Auf der Berliner Fashionweek präsentierten rund 2000 Modemarken vor mehr als 200.000 Besuchern, was sie sich für das kommende Jahr ausgedacht haben. Zum Beispiel auf der „Bread&Butter“, einer der wichtigsten Streetware-Messen der Welt, oder bei der „Premium“ in Berlin-Kreuzberg. Die Damenmode-Trends haben wir uns einmal genauer angesehen.
Die Trendfarbe des Sommers 2011 ist eine, die es eigentlich gar nicht gibt. Das englische Wort "nude" hat sich dafür durchgesetzt, wohl, weil das deutsche "fleischfarben" dann doch irgendwie sehr unsexy klingt. "Nude" lässt sich nicht genau festlegen, es gibt eine weite Palette von Nude-Tönen, angefangen bei einem dunkleren Champagner- oder gar Porzellan-Ton über warme Beige-Schattierungen bis hin zum ganz zarten Pfirsich-Rosé. Gemein ist diesen Tönen allen, dass sie zart und dezent wirken, und dabei doch sehr sexy sind. Denn ein bisschen nackig sieht "nude" freilich immer aus.
"Farben sind laut", erklärt die Designerin Pamella Roland, die Nude gern in der von ihr entworfenen Abendgarderobe verwendet. "Nude dagegen ist ein sanftes Flüstern, ein sexy und elegantes Flüstern." In Kombination mit dunkleren Farben, die das ätherische Nude ein wenig erden, ist die nichtsige Farbe im Sommer durchaus bürotauglich.
Schon in diesem Jahr ist "Nude" übrigens eine Topfarbe für Fingernägel. Schöner Nebeneffekt: Im Gegensatz zu den kräftigen Tönen lässt der dezente Haut-Ton die Finger ein wenig länger erscheinen.
Alles fließt
Man muss natürlich ehrlich gestehen, dass es schmeichelhaftere Farben gibt als das grundehrlich, nichts versteckende Nude. Gut also, dass wenigsten die Schnitte und Stoffe der Damen-Sommermode 2011 eher nett zu Speck sind. Alles fließt! Sanfte, zarte Stoffe umschmeicheln den Körper, immer mit etwas Luft dazwischen und Raum für kleine Geheimnisse. Der Trend der Maxi-Kleider und knöchellangen Walle-Röcke setzte sich fort, ebenso die Hüftgold-verhüllende Tunika-Bluse zu Hosen oder Shorts.
Die Sommermode 2011 hat irgendwie etwas Feenhaftes. Passend dazu wird auch der Schmuck delikater. Die Schwedin Lotta Djossou etwa präsentierte auf der "Premium" eine außerordentlich verzärtelte, feine Ketten-Kollektion. Mit dabei: Kleine, handgefertigte Liebesbriefe als Anhänger. Auf jeden Fall ausgefallen und selten in Zeiten von SMS und E-Mail.
Auch im Trend liegen Federn (aus Gold, Silber oder Messing) und zarte Blätter zum um den Hals oder ans Handgelenk hängen. Es passt, dass der Dutt, ein Haarknoten ganz oben, mittig auf dem Kopf, die Trendfrisur der Berliner Modewoche war – da geht das feine Geschmeide am Hals nicht in den Haarwogen unter.
Mode für ein reines Gewissen
Zum Feen-Look passt auch Mode mit federleichtem und reinem Gewissen: Öko-Mode kommt mehr und mehr auch ins Büro und auf die gehobene Gartenparty. Öko bedeutet nämlich längst nicht mehr Sackleinen und unförmige, kratzige Pullover zur Jesus-Latsche. Labels wie etwa "Kaethe Maerz" von der Düsseldorfer Designerin Katrin Wieschenkämper präsentieren businesstaugliche Damenmode – aus ökologisch verträglichen Stoffen und unter fairen Bedingungen produziert. Auch nennenswert in diesem Bereich: Das erste grüne Modelabel aus Österreich, "Göttin des Glücks". Ähnlich zauberhaft wie der Name sind die Kleider der Wiener Designer, die sie mit dem Slogan "Danke, mir geht’s gut" bewerben. Highlight für Business-Dinner oder schicke Freizeitanlässe: farbenfrohe, feminine Baumwollkleider von "Göttin des Glücks".
Taschentrend: Wiedergeburt
Der Taschentrend 2011 ist eine "aus Alt mach Neu"-Geschichte. Nein, nicht Vintage. Sondern wirklich etwas Neues soll aus altem Kram entstehen: Das italienische Taschenlabel "Hell’s Kitchen" fertigt aus alten Autoreifen dezente Umhänge-, Sport- und Laptoptaschen. "Für die größeren Taschen brauchen wir natürlich Lkw-Reifen", erklärt die Sprecherin des Unternehmens, Paola Colombera. Die Taschen können nur aus zusammenhängenden Gummiteilen genäht werden. Kleinere Modelle wie Portemonnaies und Handyhüllen können auch aus normalen Autoreifen gemacht werden. Großer Vorteil der Reifen-Accessoires: Sie sind wasserdicht und haben leer kaum Gewicht. Träger und Verziehrungen nähen die Italiener aus Sicherheitsgurten. Die Farbauswahl ist demnach weitgehend auf schwarz beschränkt.
Bunter, aber genau so schon mal in Gebrauch gewesen, sind die Taschen von "Silent People", die ausrangierte, alte Designerklamotten zu einem zweiten Leben erwecken: Zum Beispiel Burberry Mäntel, die mit dem Innenfutter nach außen zur Tote, zur klassisch-karierten Label-Tote gemacht werden.
Egal also, weiß heiß der nächste Sommer wird, er wird auf jeden Fall feenhaft, anders und schön.
Nina Anika Klotz, Damenmode-Trends 2011: . In: Legal Tribune Online, 17.08.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/1217 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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