Das LG Duisburg hat für den Loveparade-Prozess eine Außenstelle auf dem Düsseldorfer Messegelände eingerichtet. Dort beginnt das Verfahren Anfang Dezember. Angesetzt sind 111 Sitzungstermine und es wartet eine Hauptakte mit 53.500 Seiten.
Es wird einer der personell größten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte: Das Landgericht (LG) Duisburg hat in der Messe Düsseldorf den Gerichtssaal für das Loveparade-Verfahren eingerichtet. Der Prozess soll am 8. Dezember beginnen. "Wir sind startklar", sagte Gerichtssprecher Matthias Breidenstein am Samstag bei einer Begehung. Das Verfahren (Az. 36 KLs 10/17) soll die Vorgänge um die Loveparade-Katastrophe im Jahr 2010 in Duisburg aufklären, bei der infolge einer Massenpanik 21 Menschen starben und mehr als 650 verletzt wurden.
Das Verfahren zieht sich seit langem hin, das Landgericht hatte zunächst die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt, diese Entscheidung hatte das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf im April aufgehoben.
Angeklagt sind sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des Veranstalters. Sie müssen sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Das Gericht hatte die Räume in der Nachbarstadt seit Jahren reserviert, weil in Duisburg für den Prozess mit zehn Angeklagten und derzeit 60 Nebenklägern nicht genug Platz war. Der Messesaal, in dem sonst Jahreshauptversammlungen und Kongresse stattfinden, bietet Platz für rund 500 Menschen.
500 Plätze, 111 Sitzungstermine, 53.500 Aktenseiten
Wie in einem Gerichtsgebäude gibt es dort nun an vier Schleusen strenge Eingangs- und Taschenkontrollen. Zuhörer und Nebenkläger haben verschiedene Eingänge, 40 Justizwachtmeister werden Dienst tun. "Wir legen Wert darauf, dass erfahrene Leute hier arbeiten", erklärte Gerichtssprecher Breidenstein.
Ein Schild am Eingang weist den Messetrakt als Außenstelle des Landgerichts Duisburg aus. Etwa 360 Plätze im Messesaal werden voraussichtlich für Zuschauer und Medienvertreter reserviert. Offen ist noch, ob die Verhandlung in einen Nebenraum übertragen wird. Für Angehörige der internationalen Opfer stehen für fünf Sprachen Simultandolmetscher bereit.
Das Gericht steht unter Zeitdruck: Liegt bis zum 27. Juli 2020 kein erstinstanzliches Urteil vor, verjähren die vorgeworfenen Taten. Geplant sind drei Verhandlungstermine pro Woche, die Richter bearbeiten in dieser Zeit nur das Loveparade-Verfahren. Bis Dezember 2018 hat die 6. Große Strafkammer des LG Duisburg 111 Sitzungstermine bestimmt. Die Hauptakte hat 117 Bände mit 53.500 Seiten.
Allerdings geht auch das Messegeschehen, etwa mit der großen Düsseldorfer Publikumsmesse boot, weiter. An manchen Tagen wird das Gericht deshalb nicht tagen können.
dpa/mgö/LTO-Redaktion
LG Duisburg vor dem Loveparade-Prozess: . In: Legal Tribune Online, 30.10.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/25305 (abgerufen am: 15.11.2024 )
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