Die Allianz Deutschland und die Digitalagentur Rheingans haben eine Auszeichnung für ihr Engagement für faire Bezahlung erhalten. Der Sieg geht aber nach Island, dort ist der bereinigte Gender Pay Gap seit Jahren geschlossen.
Das gemeinnützige Berliner Fair Pay Innovation Lab (FPI) hat erstmals Unternehmen für faire Bezahlung ausgezeichnet. Unabhängig von Größe, Standort oder der jeweiligen Gesetzgebung können Unternehmen weltweit vorhandene Lohnlücken schließen und sich mit dem "Universal Fair Pay check" zertifizieren lassen. Die Auszeichnung steht unter der Schirmherrschaft von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Ausgezeichnet wurden u.a. die deutsche Versicherung Allianz Deutschland AG, die Digitalagentur Rheingans GmbH und das zweitgrößte isländische Energieunternehmen Reykjavík Energy.
Für die Zertifizierung analysieren Unternehmen im ersten Schritt ihre Entgeltstrukturen und überprüfen, ob die Beschäftigten für gleiche und gleichwertige Tätigkeiten auch gleich bezahlt werden. Im zweiten Schritt verringern sie vorhandene Lohnlücken und schließen diese im dritten Schritt.
Noch liegt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen nach Angaben des FPI im weltweiten Durchschnitt bei 23 Prozent. Neben dem Geschlecht seien auch Alter, Herkunft und sexuelle Orientierung Gründe für unfaire Bezahlung. "Unternehmen, die diese Strukturen gründlich überprüfen, können sich als Fair Pay Analyst, mit einem bereinigten Pay Gap von 0 % als Fair Pay Developer und als Fair Pay Leader auszeichnen lassen, wenn sie sämtliche Pay Gaps schließen konnten", so die Mitteilung der FPI.
Strengere Regeln in Island
Die Allianz hat mit dieser Selbstreflexion begonnen: Der Versicherungskonzern mit rund 25.000 Beschäftigten ist dabei, die eigenen Strukturen zu überprüfen und wird dafür als "Fair Pay Analyst" ausgezeichnet. "In der Allianz Deutschland sind wir mit einem aktuellen Equal Pay Gap nahe 1% auf einem sehr guten Weg“, sagt Allianz-Vorständin Renate Wagner. Ebenfalls als Fair Pay Analyst werden die deutsche Digitalagentur Rheingans GmbH sowie die IT-Beratung esentri AG ausgezeichnet.
Reykjavík Energy, das zweitgrößte isländische Energieunternehmen, unterliegt bereits seit einigen Jahren den strengen gesetzlichen Auflagen zur Entgeltgleichheit in Island, teilte FPI mit. "Reykjavík Energy hat den bereinigten Gender Pay Gap 2017 geschlossen und seitdem geschlossen gehalten. 2018 bekamen wir die isländische Equal-Pay-Zertifizierung, die die Diskriminierungsfreiheit der Vergütungsstrategien und der Lohnstruktur bestätigt", so Víðir Ragnarsson, Head of Diversity and Inclusion Initiatives bei Reykjavík Energy.
"Mit der Teilnahme am Universal Pay Check können wir uns noch einmal neu messen. Denn hier geht es nicht nur um den bereinigten Gender Pay Gap, sondern auch um die unbereinigte Lohnlücke zwischen Frauen und Männern sowie weitere Pay Gaps. Dies sind die Messgrößen, um die Ursachen für Ungleichbehandlungen von Grund auf anzugehen." Für das Jahr 2021/22 wird das Unternehmen als Fair Pay Leader ausgezeichnet, so wie auch das isländische Landspítali, führendes Krankenhaus und größter Arbeitgeber im isländischen Gesundheitswesen.
Die Auszeichnung der Pilotunternehmen sieht Henrike von Platen, Gründerin und CEO des FPI, als klares Signal für Chancengleichheit. "Faire Bezahlung ist der Schlüssel zur Chancengleichheit, für alle Menschen, egal, woher sie kommen, wen sie lieben oder woran sie glauben, ganz gleich, ob sie Kinder haben oder wie alt sie sind. Unser Ziel: Faire Bezahlung für alle Menschen auf der Welt." Den Universal Fair Pay Check versteht von Platen als Aushängeschild und als Kompass für alle Unternehmen, die fair bezahlen wollen.
tap/LTO-Redaktion
Verleihung der Universal Fair Pay Check Awards: . In: Legal Tribune Online, 17.03.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/44516 (abgerufen am: 19.11.2024 )
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