Dr. Oliver Sieg, Partner bei Noerr

"Wir wollen keine Arbeits­ro­bo­ter"

Lesedauer: 5 Minuten

Dr. Oliver Sieg ist Partner bei Noerr. Als Anwalt müsse man bereit sein, anzupacken, erzählt er im Interview. Das heiße aber nicht, dass der Job altmodisch ist, im Gegenteil: Teamplay, Vertrauen und moderne Arbeitsweisen gehören für ihn dazu.

LTO: Herr Dr. Sieg, Was fasziniert Sie am Beruf des Anwalts?

Dr. Oliver Sieg: Mich fasziniert vor allem die Möglichkeit, sich einzubringen, die Initiative zu ergreifen und anzupacken. Außerdem gibt es immer wieder neue Herausforderungen. Und die Arbeit des Anwalts ist Teamwork – das gefällt mir.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?

Mindestens 50 Prozent meiner Zeit verbringe ich mit Mandatsarbeit. Als Partner einer Anwaltskanzlei ist man aber auch Unternehmer, das heißt, man akquiriert, vernetzt sich und besucht Konferenzen. Dazu kommen Aufgaben im Management der Kanzlei. So leite ich mit meiner Partnerin Anke Meier unsere große Litigation-Praxis.

Was war bisher das Schönste in Ihrem Berufsleben?

"Schön“"ist für mich nicht der klassische Begriff, den ich mit dem Anwaltsberuf in Verbindung bringen würde. Als Referendar durfte ich mal an einem Meeting mit Claudia Schiffer teilnehmen. Das würde ich unter "schön" subsumieren. Ansonsten glaube ich, man kann viel über erfüllende Erlebnisse sprechen. Dass ich das Noerr-Büro hier in Düsseldorf so ziemlich von Anfang an mitaufbauen konnte, war sehr befriedigend.

Und was das Schlimmste?

Als Anwalt hat man sehr viel mit Menschen zu tun. Und man erlebt natürlich auch menschliches Leid, insbesondere Fallen Heros, wenn man mit Managerhaftung zu tun hat. Zum Glück geht es meistens nur um Geld und nicht um Leben und Tod. Es gibt Berufe, in denen man mit mehr Tragödien konfrontiert wird.

Warum haben Sie sich damals für Noerr entschieden?

Ich hatte die Möglichkeit, den Bereich Corporate Litigation gemeinsam mit den Corporate-Partnern zu entwickeln. Die Personen und die Aufgaben haben mich überzeugt und ich habe meine Entscheidung für Noerr nicht einen Tag bereut.

Mehr zum Thema: Arbeitgeberprofil von Noerr

"Wir bieten ein ausgeprägtes Mentoring"

Warum sollte sich ein Nachwuchsjurist heute für Noerr entscheiden?

Wir sind immer noch eine Kanzlei, die angreift, die das Ziel hat weiterzukommen, die nicht im Verteidigungsmodus ist. Am Ende sollte sich ein Berufsanfänger für uns entscheiden, weil er unsere Werte teilt und weil er sich mit unserem Team identifiziert. Er oder sie muss sich sein zukünftiges Team genau anschauen und das muss wechselseitig passen. Wir verbringen viel Zeit miteinander, wir vertrauen uns und verlassen uns aufeinander. Für den einen ist Noerr die richtige Kanzlei, für den anderen nicht, das muss jeder individuell herausfinden.

Zudem bieten wir ein ausgeprägtes Mentoring an, bei dem die Partner und die Anwälte den Nachwuchs wirklich in die Mandatsarbeit einbinden, so dass eine echte Ausbildung stattfindet. Wir beschäftigen Praktikanten, viele wissenschaftliche Mitarbeiter und viele Referendare. So schaffen wir es, dass die meisten unserer Associates früher bei uns tätig waren, die Kanzlei kennen und von uns überzeugt sind. Das ist natürlich hilfreich für beide Seiten.

Wofür steht Noerr als Arbeitgeber?

Vor ein paar Jahren haben wir die Werte definiert, für die unsere Kanzlei auch als Arbeitgeber steht: Exzellenz, Vertrauen, Leidenschaft und Teamwork. Das sind keine Worthülsen, das leben wir auch. Und wer sich mit diesen Werten identifizieren kann, der ist bei uns gut aufgehoben.

Arbeitgeber geben gerne mit ihrer “open door policy“ an, wie offen sind die Türen bei Noerr im Alltag?

Wenn wir telefonieren oder in Meetings sind, sind sie geschlossen, aber in Gedanken sind sie immer offen. Wir haben Türen aus Glas, so dass jeder reingucken kann und jeder eingeladen ist reinzukommen. Entscheidend ist aus meiner Sicht aber eher der Gedanke dahinter, dass wir uns barrierefrei und auf Augenhöhe begegnen. Und, dass wir als Team und ohne strikte Hierarchien arbeiten. Natürlich muss der Partner bestimmte Dinge entscheiden, aber es zählen Teamgeist und Teamwork.

"Topqualität erfordert vollen Einsatz"

Großkanzleien erwarten von Ihren Anwälten in der Regel, dass sie 50 bis 60 Stunden in der Woche arbeiten, gleichzeitig ist das Thema Work-Life-Balance für Berufseinsteiger heutzutage sehr wichtig. Wie bringen Sie diese entgegengesetzten Interessen bei Noerr in Einklang?

Wir wollen den Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit geben, sich zu engagieren und einen erfüllenden Job zu finden, Topqualität zu liefern und an großen Mandaten mitzuarbeiten. Und das erfordert vollen Einsatz, da gibt es kein Vertun.

Wir Partner leben das vor. Wir erwarten ein hohes Maß an Verantwortung, das jeder einzelne bei uns übernimmt. Als Ausgleich dafür gewähren wir eine relativ große Flexibilität, wo und wann die Kollegen ihre Arbeit erledigen. Es gibt aber bestimmte Arbeitsschritte, die ohne Alternative zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort erbracht werden müssen. Man kann aber auch trotz harter Arbeit und hohem Einsatz immer noch ein ausgeglichenes Leben führen. Und das wollen wir: Menschen, Persönlichkeiten, die ausgeglichen sind. Wir wollen keine Arbeitsroboter.

Das heißt, Homeoffice ist bei Ihnen auch möglich?

Selbstverständlich! Das ist Teil des Ganzen.

Auch unabhängig von Corona?

Homeoffice soll bei uns flexibel eingesetzt und nicht zum Standard werden. Ein fester Homeoffice-Tag passt nicht zum Bild eines Großkanzleianwalts.

Was planen Sie für die Zukunft, damit Sie im Wettbewerb um die besten Juristen weiterhin erfolgreich sind?

Wir bieten ein ausgeprägtes Mentoring an, bei dem die Partner und die Anwälte den Nachwuchs wirklich in die Mandatsarbeit einbinden, so dass eine echte Ausbildung stattfindet. Und wir bieten eine langfristige Perspektive. Die Tür zur Partnerschaft bleibt bei uns geöffnet.

Was ist ihr Ratschlag für junge Menschen, die einmal Anwalt werden möchten?

Ein Berufsanfänger sollte sich genau anschauen, mit welchem Partner, mit welchem Team er arbeiten wird und, ob er sich mit den in der Kanzlei gelebten Werten identifizieren kann.
Die jungen Kolleginnen und Kollegen sollten während der Ausbildung breite Erfahrungen sammeln und dann eine bewusste eigene Entscheidung treffen.

Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung neben der Juristerei?

Durch meine Familie und meine Freunde habe ich einen Ausgleich zum Berufsleben. Zudem reise ich gern und Sport ist mir wichtig: Ich spiele Golf, ich fahre Ski und ich gehe leidenschaftlich gern zum Fußball.

Zu welchem Verein halten Sie?

Ich komme aus Düsseldorf, da stellt sich die Frage nicht: Fortuna.

Mehr zum Thema: Arbeitgeberprofil von Noerr

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