US-Gericht wird weiter verhandeln: Etap­pen­sieg bei Auf­ar­bei­tung des Massa­kers von Tulsa

03.05.2022

Vor 101 Jahren zog ein Mob weißer Bürger durch die Stadt Tulsa und schoss auf die schwarze Bevölkerung. Weil Zeitzeugen starben, scheiterten bisher die Versuche einer Aufbereitung vor Gericht. Jetzt kann es aber weiter gehen.

In Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma haben Bürger einen Etappensieg auf dem Weg zur Aufarbeitung eines vor 101 Jahren begangenen rassistischen Massakers errungen. Das Bezirksgericht entschied, eine Klage wegen des 1921 verübten Verbrechens an Schwarzen im Stadtteil Greenwood weiter zu verfolgen. Damit verwarf Richterin Caroline Wall am Montag (Ortszeit) zumindest teilweise den Antrag der Beklagtenseite, die im März 2021 eingereichte Klage fallen zu lassen, wie der US-Sender CNN berichtete. Überlebende und Angehörige können damit weiter auf Entschädigungszahlungen hoffen. Wie es in dem Fall konkret weitergehen wird, ist laut CNN allerdings noch unklar. 

Ein auf Twitter veröffentlichtes Video aus dem Gerichtssaal zeigte den Jubel nach der Entscheidung unter den Anwesenden, darunter einem 101- und zwei 107-jährigen Klägern. Die drei waren kleine Kinder, als ein Mob weißer Bürger durch Greenwood - Tulsas Geschäftsviertel der Schwarzen - zog, auf dessen Bevölkerung schoss und den bis dahin florierenden Stadtteil ausraubte und nachhaltig verwüstete. Schätzungen zufolge starben bis zu 300 Schwarze bei den Unruhen, die als "Massaker von Tulsa" in die Geschichte eingingen. Ihnen waren Gerüchte von einem Übergriff auf eine weiße Jugendliche durch einen Schwarzen vorausgegangen. 

Frühere Versuche, das Massaker vor Gericht zu verhandeln, scheiterten laut einem beteiligten Anwalt wiederholt, weil Zeitzeugen gestorben waren. In diesem Verfahren klagen elf Überlebende und Angehörige von Opfern wegen "öffentlichen Ärgernisses" gegen insgesamt sieben Beschuldigte, darunter die Stadt Tulsa, deren Entwicklungsbehörde sowie die Militärabteilung von Oklahoma.

Sie werfen den Institutionen vor, den damaligen Angriff auf Greenwood gebilligt, unterstützt und sich daran beteiligt zu haben. Zudem sollen sie nach der weitgehenden Zerstörung des Viertels den Wiederaufbau verhindert haben. Beklagt wird auch, dass Stadt-Verantwortliche in jüngerer Zeit Greenwood als eine Touristen-Attraktion ausgeschlachtet hätten, aber das damit eingenommene Geld nicht in den Stadtteil geflossen sei.

dpa/pdi/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

US-Gericht wird weiter verhandeln: . In: Legal Tribune Online, 03.05.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/48324 (abgerufen am: 24.11.2024 )

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