Unternehmenstransaktionen: Es war ein heißer M&A-Sommer

von Dr. Anja Hall

04.10.2018

Die M&A-Anwälte konnten den Jahrhundertsommer vor lauter Arbeit wohl kaum genießen: Im dritten Quartal – vor allem im Juli – gab es ungewöhnlich viele Unternehmenstransaktionen, berichten verschiedene Marktbeobachter.

Laut einer Auswertung der Personalberatung Cogens wurden im dritten Quartal 369 Transaktionen öffentlich gemacht, etwa durch Pressemitteilungen der beteiligten Kanzleien oder durch Berichte in der Fachpresse. Das sei ein für das Sommerquartal ungewöhnlich hoher Wert. Da sich das Geschäft im Herbst meist nochmals belebe, dürfte 2018 ein Rekordjahr für Unternehmenstransaktionen werden, heißt es bei Cogens.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt man bei der Kanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton, die quartalsweise ein "M&A-Telegramm" publiziert. Dr. Michael J. Ulmer, M&A-Partner im Frankfurter Cleary-Büro, nennt etwa an die Karstadt/Kaufhof-Fusion oder den Hymer-Verkauf als Beispiele für die "rege M&A-Aktivität" in diesem Sommer. Zudem hätten Finanzinvestoren für Milliarden-Transaktionen gesorgt, etwa bei dem Erwerb des Softwareunternehmens Suse durch die Beteiligungsgesellschaft EQT.

Weniger Großdeals, dafür viele kleine Transaktionen

Bei den vielen Deals in den Sommermonaten blieben die M&A-Teams der großen Wirtschaftskanzleien weitgehend unter sich: An 336 der insgesamt 369 von Cogens verzeichneten Transaktionen waren die "Top-80-Kanzleien" beteiligt. Das sind die 50 umsatzstärksten Kanzleien in Deutschland sowie kleinere Büros von insbesondere angelsächsischen Kanzleien, die im Transaktionsmarkt sehr aktiv sind.

Im dritten Quartal gab es lediglich 22 Transaktionen, an denen mindestens 25 Berufsträger beteiligt waren - ein eher unterdurchschnittler Wert. Freshfields Bruckhaus Deringer war der Erhebung zufolge in neun, Hengeler Mueller in sechs und Linklaters in fünf dieser arbeitsreichen Transaktionen vertreten. Ungewöhnlich hoch sei dagegen die Zahl von Transaktionen mit weniger als 20 gemeldeten Berufsträgern gewesen, heißt es bei Cogens. In diesem Segment waren insbesondere CMS, Noerr und auch Heuking Kühn Lüer Wojtek stark.

Mit einem Anteil von 6,2 Prozent war Hengeler Mueller laut der Auswertung im dritten Quartal am häufigsten an den gemeldeten Transaktionen beteiligt. Es folgen Noerr (5,5 Prozent) und Freshfields (5,1 Prozent). Auf den Plätzen 4 und 5 liegen Heuking (4,7 Prozent) und CMS (4,5 Prozent). Latham & Watkins, Hogan Lovells, Ashurst, Taylor Wessing und White & Case komplettieren die Top 10.

Das M&A-Geschäft wird wohl weiter zulegen

Auch wenn der Jahrhundertsommer vorüber ist, bleiben die Marktteilnehmer zuversichtlich, was das M&A-Geschäft angeht. Wie es im "European M&A Outlook" der Wirtschaftskanzlei CMS und des Branchendienstes Mergermarket heißt, streben mehr als 70 Prozent der 230 befragten Unternehmen und Finanzinvestoren im kommenden Jahr einen M&A-Deal an. 22 Prozent erwarten in den nächsten zwölf Monaten eine deutliche Zunahme der M&A-Aktivitäten. Als Grund wird vor allem das starke Interesse ausländischer Käufer an europäischen Gesellschaften genannt.

Hintergründe dafür seien der sich verschärfende Handelskrieg zwischen den USA und China sowie die bevorstehenden US-Midterm-Wahlen und Unsicherheiten im Zusammenhang mit möglichen Richtungsänderungen bei der US-Politik zu sehen, sagt Stefan Brunnschweiler, der die Praxisgruppe für Corporate/M&A bei CMS leitet: "Infolge der wachsenden Spannungen und des anhaltend soliden europäischen Wirtschaftswachstums bietet sich die Region als sicherer Hafen an."

Als größtes Hindernis für M&A-Aktivitäten in Europa wird in der Studie von Mergermarket und CMS jedoch die europäische Politik gesehen. Bei Cleary sieht man das ähnlich: "Protektionismus und Industriepolitik wie im Fall des Beteiligungserwerbs an 50Hertz durch die KfW oder der Untersagungsermächtigung bei Leifeld nehmen Transaktionssicherheit und erschweren das M&A-Geschäft", sagt Ulmer. Das diskutierte Absenken der Prüfschwelle bei der Investitionskontrolle erhöhe die Komplexität bei der Durchführung von Transaktionen. "Ob Mega-Deals zukünftig noch möglich sind, erscheint zunehmend fraglich."

Zitiervorschlag

Unternehmenstransaktionen: . In: Legal Tribune Online, 04.10.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/31303 (abgerufen am: 21.11.2024 )

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