Die Fluggesellschaft Condor kann sich aus der Insolvenz von Thomas Cook in die Hände eines neuen Eigentümers retten. Flöther & Wissing, Schultze & Braun sowie Noerr und White & Case sind Rechtsberater der Transaktion.
Fast vier Monate nach der Insolvenz von Thomas Cook ist Condor gerettet: Unter dem künftigen Eigner, der polnischen Airline LOT, soll der Ferienflieger neue Flugzeuge bekommen und bald auch aus dem europäischen Ausland abheben. So könnte die Condor, die nur dank Staatshilfen über den Winter gekommen war, für Urlauber in Osteuropa attraktiv werden.
LOT stach im Ringen um Condor mehrere Finanzinvestoren aus und übernimmt die Airline als Ganzes. Eine zweistellige Zahl an Firmen habe für den profitablen Ferienflieger geboten, berichtete deren Finanzchef Christoph Debus.
Dabei hatte die Rettung bis zuletzt auf der Kippe gestanden. Der Zeitplan im komplexen Schutzschirmverfahren war ambitioniert. So musste verhindert werden, dass Condor von der Insolvenz von Thomas Cook in den Abgrund gerissen wird. Die letzten Verhandlungen beim Notar dauerten die ganze Nacht. Erst am Morgen standen die Unterschriften unter dem Vertrag.
Zusammen wollen die Airlines nun einen europäischen Luftfahrtkonzern mit mehr als 20 Millionen Passagieren pro Jahr schaffen. "Nach dieser Hochzeit wird sich unser Geschäft fast verdoppeln", sagte LOT-Chef Rafal Milczarski. Die kleine polnische Airline, die vor Jahren selbst Staatshilfen benötigte, hat die Passagierzahlen seit 2015 auf gut zehn Millionen mehr als verdoppelt. Sie betreibt eine Flotte von 80 Flugzeugen. Condor kommt auf mehr als 50 Jets und beförderte zuletzt 9,4 Millionen Reisende. Für Urlauber ändert sich zunächst nichts. Beide Marken seien stark und würden getrennt voneinander auftreten, sagte Milczarski.
"Fairer Preis für Condor"
Wie viel Geld LOT für Condor bezahlt hat, wurde unterdessen nicht bekannt. "Wir bezahlen einen fairen Preis", sagte Milczarski lediglich. Auch zu den möglichen gemeinsamen Einsparungen hielten sich die Firmen bedeckt. Die 380 Millionen Euro Staatshilfe aus Berlin sollen indes fristgemäß im April beglichen werden. Ohnehin werde man das Darlehen, für das die Bundesregierung und das Land Hessen gebürgt hatten, nicht ganz benötigen, sagte Finanzchef Debus.
Noch aber ist nicht alles in trockenen Tüchern: So muss das Bundeskartellamt dem Deal zustimmen. Außerdem muss nach Zustimmung der Gläubiger das laufende Schutzschirmverfahren für die Condor gerichtlich beendet werden. Das dürfte sich bis Ende März ziehen, sagte der als Sachwalter eingesetzte Insolvenzrechtler Prof. Dr. Lucas Flöther. Erst danach kann LOT ans Werk gehen.
Neben Flöther als Sachwalter hat Detlef Specovius von Schultze & Braun Condor im Schutzschirmverfahren unterstützt. Specovius ist im Rahmen der Sanierung als Geschäftsführer eingesetzt worden. Außerdem beriet Noerr die Airline bei der Einleitung und Durchführung des Schutzschirmverfahrens - inklusive der Verhandlungen zur Gewährung der KfW-Rettungsbeihilfe und des nun abgeschlossenen Investorenprozesses. White & Case hat die Polish Aviation Group als Eigentümer von LOT bei der Übernahme beraten.
dpa/ah/LTO-Redaktion
Flöther & Wissing für Condor:
Prof. Dr. Lucas Flöther, Insolvenzrecht, Sachwalter, Halle
Schultze & Braun für Condor:
Detlef Specovius, Federführung, Insolvenzrecht, Geschäftsführer bei Condor, Achern
Dr Christoph von Wilcken, Insolvenzrecht, Berlin
Dr. Jürgen Erbe, Insolvenzrecht, Mannheim
Siegfried Flogaus, Arbeitsrecht, Nürnberg
Seraphim Ung Kim, Arbeitsrecht, Nürnberg
Stefanie Beck, Arbeitsrecht, Nürnberg
Alexander von Saenger, Arbeitsrecht, Bremen
Dr. Annerose Tashiro, Internationales, Achern
Dr. Philipp Esser, Internationales, Achern
Patrick Ehret, Internationales, Achern
Ronald Dugue, Internationales, Achern
Dr. Peter de Bra, Anfechtung, Achern
Noerr für Condor:
Dr. Thomas Hoffmann, Federführung, Insolvenzrecht, Berlin
Marlies Raschke, Insolvenzrecht, Dresden
Dr. Till Kosche, M&A, Frankfurt
Sarah Blazek, Beihilferecht, München
Helge Heinrich, Beihilferecht, München
Dr. Torsten Wehrhahn, Finanzierung, Frankfurt
Simone Schönen, Insolvenzrecht, Hamburg
Dr. Torsten Kraul, IT, Berlin
Emma Lenze, UK-Vertragsrecht, München
Dr. Tobias Dolde, IP, Alicante
Ethel Nanaeva, M&A, Berlin
Dr. Hans-Christoph Schimmelpfennig, Arbeitsrecht, München
Dr. Benjamin Jahn, Arbeitsrecht, München
Dr. Andrea Braun, Insolvenzrecht, Associate, Frankfurt
Eike Hofmann, Insolvenzrecht, Associate, Dresden
Dr. Kenny Koa, Insolvenzrecht, Associate, Berlin
Dr. Dorian Legel, Finanzierung, Associate, Frankfurt
Dr. Daniel Dommermuth-Alhäuser, Arbeitsrecht, Associate, München
Dr. Michael Wilhelm Weber, Arbeitsrecht, Associate, München
White & Case für die Polish Aviation Group:
Matthias Kasch, Federführung, M&A/Corporate, Partner Frankfurt
Dr. Stefan Bressler, Federführung, M&A/Corporate, Partner, Frankfurt/Hamburg
Dr. Andreas Kleinschmidt, Restructuring & Insolvency, Partner
Dr. Sven-Holger Undritz, Restructuring & Insolvency, Partner
Florian Degenhardt, EIPAF/Asset Finance, Partner
Hendrik Röger, Employment Compensation & Benefits, Partner
Dr. Justus Herrlinger, Antitrust, Partner
Dr. Martin Munz, Intellectual Property/IT Law, Partner
Christian Bock, M&A/Corporate, Counsel
David Wright, EIPAF/Asset Finance, Counsel
Dr. Katrin Helle, Financial Institutions Advisory, Counsel
Dr. Anna Burghardt, Public Law, Counsel
Maciej Zalewski, M&A/Corporate, Local Partner
Béla Knof, Restructuring & Insolvency, Local Partner
Dr. Michael Leicht, Intellectual Property/IT Law, Local Partner
Agmal Bahrami, M&A/Corporate, Associate
Micha Gersdorf, M&A/Corporate, Associate
Iwo Malobecki, M&A/Corporate, Associate
Dr. Tobias Zündorf, Restructuring & Insolvency, Associate
Carola Boeckmann, Employment Compensation & Benefits, Associate Jolanta Brogowska, Antitrust, Associate
Louisa Maier-Witt, Antitrust, Associate
Flöther & Wissing / Schultze & Braun / Noerr / White & Case: . In: Legal Tribune Online, 27.01.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/39907 (abgerufen am: 02.11.2024 )
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