Die Bild-Zeitung wirft Focus Online vor, bei ihr abzuschreiben. Der Streit ist nicht neu. Nun ist er vor Gericht angekommen. Das Boulevardblatt verlangt Unterlassung, Auskunft über die Arbeitsweise und Schadensersatz.
Bildhat beim Landgericht (LG) Köln eine Klage gegen Focus Online eingereicht. Das Online-Medium schreibe systematisch exklusive Bezahlinhalte von Bild plus ab und mache sie zum Teil des eigenen, auf Reichweite zielenden Geschäftsmodells, teilte Axel Springer am Dienstag mit. Das sei eine gezielte Behinderung des Geschäftsmodells eines Wettbewerbers und verletze außerdem das Recht des Datenbankherstellers nach § 87a ff. Urheberrechtsgesetz.
Danach hat nur der Datenbankhersteller das Recht, die Inhalte einer Datenbank komplett oder zu einem wesentlichen Teil zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich wiederzugeben. Ein Sprecher von Hubert Burda Media sagte am Dienstag auf Anfrage, die Klage gegen Focus Online liege in München noch nicht vor. Daher könne man sich noch nicht dazu äußern. Ein Sprecher des LG Köln bestätigte, eine entsprechende Klage (Az. 14 O5/17) der Axel Springer SE sei am 12. Januar eingegangen. Es handle sich um eine "sehr umfangreiche Klageschrift".
Bild hat nach eigenen Angaben über mehrere Monate sämtliche Artikel hinter der Bezahlschranke ("Bild plus") und deren exklusive Inhalte mit den kostenlosen Inhalten von Focus Online abgeglichen. Dabei habe sich gezeigt, dass Focus Online die Bild plus-Geschichten "systematisch und oft schon unmittelbar nach der Erstveröffentlichung" für die eigene Homepage verwerte. "Das überschreitet die Grenze des Zulässigen", sagte Rechtsanwalt Dr. Felix Stang, der in dem Verfahren die Bild-Zeitung vertritt, der Deutschen Presse-Agentur.
"Angriff auf Geschäftsmodell einer ganzen Branche"
Das Medienhaus klagt nun auf Unterlassung, verlangt Auskunft über die Arbeitsweise bei Focus Online und will eine Schadensersatzfeststellung erreichen. "Das Ziel ist in erster Linie die Verteidigung des Geschäftsmodells, aber natürlich fordert Bild auch die Zahlung von Schadensersatz", sagte Stang, Medien- und Urheberrechtler bei Raue LLP, die regelmäßig in presse- und äußerungsrechtlichen Streitigkeiten für Axel Springer auftritt. "Das lässt sich derzeit aber noch nicht beziffern."
Julian Reichelt sagte, für Bild gehe es um das Wertvollste, was wir als journalistische Marke haben: unsere mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte." Dem Chefredakteur von Bild Digital zufolge hat Bild einzelne Fälle gegenüber Focus Online zunächst "im Guten kritisiert", aber ohne Erfolg. "Leider mussten wir dann feststellen, dass Focus Online systematisch vorgeht und unsere exklusiven Geschichten stiehlt und verwertet, um auf diese Weise kostengünstig, ohne jedes redaktionelle Investment, die eigene Reichweite zu erhöhen." Mit diesem Verhalten greife Focus Online das Geschäftsmodell einer ganzen Branche an. "Dagegen müssen wir uns wehren."
dpa/acr/LTO-Redaktion
Klaut Burda bei Springer?: . In: Legal Tribune Online, 17.01.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21795 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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