Laura Karasek: Erster Roman zwischen Referendariat und Großkanzlei-Einstieg

von Constantin Körner

01.10.2012

Laura Karasek, Anwältin und Tochter des Literaturkritikers Hellmuth Karasek, hat ihren ersten Roman veröffentlicht. In "Verspielte Jahre" erzählt sie vom rastlosen Verlangen einer jungen Frau, der zwar alle Möglichkeiten offen stehen, die sich aber trotzdem nie festlegen möchte. Constantin Körner verriet sie, was der Titel mit ihrem Leben zu tun hat und wie ihrem Vater das Buch gefällt.

LTO: Frau Karasek, erst vor einer Woche saßen Sie vor den Augen von Millionen ZDF-Zuschauern in der Talkshow von Markus Lanz. Heute haben Sie sich in der Kanzlei Zeit für ein Interview mit uns genommen. Wie sah Ihr Alltag in den letzten Wochen aus?

Karasek: Es ist aufregend und ungewohnt, dass auf einmal ein solches Interesse an mir besteht. Eigentlich hatte ich Angst, dass es zu wenig Interesse geben würde. Jetzt ist es eine spannende Abwechslung zu meinem Job!

LTO: In der Tat ist es nicht die Regel, dass Anwältinnen Romane schreiben. Wie kam es dazu?

Karasek: Den Wunsch, ein Buch zu schreiben, hatte ich schon mit sechs Jahren. Da habe ich mein erstes Buch, "Der Wackelzahn", geschrieben. Die Idee für einen Roman hatte ich später immer wieder. Nach dem zweiten Staatsexamen wollte ich mir diesen Lebenstraum endlich verwirklichen, bevor der Ernst des Lebens beginnt.

LTO: "Verspielte Jahre", lautet der Titel Ihres Romans. Wann haben Sie in Ihrem Leben Jahre verspielt?

Laura Karasek © Moritz von HuttenKarasek: Der Titel ist doppeldeutig gemeint. Einerseits verspielt im Sinne von verschwendet wie im Casino. Aber eben auch verspielt im kindlichen, spielerischen Sinne. Ein bisschen von beidem habe ich während meines Studiums ausgelebt. Mit 22 Jahren denkt man sich noch, dass man so jung sei und einem alles offen stünde. Dann ist man 26 und einem fällt auf, dass man viele Träume aufgeschoben oder sogar verspielt hat. Etwa mit Rücksicht auf die Examensvorbereitung. Mit meinem Roman habe ich diese eine verspielte Chance aber endlich ergriffen!

"Kollegen haben das Buch sofort gekauft"

LTO: Stilistisch fällt auf, dass Sie jedem Kapitel ein Zitat voranstellen. Etwa einen Vers aus Brechts "Dreigroschenoper". Was bedeuten Ihnen diese Zitate?

Karasek: Die Zitate bedeuten mir persönlich sehr viel. Mein Vater hat uns ohnehin immer eine Menge vorgelesen, Wilhelm Busch und den Struwwelpeter, darunter eben auch Gedichte. Weil ich aber selbst leider nicht so gut dichten kann, wollte ich Gedichte, die mir schon immer gut gefallen haben, etwa von Bertolt Brecht oder Kurt Tucholsky, mit eigenen Texten verknüpfen.

LTO: Sie sind als Rechtsanwältin bei Clifford Chance in Frankfurt im Bereich Litigation & Dispute Resolution tätig. Wie konnten Sie da noch Zeit finden, um einen Roman zu schreiben?

Karasek: Ich habe den Roman geschrieben, bevor ich in den Anwaltsberuf eingestiegen bin. Letztes Jahr habe ich das zweite Staatsexamen gemacht. Zwischen Referendariat und Einstieg bei Clifford Chance habe ich mir vier Monate Zeit für das Buch genommen.

LTO: Wie reagieren denn Ihre Kollegen und Mandanten auf Sie, da Sie nun auch Romanautorin sind?

Karasek: Die Reaktionen sind so toll, wie ich mir das nie erträumt hätte. Kollegen aus meinem Team sind sofort in den nächsten Buchladen gegangen, um mein Buch zu kaufen und sind dann zu mir ins Büro gekommen, um es von mir signieren zu lassen. Insbesondere nach dem Auftritt bei Markus Lanz habe ich viele Mails von Berufskollegen bekommen, die mich noch aus dem Referendariat kannten. Es schmeichelt mir sehr und freut mich, dass ich so viel Anerkennung für etwas erhalte, was mit meinem eigentlichen Beruf ja nichts zu tun hat.

"Meine Eltern haben großen Respekt vor Jura"

LTO: Ihre Eltern sind beide Literaturkritiker. Wie kam Ihre Entscheidung, Jura zu studieren, bei ihnen an?

Karasek: Beide haben großen Respekt vor Jura, weil es ein Studium ist, das intellektuell anspruchsvoll ist und sowohl logisches Denken als auch Argumentieren lehrt. Sie habe meine Entscheidung wohl auch deshalb etwas bewundert, weil ich damit mein eigenes Ding gemacht habe. Denn ich bin die einzige Juristin in meiner Familie.

LTO: Wo wir ihn schon so oft erwähnt haben, erlauben Sie eine letzte Frage. Wie gefällt Ihrem Vater das Buch?

Karasek: Man muss wohl sagen, dass er hier, weil er mein Vater ist, keine objektive Instanz darstellt. Er liest das Buch gerade zum zweiten Mal und ihm gefallen die Ehrlichkeit und Gnadenlosigkeit meiner Formulierungen. Andererseits ist es für ihn als Vater sicherlich an einigen Stellen schwer, wenn es intime oder sexuelle Szenen zu lesen gibt. Schließlich ist meine Romanfigur sehr besessen und rastlos.

LTO: Frau Karasek, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg als Anwältin wie auch als Romanautorin!

Zitiervorschlag

Constantin Körner, Laura Karasek: . In: Legal Tribune Online, 01.10.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/7212 (abgerufen am: 21.11.2024 )

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