Legal Project Management: Zur Effi­zienz ver­dammt

von Dr. Anja Hall

25.02.2016

2/2 Effizienz und Profitabilität im Blick

LTO: Was sind die konkreten Aufgaben eines solchen Legal Project Managers?

Franzmann-Haag: Steht der Rahmenplan, so achtet der Legal Project Manager darauf, die Effizienz und Profitabilität innerhalb dieses Rahmens kanzleiseitig zu steigern. Das kann erfolgen, indem in der Kanzlei Teilfragen der Sache so effizient und kostengünstig wie möglich besetzt und gelöst werden, andere ganz outgesourct werden, dass Technologie den Workflow erleichtert und dass die Arbeit der Spezialisten den budgetierten Stundenrahmen nicht überschreitet.

Das Legal Project Management verlangt dabei Erfahrung, Organisationstalent, sowie Techniken und Werkzeuge aus dem klassischen Projektmanagement. Daneben aber auch Kommunikationsstärke, Diplomatie, Fingerspitzengefühl, Fachkenntnis im Transaktionsgeschäft, Erfahrung mit Mandaten und Anwälten, Strukturwissen und Resilienz. Denn mit dem Legal Project Management bekommen Diskussionen über die Erreichung der Business-Ziele von Kanzleien, über Prioritäten, Zuweisung von Verantwortlichkeiten, optimale Ressourcenverteilungen in der Kanzlei, effizienteres Arbeiten, operationelle Risiken, Budgetierungsfragen eine ganz neue Qualität.

"Die Aufgaben in der Kanzlei spalten sich auf"

LTO: Verändert sich dadurch auch die Aufgabenverteilung innerhalb einer Kanzlei?

Franzmann-Haag: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die zunehmende Disaggregation von Rechtsdienstleistungen die Aufgaben innerhalb einer globalen Kanzlei aufspaltet. Dies nicht nur thematisch in Segmente, sondern zunehmend auch in Wissens- und Expertenaufgaben, also in Partnerarbeit auf der einen und in Organisations- und Zusammenführungsarbeiten für Associates und Project Manager auf der anderen Seite.

LTO: Wie weit hat sich das Legal Project Management in Deutschland denn bislang durchgesetzt?

Franzmann-Haag: Auf dem deutschen Markt machen zurzeit die britischen und amerikanischen Kanzleien den Anfang. Standardisierbare oder repetitive Prozesse, beispielsweise das Bewerten großer Unterlagenmengen bei der Due Diligence, werden hier schon seit längerem outgesourct. Der Legal Project Manager sorgt in diesen Kanzleien für Koordinations- und Sammelarbeiten bei großen, grenzüberschreitenden Transaktionen und für das Einhalten von Fristen und Budgets. Er ist dabei Ansprechpartner nach innen und außen.

LTO: Wie kommt das Konzept des Legal Project Managements ihrer Beobachtung nach hierzulande an?

Franzmann-Haag: Die Resonanz ist positiv, nicht zuletzt, weil der typische Legal Projekt Manager die Kanzlei wesentlich weniger kostet als ein Associate oder Anchor Associate, der bislang mit derlei Koordination befasst wird. Führende Kanzleien haben bereits verstanden, dass der Weg zu mehr Effizienz unausweichlich ist. Und weil letztlich alle Beteiligten mehr Transparenz bei Aufwand und Kosten, bessere Kommunikation, effektive Risikeneinschätzungen und Vorhersagbarkeit wünschen, scheint mir diese Entwicklung auch konsequent.

Sybille Franzmann-Haag, LL.M., ist Rechtsanwältin in Frankfurt am Main. Sie ist spezialisiert auf die Beratung von Kanzleien und Hochschulen im Bereich Projektmanagement und Legal Project Management.

Zitiervorschlag

Anja Hall, Legal Project Management: . In: Legal Tribune Online, 25.02.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18563 (abgerufen am: 20.11.2024 )

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