Schlagfertigkeit im Anwaltsbusiness

Die Macht liegt in einem selbst

Gastbeitrag von Dr. Anja SchäferLesedauer: 3 Minuten

Rechtsanwältin und Business Coach Anja Schäfer teilt im folgenden Beitrag ihre drei besten Tipps, warum sich Schlagfertigkeit für Sie im Anwaltsalltag lohnt, und wie Sie dies leicht und überzeugend umsetzen.

Passiert es Ihnen als Anwalt oder Anwältin im Austausch mit Mandanten, Kollegen oder Geschäftspartnern mitunter, dass Sie von diesen vorgeführt werden und Ihnen erst im Nachgang die passenden Worte einfallen? Wollen Sie zukünftig in eben diesen Momenten schlagfertig reagieren und ihrem Gegenüber im Einzelfall brillant parlieren?

Von Konrad Adenauer stammt der Spruch, dass alle menschlichen Organe einmal müde würden, nur die Zunge nicht. Für verschiedene Situationen im Austausch mit Ihren Gesprächspartnern können Sie dies bestimmt bestätigen. Besonders dann stellt sich bei Ihnen Stress ein, wenn Ihr Mandant in einer Besprechung Ihre Redebeiträge ständig auf übergriffige Weise kommentiert, der Kollege Sie im Arbeitsalltag mit Worten immer wieder herausfordert oder sich der Geschäftspartner mitunter im Ton vergreift.

In einem solchem Moment wünscht man sich gern, nicht alles unkommentiert zu lassen, sondern schlagfertig zu reagieren und dem Gegenüber Grenzen aufzuzeigen. Denn eine schlagfertige Reaktion ist nicht nur die schnellste Bestätigung des eigenen Selbstwertgefühls, sondern auch eine klare Ansage an Ihren Gesprächspartner, dass Sie sich das Gesagte nicht einfach bieten lassen. Erfahren Sie nun meine besten Tipps, wie Sie schlagfertig im Anwaltsbusiness agieren.

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Die eigene Interpretation entscheidet

Seien Sie sich in solchen Stresssituation bewusst, dass Sie selbst steuern, ob Sie die Bemerkungen anderer an sich heranlassen, sich angegriffen fühlen, oder wie Sie reagieren. Erst Ihre Interpretation der Worte ihres Gegenübers entscheidet, ob das Gesagte Sie verletzt oder nicht. Setzen Sie sich daher nicht zusätzlich selbst unter Druck, weil Sie unbedingt spritzig reagieren wollen. Nicht jeder "schlaue Spruch" verlangt eine schlagfertige Reaktion. Häufig ist ein verbaler Angriff ein Zeichen des Gemütszustands Ihres Gegenübers und hat nichts mit Ihnen zu tun. Atmen Sie tief durch, lassen Sie diesen einfach ins Leere laufen und gehen Sie zum Tagesgeschäft über. Auf diese Weise lässt sich so mancher Konflikt bereits vor seiner Entstehung entschärfen.

Agieren Sie kurz und knapp

Wenn Sie regelmäßig sprachlos zurückbleiben und dagegen etwas tun wollen, machen Sie sich bewusst: Sie sind nicht die erste und werden nicht die letzte Person sein, die verbal angegangen wird. Lassen Sie sich nicht aus der Bahn werfen, sondern agieren Sie so knapp wie möglich: Nehmen Sie die Reaktion Ihres Gegenübers, seine Worte, den Tonfall usw. nicht persönlich. Nehmen Sie sich etwas Zeit, um Luft zu holen. Halten Sie bewusst und mit geradem Kopf Blickkontakt zu Ihrem Gesprächspartner und verschaffen Sie sich so Respekt. Fokussieren Sie sich auf die in seinem Redebeitrag (möglicherweise) enthaltene Sachinformation und kündigen Sie dazu zeitnah Ihre Gegenreaktion an. Aus der Reaktion Ihres Gegenübers können Sie schnell schließen, ob hinter dem "schlauen Spruch" etwas steckt. Nur dann lohnt sich für Sie der Aufwand für eine klare Grenzziehung.

Störenfried ins Abseits stellen

In größeren Gesprächsrunden können Sie – wenn notwendig – einen Störenfried schnell ins Abseits stellen und seinen Einwand auf simple Art und Weise ins Leere laufen lassen: Vermeiden Sie zum einen für mindestens eine Minute den Blickkontakt zu dieser Person. Zum anderen setzen Sie einfach ihren Redebeitrag fort. Wiederholen Sie die bereits genannten Argumente noch einmal mit anderen Worten und führen Sie dazu weiter aus. Fokussieren Sie sich dabei auf eine andere Person, die ihre Ausführungen verfolgt und Ihnen wohlgesonnen gegenübersteht.

Seien Sie sich bewusst: Aller Anfang ist schwer. Daher trainieren Sie. Starten Sie in Ihrem privaten Umfeld und erlauben Sie sich dort, Ihre Ecken und Kanten zu zeigen. Nehmen Sie die dort gemachten Erfahrungen mit in Ihren Anwaltsalltag: Zeigen Sie Kampfgeist, wo es sich lohnt. Parieren Sie Angriffe mit Selbstbewusstsein, Humor sowie Ironie und verschaffen Sie sich so Respekt. Setzen Sie im Einzelfall klare Grenzen. Mitunter bedarf es mehrerer Anläufe, um besonders hartnäckige Gegenüber in die entsprechenden Schranken zu weisen.  Wie fast überall im Leben macht auch hier Übung den Meister, so dass Erfolge nicht ausbleiben werden.

Rechtsanwältin Dr. Anja Schäfer unterstützt und berät sie vorrangig Rechtsanwältinnen bei Fragen zur strategischen Ausrichtung, zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung, zur Kommunikation im Business sowie zum Auf- und Ausbau des eigenen Netzwerkes und hat einen eigenen Podcast. Als Business Coach und Mentorin ist sie zudem Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen und hält Vorträge, Seminare und Workshops.

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