrag. Damit müsse der seit dem 4. Juni laufende Prozess komplett neu beginnen, teilte das Gericht am Donnerstag mit.
Der Schöffe verlas am Donnerstag eine persönliche Erklärung. Darin bestritt er, sich verliebt zu haben. Er sei eben ein kommunikativer Mensch. Zugleich entschuldigte er sich bei der Staatsanwältin. Der Mann muss dem Gerichtsbeschluss zufolge die Kosten des Verfahrens tragen, also etwa Honorare der Verteidiger und Auslagen der Zeugen. Medien schätzen die Kosten auf eine sechsstellige Summe.
In dem Prozess sind vier Männer wegen Körperverletzung angeklagt. Sie sollen auf St. Pauli einen Türsteher angegriffen haben. Einer von ihnen soll auch drei Frauen verletzt haben.
dpa/mbr/LTO-Redaktion
AG Hamburg löst Schöffen ab: . In: Legal Tribune Online, 31.07.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/16453 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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