Der Formel-1-Rennstall Sauber ist mit einer Berufung gegen den gerichtlich erwirkten Start von Giedo van der Garde am Donnerstag gescheitert. Es war die dritte gerichtliche Niederlage des Privatteams in diesem Fall. Der 29 Jahre alte van der Garde hatte im vergangenen Jahr mit Sauber eine Einigung erzielt, wonach er in diesem Jahr vom Ersatz- zum Stammpiloten aufsteigt.
Trotz des gerichtlichen Erfolgs ist ein Start van der Gardes beim ersten Saisonrennen nicht sicher. Der Rennfahrer war zunächst noch nicht im Besitz der erforderlichen Superlizenz. Rennleiter Charlie Whiting bestätigte, dass dafür zunächst ein gültiger Vertrag vorliegen müsse. Anschießend müsse das Team über den nationalen Verband die Lizenz bei der FIA beantragen. Whiting wollte nicht ausschließen, dass van der Garde fahren wird. Details zum weiteren Prozedere in dem bizzaren Fall wollte der Internationale Automobilverband nicht angeben. Auf einer Liste mit den Autos und Piloten für das Rennen an diesem Sonntag (06.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) tauchte der Name des Niederländers nicht auf.
Dafür fanden sich dort die Namen von Marcus Ericsson und Felipe Nasr - den von Sauber-Teamchefin am 28. November vergangenen Jahres in einem Brief an die FIA genannten Stammpiloten. Weniger als 24 Stunden vor dem ersten Freien Training herrschte schlichtweg Rätselraten, wie es weitergeht. Van der Garde will sein Recht womöglich per Zwangsvollstreckung durchsetzen. "Ein Riesenchaos", urteilte der ehemalige Sauber-Pilot Nico Hülkenberg. Die "schwierige Zeit für diesen Sport" könne nicht als Entschuldigung dafür herhalten, betonte der Emmericher vom Force-India-Team. Sein Landsmann Adrian Sutil war trotz gültigen Vertrags von Sauber vor dieser Saison ersetzt worden. Rechtliche Schritte des gebürtigen Gräfelfingers zu einem späteren Zeitpunkt sind nicht auszuschließen.
Sauber hatte aus finanziellen Gründen zwei andere Fahrer für diese Saison verpflichtet, die offensichtlich mehr Sponsorengeld mitbringen. Nach einem Urteil in der Schweiz hatte am Mittwoch auch der Supreme Court Victoria die Startberechtigung van der Gardes bestätigt. Dagegen war Sauber in Berufung gegangen. Die Saison startet an diesem Freitag mit dem Training auf dem Albert Park Circuit von Melbourne.
Das Team hatte im Rechtsstreit mit van der Garde argumentiert, dass die Einigung nicht mit dem Piloten selbst, sondern dessen Unternehmen erzielt worden sei. Zudem hatte der Anwalt des Teams einen Einsatz von van der Garde als gefährlich für den Niederländer und die Konkurrenz bezeichnet, weil er den neuen Wagen noch nie gefahren sei. Van der Garde absolvierte allerdings auch schon 19 Formel-1-Rennen (2013 für Caterham). Er hatte betont, er sei fitter denn je.
dpa/age/LTO-Redaktion
Bizarrer Rechtsstreit in der Formel 1: . In: Legal Tribune Online, 12.03.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/14926 (abgerufen am: 19.11.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag