Die Referendarstation an der DHV Speyer

Kaderschmiede mit Rahmenprogramm für Feierbiester

von Jens KahrmannLesedauer: 3 Minuten
Der Verwaltungsuniversität in Speyer wird zweierlei nachgesagt: Einerseits sei sie ein Ort des feuchtfröhlichen Feierns. Andererseits sei sie eine Kaderschmiede mit exzellenten Fortbildungsmöglichkeiten. Beide Gerüchte sind zutreffend. Warum man sich trotzdem – oder gerade deshalb – für drei Monate dorthin entsenden lassen sollte, verrät Jens Kahrmann.

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Ja, es ist wahr: An der inzwischen so genannten Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften (früher: Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften – DHV) wird viel gefeiert. Die erste Partyeinladung erreicht Neu-Studenten schon vor Beginn der Station mit den Semesterunterlagen. Geladen wird zur "Übergabeparty", mit der das Vorsemester die Neuankömmlinge noch vor dem Vorlesungsstart begrüßt. Im Semester geht es heiter weiter: Jeden Mittwochabend laden die Referendare eines oder mehrerer Bundesländer zu einer Mottoparty, deren Spektrum von originell bis billig reicht. Jeden Montag beherbergt die von den studentischen "Bierwarten" betriebene wohnheiminterne Bierbar die "Bierbarparty". All dies schreckt so manchen Referendar vom "Speyer-Semester" ab. Dabei wird übersehen, dass an den Partys im Schnitt nicht mehr als ein Drittel der Studierenden teilnimmt. Außerdem sind die Feste nicht das Einzige, was die Referendarstation in sozialer Hinsicht zu bieten hat. So richten die Studierenden für fast alle gängigen Sportarten Gruppen ein, in denen man sich gemeinschaftlich fit halten kann. Das Kulturreferat organisiert diverse Exkursionen von der Weinprobe bis zum Besuch des BGH im nahe gelegenen Karlsruhe. Die gute Laune steckt auch Skeptiker an. So berichtet Alumnus Steffen Frey, dass er trotz anfänglicher Misstrauens gegenüber den Partys und einigen Kommilitonen letztlich fast wehmütig Abschied von Speyer genommen hat.

Anrechnung auf verwaltungswissenschaftliches Aufbaustudium

Mindestens genauso vielfältig wie die Möglichkeiten sozialer Zusammenkunft ist das fachliche Programm. Es ist interdisziplinär ausgerichtet und bietet hervorragende Möglichkeiten, sich mit weniger juristisch angehauchten Themen zu befassen. Dem Referendar wird bei der Belegung der Kurse weitgehend freie Hand gelassen. Neben Veranstaltungen mit starkem politik-, wirtschafts- oder sozialwissenschaftlichen Hintergrund gibt es auch Sprachkurse. Kurzum: Das, was man während des Studiums womöglich nur extra-curriculär und mit erheblichem Zusatzaufwand belegen konnte, kann man in Speyer zum Teil des Pflichtprogramms machen. Der Blick über den Tellerrand ist nicht zwingend: Wer sich vorwiegend auf das Examen vorbereiten will, findet auch dafür ideale Bedingungen vor. Einerseits gibt es speziell darauf abgestimmte Veranstaltungen. Andererseits überzeugen die Länder-AGs: "Die Landesübung fand bei uns als Kleinstgruppe zu dritt statt - dafür würde man im Rep viel Geld zahlen!", erinnert sich Alumna Isabelle Fried.  Das "Speyer-Semester" kann sowohl in der Verwaltungs-, als auch in der Rechtsanwalts- oder Wahlstation absolviert werden. Wer ehrgeizig ist und seine Kurse entsprechend legt, kann es sogar zum vorgezogenen Teil eines dem Referendariat nachfolgenden verwaltungswissenschaftlichen Aufbaustudiums machen. Der Vorteil: Für dessen erfolgreichen Abschluss und damit den Erwerb des Mag. rer. publ. muss nur noch ein weiteres Semester studiert werden.

Familiäre Atmosphäre und hochwertige Ausstattung

Die Studienbedingungen sind hervorragend: Die Universität ist - von der schwachen Klimaanlage der Bibliothek abgesehen - technisch sehr gut ausgestattet. Und für Alumni einer Massenuniversität ist die familiäre Atmosphäre auf dem Campus in Speyer mit nur rund 300 Studierenden eine ganz neue Erfahrung. An einer derart kleinen Universität ist man eben nicht nur eine Nummer: Bisweilen wird man vom freundlichen Bibliothekspersonal namentlich angeredet.  Letztlich ist auch der Studienort attraktiv: Speyer ist eine beschauliche kleine Stadt mit rund 50.000 Einwohnern. Der östlich an die Stadt grenzende Rhein lädt zum Spaziergang, und Badewillige wissen die Seen im Norden der Stadt zu schätzen. Und auch wenn die Maximilianstraße weder mit dem Kurfürstendamm in Berlin, noch mit der Kaufingerstraße in München mithalten kann, so strahlt der Innenstadtbereich mit seinen vielen engen Gassen doch einen ganz eigenen Charme aus. Jens Kahrmann ist Rechtsreferendar im Landgerichtsbezirk Lübeck und war im Rahmen seiner Rechtsanwaltsstation im Sommersemester 2012 an der DHV Speyer.

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