OLG München setzt Haftbefehl außer Vollzug: Ex-Audi-Chef Stadler ist wieder frei

30.10.2018

Nach vier Monaten in Untersuchungshaft ist der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler wieder auf freiem Fuß. Das OLG München setzte den Haftbefehl vom Juni gegen Auflagen außer Vollzug.

Wie das Oberlandesgericht (OLG) München am Dienstag mitteilte, bestehe der Betrugsverdacht im Zusammenhang mit der Abgasaffäre aber weiter. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Stadler, den Verkauf von Dieselautos mit manipulierten Abgaswerten in Europa nach Aufdeckung der Betrügereien in den USA 2015 geduldet zu haben: Er habe von den Manipulationen gewusst oder sie zumindest bewusst ignoriert. Ob Stadler die Vorwürfe bei den Vernehmungen weiterhin bestritten hat, ist nicht bekannt.

Das OLG München geht weiter von einem dringenden Tatverdacht aus und sieht auch weiterhin Verdunkelungsgefahr. Unter der Auflage, jeden Kontakt "zu allen für das Ermittlungsverfahren relevanten Personen" zu vermeiden und gegen Zahlung einer Kaution setzte der Senat den Haftbefehl jedoch außer Vollzug. Stadler soll bei einem abgehörten Telefonat erwogen haben, einen Zeugen im Ermittlungsverfahren der Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Porsche zu beeinflussen.

Der 55-jährige Manager war am 18. Juni wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr in Ingolstadt verhaftet worden und saß im Gefängnis Augsburg-Gablingen ein. Die Aufsichtsräte von VW und Audi entbanden ihn sofort nach der Festnahme von seinen Aufgaben als VW-Vorstand und Audi-Chef, "bis der Sachverhalt geklärt ist, der zu seiner Verhaftung geführt hat". Seither leitet Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot das Unternehmen als kommissarischer Vorstandsvorsitzender.

Anfang Oktober löste der VW-Konzern Stadlers Ende 2019 auslaufenden Vertrag schließlich einvernehmlich und mit sofortiger Wirkung auf. Ohne Ämter hatte Stadler mit seiner Haftbeschwerde beim OLG Erfolg, zuvor waren sie abgewiesen worden.

Stadler war seit 2007 Audi-Chef gewesen. Die Staatsanwaltschaft in München ermittelt im Audi-Dieselskandal gegen 20 Beschuldigte, darunter auch ein Mitglied des heutigen Audi-Vorstands. Ein ehemaliger Porsche-Vorstand und vormaliger Audi-Motorenentwickler war im Juni nach neun Monaten Untersuchungshaft vom OLG freigelassen worden, trotz Tatverdachts und Verdunkelungsgefahr - ebenfalls unter Auflagen.

dpa/ah/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

OLG München setzt Haftbefehl außer Vollzug: . In: Legal Tribune Online, 30.10.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/31783 (abgerufen am: 15.11.2024 )

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