Eigentlich gehört der Chauvinismus nach einer Frau benannt … … denn als Jeanne Chauvin (1862-1926) als zweite Frau Frankreichs – nach Bilcescu-Alimanisteanu – zur Doktorin der Rechte promoviert wurde, störte ein Pöbel junger Herren die mündliche Verteidigung ihrer Dissertation mit dem Absingen der "Marseillaise". Vielleicht brachte damals die These ihrer Doktorarbeit, dass sich die rechtliche Ungleichheit der Geschlechter aus biblischen Quellen statt aus dem Geist der französischen Verfassung speise, die Männerherzen in Wallung. Oder vielleicht auch nur der Umstand, dass ihnen im juristischen Geschäft demnächst weibliche Konkurrenz drohen könnte. Die Zulassung zur Anwaltschaft erhielt Chauvin jedenfalls erst nach einer entsprechenden Gesetzesänderung im Jahr 1900. Jeanne Chauvin war damit eine der ersten Anwältinnen Frankreichs, wenn nicht die erste. Die Bezeichnung "Chauvi" leitet sich übrigens nicht von Jeanne Chauvin ab, sondern von einer männlichen Figur des französischen Vaudeville-Theaters, die mit einem hinterwäldlerischen Frauenbild wenig zu tun hat – feministisch inspirierte Schimpfwörter sind also nicht schlauer als alle anderen. Jeanne Chauvin © wikimedia, public domain