King & Wood Mallesons hat für ihre Büros in Europa Insolvenzantrag gestellt. Damit einhergehend gibt die Kanzlei ihren Standort in München auf, lediglich mit einem kleinen Team in Frankfurt bleibt sie hierzulande präsent.
Das Aus hatte sich seit langem abgezeichnet. Im vergangenen Herbst war eine Rekapitalisierung der Sozietät gescheitert, weil sich nicht genügend Partner fanden, die King & Wood Mallesons (KWM) weitere finanzielle Mittel zuschießen wollten. Auch ein Deal mit dem chinesischen Arm der Kanzlei kam nicht zustande. Die Chinesen hatten sich zunächst bereit erklärt, für einen Teil der damals zur Rede stehenden 16,5 Millionen Euro aufzukommen. Im Gegenzug verlangten sie aber, dass sich die Partner verpflichten, für mindestens zwölf Monate bei KWM zu bleiben. Dieser Vorschlag fand nicht die erforderliche Mehrheit der Partnerversammlung.
Daraufhin prüfte das Kanzlei-Management, zu dem seinerzeit auch der deutsche Partner Michael Cziesla gehörte, den Zusammenschluss mit einem Wettbewerber. Es gab zwar einige Interessenten, doch eine Fusion der gesamten KWM-Standorte in Europa kam nicht zustande. Stattdessen übernahmen mehrere Wettbewerber im Verlauf der letzten Wochen und Monate kleinere Teams und einzelne Partner.
Inzwischen arbeitet nur noch eine kleine Gruppe von Anwälten in Deutschland für King & Wood Mallesons, auch der frühere Senior Partner Cziesla hat zwischenzeitlich die Kanzlei verlassen und ist zum Jahresbeginn zu McDermott Will & Emery gewechselt.
Rumpfteam in Frankfurt
Am 17. Januar nun stellte die Kanzlei in London den Insolvenzantrag. Die Insolvenz von KWM Europe and Middle East (EUME) bedeutet aber nicht, dass sich die Kanzlei komplett aus Europa zurückziehen wird. Das internationale Management von KWM teilt heute mit, dass es in Großbritannien, Kontinentaleuropa und dem Nahen Osten eine "strategische Präsenz" etabliert habe.
Demnach verbleibt die aus China gesteuerte Sozietät mit eigenen Standorten in London, Frankfurt, Dubai und Riyadh vertreten, hinzu kommen angeschlossene Büros in Madrid, Mailand und Brüssel. Die Plattform wird sich auf die Bereiche Corporate/M&A, Finance, Competition und Dispute Resolution konzentrieren und aus rund 30 Partnern, deren Associates und weiteren Mitarbeitern bestehen.
Für Deutschland bedeutet es jedoch das Aus für das Büro in München. In Frankfurt verbleiben die drei Partner Christian Cornett, Rüdiger Knopf und Rudolf Haas. Dazu hatte der chinesische Teil der Kanzlei im Dezember die King & Wood Mallesons Deutschland LLP gegründet.
Wang Junfeng, KWM Global Chairman, sagte: "Ich bin stolz und begeistert von der Entschlossenheit unserer Partner, die so hart daran gearbeitet haben, diese neue Praxis unter sehr schwierigen Umständen aufzubauen."
Partnerweggänge führten zur Schieflage
Als Insolvenzverwalter von KWM EUME wurden Andrew Hosking und Sean Bucknall von der britischen Restrukturierungsboutique Quantuma bestellt. Auch die King & Wood Mallesons EUME Services, bei der die Kanzleimitarbeiter angestellt sind, geht in die Insolvenz. Hosking kündigte bereits an, dass es Entlassungen geben werde, die Zahl stehe aber noch nicht fest. Einige Mitarbeiter wolle man für die Dauer der Insolvenzverwaltung an Bord behalten.
Hosking hat sich die Unterstützung weiterer Berater gesichert: Samantha Palmer von Ashfords soll sicherstellen, dass die Interessen der Mandanten gewahrt werden. Weitere Berater sind Rita Lowe von CMS Cameron McKenna und Steven Cottee von Pinsent Masons. CMS-Partnerin Lowe hat schon bei der Insolvenz von Dewey & LeBoeuf beraten.
Als Grund für die Insolvenz von KWM gelten die schweren personellen Verluste, die King & Wood Mallesons über das vergangene Jahr hinweg erlitten hat. Wie das britische Rechtsmagazin The Lawyer meldet, hatten insgesamt 90 Partner die Sozietät verlassen. Darunter waren nicht nur Partner und Teams, von denen sich die Kanzlei im Rahmen einer Restrukturierung und Neuausrichtung ohnehin trennen wollte, sondern auch viele umsatzstarke Anwälte. So kam es zu einer finanziellen Schieflage, aus der sich die Kanzlei nicht befreien konnte.
Anja Hall, Kanzlei-Pleite: . In: Legal Tribune Online, 18.01.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21809 (abgerufen am: 19.11.2024 )
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