Coronakrise: Rollt im Herbst eine Insol­venz­welle an?

08.05.2020

Welche Auswirkungen die Coronakrise auf die Wirtschaft haben wird, wird sich wohl erst im Herbst zeigen. Insolvenzverwalter erwarten für die Monate September und Oktober eine deutliche Zunahme an Unternehmensinsolvenzen.

Die Coronakrise wird nach Einschätzung von Insolvenzverwaltern zu mehr Unternehmensinsolvenzen führen. Eine große Welle an Insolvenzanträgen wird vor allem für den Herbst erwartet.

Laut einer Umfrage der unter anderem auf Restrukturierung und Insolvenz spezialisierten Beratungsgesellschaft Falkensteg erwartet eine Mehrheit der Umfrageteilnehmer, dass es wegen der Covid-19-Pandemie deutlich mehr Insolvenzen geben wird als im Vorjahr. Damals haben die deutschen Amtsgerichte 18.749 Unternehmensinsolvenzen gemeldet, das war der niedrigste Stand seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Ein Drittel der Befragten ist der Ansicht, dass die Zahl der Insolvenzanmeldungen um über 20 Prozent steigen wird, 41 Prozent der Umfrageteilnehmer halten eine Steigerung der Anmeldungen zwischen zehn und 20 Prozent für wahrscheinlicher.

Die meisten Anträge sind nach Ansicht der Insolvenzverwalter in fünf Monaten zu erwarten, auch wenn im Juni eine erste kleine Welle auf die Amtsgerichte zukommen könnte. Für die Herbstmonate spricht aus Ansicht der Studienautoren, dass am 30. September die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht endet. Mit der Maßnahme sollen eigentlich Unternehmen geschützt werden, die durch die Coronakrise in eine Schieflage geraten – sie sollen mehr als die sonst üblichen drei Wochen Zeit haben, bevor sie den Insolvenzantrag stellen müssen.

Der Umfrage zufolge finden 60 Prozent der befragten Insolvenzverwalter, dass die Maßnahme nur "bedingt geeignet" zur Krisenbewältigung sei. Das Kurzarbeitergeld halten dagegen 91 Prozent für hilfreich für Unternehmen in der Coronakrise. Hohe Zustimmungswerte erhielten auch staatliche Zuschüsse, Bürgschaften sowie Kredite, für die der Staat haftet.

Die Insolvenzverwalter sind zudem der Ansicht, dass künftig insbesondere die Eigenverwaltung (72 Prozent) und das Schutzschirmverfahren (64 Prozent) eingesetzt werden, sie geben diesen Sanierungsinstrumenten den Vorrang vor der klassischen Regelinsolvenz (56 Prozent).

Für die Umfrage wurden im Zeitraum zwischen dem 7. und 21. April 460 Insolvenzverwalter online befragt. Die Rücklaufquote von komplett beantworteten Fragebögen beziffert Falkensteg auf 14 Prozent.

ah/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Coronakrise: . In: Legal Tribune Online, 08.05.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/41566 (abgerufen am: 18.11.2024 )

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