Der Grüne: Jan Philipp Albrecht
1982 in Braunschweig geboren, zieht der Grüne 2009 als jüngster Abgeordneter das erste Mal ins Europaparlament ein und mausert sich dort zum Datenschutzexperten. Albrecht versteht sich selbst als "The Civil Rights' Voice" – die Stimme der Bürgerrechte. So prangt es in großen Lettern auf seiner Wahlkampfseite und dazu steht er auf Nachfrage auch.
Er sei ins Europaparlament gewählt worden, um für starke Bürgerrechte auf europäischer und internationaler Ebene zu streiten. "Diesen Auftrag nehme ich sehr ernst." Und da macht er auch keinen Halt an den EU-Außengrenzen. Eine internationale "Bill Of Digital Rights" schwebt ihm vor. "Ich möchte mich nachhaltig für transatlantische Bürgerrechtsfragen engagieren."
Die "Stimme der Bürgerrechte"
Auch wenn es etwas hochgegriffen erscheint, sich selbst den Titel "Stimme der Bürgerrechte" zu verleihen, widmet Albrecht seine Parlamentsarbeit doch tatsächlich ganz klar der Rechtspolitik und legt dabei einen Schwerpunkt auf die Bürgerrechte.
Sein Herzensthema ist der Datenschutz. Damit hat er sich in der vergangenen Wahlperiode so intensiv beschäftigt, dass ihn seine Kollegen zum Verhandlungsführer für die Gespräche mit der Kommission und dem Rat über die Datenschutzreform machten.
Zu den größten Erfolgen des Juristen und seiner Kollegen der vergangenen fünf Jahre zählt Albrecht denn auch die Verhinderung des ACTA-Abkommens und die Zustimmung des Parlaments zur Datenschutzreform. Gerne würde er letztere in den nächsten Jahren noch zu Ende bringen. Noch muss schließlich eine endgültige Einigung mit Kommission und Rat erzielt werden, damit die Reform in Kraft treten kann.
Kampf gegen Rechts
Der Datenschutz ist aber nicht Albrechts einziges Thema. Er hat sich auch dem Kampf gegen den Rechtsextremismus verschrieben. Auf Diskussionsveranstaltungen und in Zeitungsartikeln warnt er vor den zunehmenden Zustimmungswerten rechtsextremer Parteien in Europa, prangert die Untätigkeit der EU und ihrer Mitgliedstaaten gegenüber den Rechtsbrüchen Ungarns unter Ministerpräsident Victor Orbán an und gibt Broschüren heraus mit "Tipps für den tatsächlichen Umgang mit Rechtsextremismus".
Dass er künftig mit deutschen Rechtsextremisten zusammenarbeiten muss, befürchtet der Grüne trotz weggefallener Sperrklausel nicht. "Eher rechne ich damit, dass die AfD einziehen wird. Sie hat ein ähnliches Programm wie die NPD, nämlich eine menschenfeindliche und populistische Ideologie, und stimmt gegen alles, weil man gar nicht an Kompromissen zur Lösung von Problemen interessiert ist."
Statt nationaler Prozenthürden wünscht er sich ein einheitliches europäisches Wahlrecht. "Auch um die EU-Parteien stärker in den Fokus zu rücken." Es sei ein Skandal, dass die CDU zur Europawahl Angela Merkel plakatiere und so die Wähler anlüge.
"Im EU-Parlament kann man am meisten verändern"
Der Norddeutsche hat Jura studiert – mit Schwerpunkt im Europa- und Völkerrecht und Praktika beim Bundestag und im Europaparlament. Der Einzug in die europäische Politik sei damals trotzdem nicht sein Ziel gewesen. Eher habe er neben vielen anderen Ideen den Journalismus als Berufsziel vor Augen gehabt.
Nicht weit entfernt vom Atommülllager Asse aufgewachsen, landete Albrecht bei der Grünen Jugend und ging auf Anti-AKW-Demonstrationen. Zur Politik gebracht habe ihn seine Arbeit als Schülerzeitungsredakteur. Er sollte einen Artikel über eine lokale Initiative gegen Rechtsextremismus in seiner Stadt schreiben und war von dem Projekt so begeistert, dass er sich anschloss.
Und seine politische Karriere, wie stellt er sich die vor? Soll es irgendwann in die Bundespolitik gehen oder doch noch in einen klassischen juristischen Beruf? Albrecht blickt erst einmal auf die kommenden fünf Jahre: "In jedem Fall möchte ich weiter dem EU-Parlament angehören, weil man dort am meisten verändern kann." Aber er wolle im Leben auch noch etwas anderes machen als Berufspolitik. "Vielleicht werde ich ja noch mein Referendariat nachholen."
Foto: Fritz Schumann