Viele deutsche Unternehmen haben Compliance-Regeln für den Umgang mit ausländischen Geschäftspartnern definiert. Allerdings wird bei fast der Hälfte der Firmen nicht kontrolliert, ob diese auch eingehalten werden.
Viele deutsche Unternehmen wollen sich im Ausland neue Absatz- und Einkaufsmärkte erschließen und haben für den Umgang mit ausländischen Partnern auch Prozesse und Regeln definiert. So geben 71 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage an, sich neue Absatz- und Einkaufsmärkte im Ausland erschließen zu wollen.
YouGov und der E-Discovery-Anbieter KrolLDiscovery haben im Juni dieses Jahres 256 Entscheider aus Vertriebs- und Einkaufsabteilungen sowie der Geschäftsführung deutscher Unternehmen zum Thema internationale Geschäftsbeziehungen befragt.
Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmensverantwortlichen (69 Prozent) sehen sich dabei mit rechtlichen Risiken konfrontiert. Immerhin sind sich drei Viertel der Mitarbeiter von international tätigen Unternehmen der Regeln und Gesetze bewusst, die im Umgang mit ausländischen Partnern gelten: Vier von fünf Unternehmen (79 Prozent) haben Prozesse und Regeln für internationale Geschäftsbeziehungen definiert.
Doch nur 57 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass die Einhaltung dieser Compliance-Regeln auch kontrolliert wird, heißt es in der Umfrage. Ein Problem sei die Vielzahl nationaler Gesetze, über die fast jeder Zweite (47%) keinen Überblick habe.
Schmiergelder "manchmal unverzichtbar"
Zudem hätten die Unternehmen das Gefühl, sich an lokale Gegebenheiten anpassen zu müssen, um international erfolgreich zu sein – auch wenn sie dabei mit deutschen Gesetzen in Konflikt geraten. Mehr als die Hälfte (55%) der Befragten sieht dies als notwendig an, und 37 Prozent halten auch Schmiergelder oder kleine Gefälligkeiten manchmal für unverzichtbar, um Geschäfte im Ausland abzuschließen.
Im Einkauf entscheiden sich laut der Umfrage sogar zwei Drittel der Befragten gelegentlich bewusst gegen das günstigste oder transparenteste Angebot, um gute Beziehungen zu ausländischen Lieferanten aufrecht zu erhalten.
"Zwischen der Selbstwahrnehmung deutscher Unternehmen und ihrem Handeln besteht ein Widerspruch", sagt Helmut Sauro, Senior Business Development Manager bei KrolLDiscovery. Zwar behaupte die überwiegende Mehrheit der Befragten, im Alltag auf alle geltenden Regeln und Gesetze zu achten. "Zugleich geben aber sehr viele zu, im Sinne der Beziehungspflege manchmal gegen Ausschreibungsregeln zu verstoßen oder gar Schmiergelder zu zahlen."
ah/LTO-Redaktion
Umfrage: . In: Legal Tribune Online, 18.07.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/23492 (abgerufen am: 24.11.2024 )
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