Pino, eine Tochter des insolventen Küchenherstellers Alno, geht an eine Investorengruppe um Deutschlands Marktführer der Branche Nobilia. Clifford Chance berät auf Käuferseite; Insolvenzverwalter von Alno ist Martin Hörmann von Anchor.
Christof-Ulrich Goldschmidt
Der Küchenhersteller Nobilia mit Sitz im ostwestfälischen Verl gehöre zu einer Investorengruppe, welche die Alno-Tochterfirma Pino gekauft habe, teilte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Prof. Dr. Martin Hörmann mit. Nobilia bestätigte dies. Das Unternehmen ließ sich bei dem Zukauf von Clifford-Chance-Partner Dr. Christof-Ulrich Goldschmidt beraten.
Wie hoch die Kaufsumme ist und wer die anderen Investoren sind, wurde nicht bekannt. Damit die Transaktion gültig wird, müssen noch die Kartellbehörden zustimmen.
Doch keine Planinsolvenz
Alno mit seinen rund 1.600 Mitarbeitenden hatte im Juli dieses Jahres Insolvenz angemeldet. Zunächst sollte das Unternehmen im Rahmen einer Planinsolvenz in Eigenverwaltung saniert werden. Als vorläufiger Sachwalter war Hörmann, Partner bei Anchor Rechtsanwälte, eingesetzt worden. Ende August beantragte der Alno-Vorstand beim Insolvenzgericht in Hechingen aber die Aufhebung der Eigenverwaltung. Hörmann wurde daraufhin zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt und das Verfahren als Regelinsolvenz durchgeführt.
Als Gründe für die Entscheidung nannte das Unternehmen damals "Erkenntnisse zu Entscheidungen der Vergangenheit, die Interessen der Gläubiger zuwidergelaufen" seien. "Offensichtlich können insolvenzrechtliche Sonderaktiva - ermittelt werden u.a. Ansprüche gegen ehemalige Vorstandsmitglieder der Alno AG - in erheblichem Umfang aufgedeckt werden", hieß es weiter. Da es mehrere Jahre dauern werde, diese Ansprüche vollständig zu ermitteln und geltend zu machen, erscheine ein kurzfristiges Insolvenzplanverfahren unwahrscheinlich.
Seit Monatsbeginn läuft das Regelinsolvenzverfahren, Insolvenzverwalter Hörmann konnte nur wenige Tage später den Verkauf von Pino an Nobilia rückwirkend zum 1. Oktober verkünden. Pino stand in dem insgesamt maroden Küchenkonzern gut da, bei der auf relativ billige Küchen spezialisierten Tochterfirma aus Coswig in Sachsen-Anhalt arbeiten 229 Menschen. Ihre Arbeitsplätze sollen ebenso erhalten bleiben wie einige Jobs von Beschäftigten einer Alno-Logistiktochter vor Ort.
Weitere Teilverkäufe sollen kommen
Hörmann sagte, der Verkauf von Pino sei ein erster erfolgreicher Schritt. Auch für die Alno AG, die Gustav Wellmann GmbH & Co. KG und die Alno Logistik & Service GmbH befinde sich der Investorenprozess in der entscheidenden Phase.
Nobilia kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von gut einer Milliarde Euro; damit war der Branchenprimus aus Ostwestfalen in Sachen Umsatz mehr als doppelt so groß wie Alno, der seit langem defizitären Konkurrent aus Baden-Württemberg. Alno hat seit dem Börsengang 1995 nur einmal Gewinn gemacht, sonst blieb das Unternehmen jedes Jahr in der Verlustzone. 2013 emittierte der Küchenhersteller noch eine Unternehmensanleihe mit einem Volumen von 45 Millionen Euro und stellte einen Zinssatz von 8,5 Prozent p.a. in Aussicht.
ah/LTO-Redaktion mit Material von dpa
Clifford Chance für Nobilia:
Dr. Christof-Ulrich Goldschmidt, Gesellschaftsrecht/M&A, Frankfurt
Dr. Cristina Weidner, Insolvenzrecht
Markus Böhn, Immobilienrecht
Dr. Stefan Simon, Arbeitsrecht
Dr. Claudia Milbradt, IP
Marc Besen, Kartellrecht
Olaf Mertgen, Steuerrecht
Anchor Rechtsanwälte für Alno:
Prof. Dr. Martin Hörmann, Insolvenzverwaltung, Augsburg/Stuttgart/Ulm
Anchor / Clifford Chance: . In: Legal Tribune Online, 11.10.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/24957 (abgerufen am: 12.11.2024 )
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