Josef Jakubowski und der verunsicherte Staat Am 15. Februar 1926 wurde der Landarbeiter Josef Jakubowski in Neustrelitz mit dem Handbeil hingerichtet. Ihm war zur Last gelegt worden, seinen zeitweisen Ziehsohn Ewald, ein Kind von drei Jahren, erdrosselt zu haben. Das Todesurteil vom 26. März 1925 erfolgte auf der Grundlage schwacher beziehungsweise stark zulasten des Angeklagten interpretierter Beweise. Ein geistig schwerbehinderter Jugendlicher diente als Hauptbelastungszeuge, ein mögliches Alibizeugnis wurde unbelegt auf einen Irrtum in der Uhrzeit zurückgeführt. Das hinsichtlich der möglichen Motivlage des Jakubowski belastende Zeugnis zweier Onkel des getöteten Kindes wurde dem Urteil zugrunde gelegt, obwohl diese eigene Motive hatten, das nichteheliche Kind ihrer vor alledem verstorbenen Schwester zu ermorden. Zudem wurde dem Angeklagten, der als Pole des Deutschen nur begrenzt mächtig war, kein Übersetzer gestellt. Drei Jahre nach der Hinrichtung Jakubowskis wurde – auf der Grundlage einer alternativen gerichtlichen Überzeugung zum Tatverlauf – einer der beiden Onkel des Kindes wegen des Mordes zum Tod verurteilt. Er wurde jedoch vom liberalen Justizminister des Landes Mecklenburg-Strelitz begnadigt. Großmutter und Onkel des kleinen Ewald hatten das Kind und zugleich den einzigen Ausländer im Dorf Palingen loswerden wollen. Es wird auf den Fall Jakubowski zurückgeführt, dass in den letzten Jahren der Weimarer Republik wenige Todesurteile vollstreckt wurden. Josef Jakubowski; Skulptur von Gerhard Roese; Quelle, Abb. mit Einverständnis des Künstlers; Zuschnitt & Skalierung: LTO