Sophokles – Antigone
Bei dieser Liste haben wir uns hauptsächlich auf Werke der letzten 200 Jahre konzentriert. Nicht, weil Recht und Gerechtigkeit nicht auch in der Literatur des Mittelalters und der Antike prägende Topoi gewesen wären, sondern weil die wirklich alten Schmöker – Hand aufs Herz – aus heutiger Sicht dann doch meist etwas schwer bekömmlich sind. Wenigstens einer darf aber nicht fehlen, und was könnte besser passen als Sophokles' Tragödie, die gewissermaßen die Blaupause für den Konflikt zwischen irdischer und himmlischer Gerechtigkeit darstellt.
Antigone (übrigens eine der Töchter von Ödipus) befolgt, was sie als himmlisches Gebot empfindet, indem sie ihren getöteten Bruder Polyneikes begräbt, und verstößt damit zugleich gegen das irdische Gebot des Königs Kreon, der Polyneikes die letzte Ruhe verwehren will, nachdem dieser ihn zu Lebzeiten bekriegt hatte. Kreon hat zwar die Macht, sein Recht zu erzwingen und die, die es verletzen, zu bestrafen – nachdem er Antigone jedoch bei lebendigem Leibe einmauern lässt, ereilt ihn letztlich selbst die Strafe des Himmels.
Bild: Insel/Suhrkamp