Hat das Auto als Statussymbol ausgedient? Befragungen belegen es angeblich. Trotzdem berichten manche Händler von Kunden, die ihr Auto durchaus noch als soziales Statement verstehen. Vornehmlich Toyota-Vertretungen sprechen von einem neuen Trend. Chefärzte, Architekten und Rechtsanwälte seien unter den Kunden - nicht selten solche, die vorher Premium-Modelle fuhren.
Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. In Wirklichkeit ist nicht alles so rosig. Zum Beispiel sind Hybrid-Fahrzeuge im Alltag nicht unbedingt so sparsam, wie es die genormten Verbrauchswerte glauben machen wollen. Das gilt speziell für die teueren Hybrid-Luxusmodelle, die bislang eine Sonderrolle spielen. In den gängigen Preisklassen kam bisher nur der Toyota Prius auf Stückzahlen. Doch viele Betrachter fanden ihn optisch keineswegs gelungen. Diesem Teil der Toyota-Klientel kann in Zukunft geholfen werden: Der viertürige Auris besitzt eine ansprechende Schrägheckkarosserie.
Hybrid liegt jedenfalls im Trend und Toyota darf sich rühmen, Trendsetter zu sein. Seit September ist die Hybridversion des Auris auf dem Markt. Damit kann der Kunde die umweltfreundliche Kombination von Benziner und Elektromotor erstmals in der Kompaktklasse kaufen. Sie ist auch unter dem Namen Golf-Klasse bekannt und spielt in Europa eine Schlüsselrolle.
Anders als beim Prius, der ausschließlich von der "Kraft der zwei Herzen" angetrieben wird, liefert Toyota den Auris auch weiterhin mit reinem Benzin- oder Dieselantrieb. Ab 22.950 Euro wird das kompakte Hybrid-Auto ausgeliefert. Das sind zwar 850 Euro mehr als für die Zweiliter-Dieselversion verlangt werden, aber die Ausstattung ist umfangreicher.
Saubermann mit Konfortdefiziten
Im Auris HSD kommt ein 1,8-Liter-Benziner zum Einsatz, der zusammen mit dem E-Antrieb 100 kW/136 PS leistet. Beide Aggregate teilen sich die Arbeit stets so, dass am Ende ein möglichst geringer Spritverbrauch in der Bilanz steht. Im EU-Mix sind es nur 3,8 Liter auf 100 Kilometer, das entspricht 89 g/km Co2-Ausstoß. Im Alltag dürften es immer noch günstige vier bis sechs Liter sein – je nach Fahrweise. Freilich erfüllt er die Euro 5-Abgasnorm; auch für künftige Abgasnormen wie Euro VI sind die Vollhybrid-Fahrzeuge laut Hersteller gewappnet.
Der Auris kann bis zu zwei Kilometer rein elektrisch, das heißt vor Ort schadstofffrei fahren. Ansonsten unterstützt der E-Motor vor allem das Anfahren und Beschleunigen. Als Hauptantrieb dient der Benziner. Nimmt der Fahrer den Fuß vom Gas, schaltet er sich automatisch ab. Der Elektromotor wird dann zum Generator und lädt die Batterie wieder auf.
Bei der Hybridversion wird die Karosserie des "normalen" Auris leicht modifiziert, zum Beispiel etwas abgesenkt, um das Auto strömungsgünstiger zu machen. Außerdem rollt der Saubermann auf Leichtlaufreifen, die allerdings den Fahrkomfort spürbar beeinträchtigen. Innen wurde der Drehzahlmesser im schmucken Cockpit gegen digitale Anzeigen für Batterie und Kraftverteilungsströme im Display getauscht. Zudem außergewöhnlich: der Joystick-artige Automatikhebel.
Weniger sportlich, dafür aber spritsparend
Vom verzweigten Zusammenspiel der Motoren merkt der Fahrer kaum etwas. Die beiden Aggregate schalten sich ruckfrei und geräuschlos zu oder ab und verrichten ihre Arbeit angenehm. Temperament zu erwarten, wäre aber übertrieben. Vor allem das zähe stufenlose, elektrisch gesteuerte Getriebe macht dem Fahrer hier einen Strich durch die Rechnung. Die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 dauert 11,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit stellt sich bei 180 km/h ein.
Beim Hybrid-Auris steht freilich nicht die Sportlichkeit, sondern der Verbrauch im
Vordergrund. Unbestritten erreichen reine Benziner die niedrigen Werte nicht. Die Passagiere fühlen sich gut untergebracht, selbst im Fond reicht der Platz aus. Kleine Abstriche muss man beim Kofferraum-Volumen machen, weil die konventionellen Nickel-Metallhydrid-Batterien des Elektromotors im Kofferraum untergebracht sind. Dadurch fasst das Gepäckabteil vierzig Liter weniger als beim "Normal"-Auris: 310 Liter bis 1.290 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen passen hinein. Die durch die Batterie entstandene Stufe wird als zusätzliches Staufach unter dem Laderaumboden kaschiert.
Wenn es stimmt, dann sehen viele ihr Auto wirklich nicht mehr als Statussymbol, dafür aber den Hybridantrieb. Beispiel Mercedes: Vier von fünf Kunden bestellen ihre S-Klasse ohne Typenschild. Bei der Hybrid-S-Klasse ist das jedoch umgekehrt, kaum ein Fahrer verzichtet auf das Label. Bei den künftigen Elektroautos könnten manche Käufer genauso denken: Seht her, ich tue etwas für die Umwelt und lasse mir das auch einiges kosten. Der Kauf eines Hybrid- oder Elektrofahrzeugs ist offenbar schon ein soziales Statement.
Ingo Reuss, Toyota Auris Hybrid: . In: Legal Tribune Online, 20.10.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/1763 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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