Als Justiziar bei der DFL

Orga­ni­sa­toren der Bun­des­liga

Gastbeitrag von Dr. Béla MayerLesedauer: 6 Minuten

Die Juristen bei der Deutschen Fußball-Liga sorgen für Rechtssicherheit in den Profiligen. Béla Mayer über einen Job, der Jura und Fußball verbindet.

Eine eigene Vereinskarriere ist zwar keine Voraussetzung, dennoch haben einige der acht Volljuristinnen und Volljuristen bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) parallel zum Studium noch selbst die Fußballschuhe geschnürt, u.a. für den Sport-Club Freiburg und den 1. FC Union Berlin.

Für die fußballbegeisterten Juristinnen und Juristen ist der Job bei der DFL definitiv ein Traumjob – und die perfekte Verbindung von persönlicher Leidenschaft und Beruf. Bis auf wenige Ausnahmen beschäftigen mittlerweile auch alle Erstligisten eigene Justiziare, die sich um sämtliche rechtliche Belange des Vereins kümmern.

Um grundsätzlichere Themen wie die Organisation des Spielbetriebs geht es bei der Arbeit der DFL, die im Dezember 2000 von den 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga als Ligaverband gegründet worden ist. Jürgen Paepke, DFL-Direktor Recht, ist seit 2002 an Bord, zunächst als Justiziar und seit 2012 als Chefjurist.

"In der Winterpause rücken der Deutsche Fußballbund (DFB) und die Nationalmannschaft sportlich in den öffentlichen Fokus, während die Justiziare der DFL u.a. das Lizenzierungsverfahren der Klubs im Frühjahr vorbereiten. Parallel dazu laufen aber Bereiche wie etwa die Virtual Bundesliga (VBL) und das Lizenz- und Merchandisinggeschäft der DFL von der Pause in den Bundesligastadien unberührt weiter."

Anzeige

DFL zuständig für Organisation und Vermarktung des Profifußballs

Im Unterschied zum DFB, dem Dachverband von 27 Fußballverbänden in Deutschland, der am Frankfurter Stadtrand kürzlich seinen neuen Campus eröffnet hat, vertritt die knapp 20 Fahrradminuten entfernte DFL im Westend die Interessen der deutschen Profi-Fußballvereine. Sie ist ordentliches Mitglied im DFB und für die Organisation und Vermarktung des Profifußballs in der Bundesliga und 2. Bundesliga der Herren verantwortlich. 

Die DFL GmbH führt das operative Geschäft des DFL e.V. in Frankfurt. Über die DFL GmbH hinaus besteht die DFL-Gruppe aus den Tochterunternehmen der Bundesliga International und Liga Travel in Frankfurt, der Sportcast und DFL Digital Sports in Köln sowie dem Joint Venture Sportec Solutions mit Deltatre und der gemeinnützigen DFL Stiftung. In New York, Beijing und Singapur unterhält die Bundesliga International zudem Auslandsbüros, um die internationale Reichweite und Vermarktung in den globalen Wachstumsmärkten vor Ort voranzutreiben.

Die Rechtsabteilung der DFL beschäftigt sich mit vielfältigsten Themen, die auch in der fußballinteressierten Öffentlichkeit diskutiert werden. Dazu zählen solche aus dem Spielbetrieb, wie es in den vergangenen Jahren zum Beispiel Anträge auf Absetzungen von Meisterschaftsspielen aufgrund von Corona-Infektionen oder Quarantäne-Anordnungen betraf, die Lizenzerteilung oder die 50+1-Regel

Ritt durch viele Rechtsgebiete

Das breite Themenspektrum gestaltet auch den Arbeitsalltag in der Rechtsabteilung abwechslungsreich. Die DFL-Juristinnen und -Juristen beschäftigen sich mit der Auslegung, Anwendung und – insbesondere in den vergangenen Corona-Saisons – Weiterentwicklung der verbandsintern für alle Clubs verbindlichen Statuten. 
Aus dem Studium spielen in diesem Bereich des Sportrechts die Regelungen des Vereins- und Gesellschaftsrechts, aber auch des Urheber- und Medienrechts sowie die stets schneller fortschreitende Digitalisierung und damit Fragen des Digital-, IT- und Datenschutzrechts eine wichtige Rolle. 

Der Profifußball verlangt aber auch viele Kenntnisse und Fähigkeiten, die in der universitären Ausbildung nicht oder kaum vorkommen. Dazu zählen neben dem selbstgesetzten Recht der Liga-Statuten und Ordnungen beispielsweise die Abstimmung mit 36 Clubs, die die Spannweite vom Champions-League-Teilnehmer bis zum Aufsteiger aus der 3. Liga umfassen und daher teilweise sehr unterschiedliche Ausgangslagen und Positionen haben. 

Fußball, Fernsehen und die Pandemie

Die Pandemie hat sich auch abseits des grünen Rasens auf den Arbeitsalltag ausgewirkt. Über die Organisation des Spielbetriebs hinaus agiert die DFL als ein Sport- und Medienunternehmen mit einem so bekannten wie beliebten Medienprodukt. Keiner der vor der Pandemie geschlossenen Verträge mit weltweit agierenden Fernseh- und Over-the-top (OTT)-Anbietern wie sky und Dazn, Sponsoren und Lizenznehmern sah eine explizite Regelung für eine pandemiebedingte Saison-Unterbrechung und die anschließende Fortführung des Spielbetriebs ohne Zuschauer vor. 

Wenngleich in den allermeisten Fällen eine partnerschaftliche Lösung gefunden werden konnte und streitige Auseinandersetzungen nicht den wesentlichen Teil der Arbeit ausmachen, führen die DFL und ihre Rechtsabteilung – teils gemeinsam mit externen Kanzleien – auch ordentliche Gerichts- und (Sport-)Schiedsverfahren, in der jüngeren Vergangenheit eben auch vor dem Hintergrund der vorübergehenden Aussetzung des Spielbetriebs während der Pandemie. 

Juristische Themen tauchen an allen Gliedern der Wertschöpfungskette auf, denn mit ihrer "Glass to glass"-Strategie hat die DFL ein Alleinstellungsmerkmal unter den europäischen Fußball-Topligen: Die DFL übernimmt viele Arbeitsschritte selbst, von der Organisation des Spielbetriebs der Ligen über die Produktion des TV-Signals für Partner in aller Welt, die Aufbereitung und Veredelung der Bilder und der Daten bis hin zu deren Vermarktung im In- und Ausland. Bildlich gesprochen ist das erste Glas in dieser Kette das der Linse einer der bis zu 26 Kameras, mit denen die Spiele der Bundesliga und 2. Bundesliga produziert werden, und das letzte Glas der Bildschirm der Zuschauer zuhause oder unterwegs. Zudem enden die Angebote für Fans und Partner der Liga heute nicht mehr am Fernsehbildschirm. Vor über zehn Jahren mit einer zentralen Website gestartet, wachsen das Online- und Digitalportfolio und damit das nötige technische Verständnis des gesamten Teams rund um die damit einhergehenden Rechtsfragen stetig.

Vor diesem Hintergrund spielen Vertragserstellung, -prüfung und -verhandlung im Alltag der DFL-Rechtsabteilung über die verschiedensten Rechtsgebiete hinweg eine immer größere Rolle – in der Vermarktung, insbesondere aber in der Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Dienstleistern und Partnern, mit denen die Liga ihre Angebote umsetzt. Etwa 1.600 Verträge schließt die DFL-Gruppe jährlich ab. 

DFL vermarktet die Bundesliga als Gruppe

Aus Sicht der Juristen kommt im Ausschreibungsprozess der nationalen Fernsehrechte das Kartellrecht prominent zum Tragen, wenn das Verfahren, die Gestaltung des Spielplans und die Paketierung der Rechte Gegenstand von Verpflichtungszusagen gegenüber dem Kartellamt werden. 

Bei der Bundesliga International liegt ein Schwerpunkt in der Vermarktung der Lizenzrechte. Während die Clubs ihre eigenen Marken- und die Persönlichkeitsrechte ihrer Spieler selbst auch individuell vermarkten, obliegt der DFL parallel die Vermarktung der Liga als Gruppe. Beispiele sind etwa die klassische Stecktabelle aus Papier, die Sammelalben oder, in den vergangenen Jahren zunehmend, Fantasy-Manager und die Videospiele von Partner EA SPORTS. 

In jüngster Zeit haben zudem Non-Fungible Token (NFTs) juristische Herausforderungen mit sich gebracht. Der Begriff hat sich aus der Nische der Krypto-Szene in kürzester Zeit zum Schwerpunkt der letzten Rechte-Ausschreibung insbesondere für digitale Sammelkarten entwickelt. Er ist jetzt wesentlicher Vertragsbestandteil, zuvor musste die DFL aber erst eine Definition und dann vertragliche Sonderregeln entwerfen. So stellt sich aus Sicht des Lizenzgebers etwa die Frage, wie exklusive Rechte definiert und abgegrenzt werden können, wie und wo NFTs gehandelt werden sollen, und was mit den auf Ewigkeit angelegten Tokens nach Ende eines Lizenzvertrags geschehen soll und darf.

Mögliche Station für Referendare 

Kanzleien können diese Möglichkeit zur aktiven Gestaltung von Lizenz- und anderen Vermarktungs-Modellen wohl selten bieten. Viele fußballbegeisterte Juristinnen und Juristen nehmen deshalb also Abstriche beim Gehalt in Kauf – zumindest mit dem Verdienst in den größeren Kanzleien kann man hier nicht mithalten.

Referendarinnen und Referendare können bei der DFL schon im Rahmen der Anwalts- oder Wahlstation Einblicke in den Profifußball erhalten. Dabei ist es willkommen, wenn sich das Interesse am Sport oder der Sportvermarktung bereits im universitären Schwerpunkt oder auch neben dem Studium gezeigt hat.

Im Fußballumfeld herrscht eine hohe Kollegialität. Die Justiziare der DFL schätzen den Austausch mit ihren Kolleginnen und Kollegen in anderen europäischen Ligen und Verbänden sowie in den Bundesliga-Clubs, der in regelmäßigen Arbeitskreisen und in den Stadien gepflegt wird – oder auch beim gemeinsamen Kicken in der Soccerhalle.

Dr. Béla Mayer ist seit November 2021 Legal Counsel bei der DFL. Seine Wahlstation hat er bei der Bundesliga International GmbH absolviert.

Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.

Thema:

Fußball

Verwandte Themen:
  • Fußball
  • Karriere
  • Beruf
  • Anwaltsberuf
  • Sport
  • Profisport

Teilen

Ähnliche Artikel

Newsletter