Von der Uckermark bis nach Straßburg – die "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" hat Beschwerde beim EGMR eingereicht. Sie will als Weltanschauungsgemeinschaft anerkannt werden, um Schilder für ihre "Nudelmesse" aufstellen zu dürfen.
Die "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" hat Individualbeschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) eingelegt. "Wir wollen als Weltanschauungsgemeinschaft anerkannt und den Religionsgemeinschaften gleichgestellt werden", sagte Rüdiger Weida, Gründer des im brandenburgischen Templin ansässigen Vereins am Freitag. Die Beschwerde sei am Montag verschickt worden.
Hintergrund ist ein seit Jahren andauernder Rechtsstreit: Der Landesbetrieb Straßenwesen hatte dem Verein untersagt, mit Schildern an den Ortseingängen von Templin in der Uckermark für seine "Nudelmessen" zu werben. Der Verein macht dagegen geltend, dass er als Weltanschauungsgemeinschaft das gleiche Recht haben müsse wie die christlichen Kirchen, die an den Ortseingängen mit Schildern auf die Zeiten der Gottesdienste hinweisen dürfen.
Mit seinem Anliegen war der Verein bereits vor dem Brandenburger Oberlandesgericht (OLG) abgeblitzt. Auch eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat keinen Erfolg gehabt. Die wurde nicht zur Entscheidung angenommen, weil eine weltanschauliche Betätigung des Beschwerdeführers nicht plausibel gemacht wurde, so die Begründung der Karlsruher Richter damals. Zwar gestattet Templins Bürgermeister dem Verein bis zum Ende des Rechtsstreits, Schilder aufzuhängen. Werden die Spaghettimonster vor dem EGMR scheitern, müssten diese wieder ab, befürchtet Weida.
Auch in Polen und den Niederlanden hatten die "Pastafaris" genannten Anhänger, die sich auf die Werte des Humanismus berufen und dogmatische Glaubenslehren ablehnen, Beschwerde vor dem EGMR eingelegt. Ihnen gehe es - im Gegensatz zu dem Templiner Verein - darum, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden, erklärte Weida. Ein Gericht in den Niederlanden hatten den Pastafaris etwa im August 2018 verboten, aus religiösen Gründen ein Nudelsieb auf ihren Passfotos tragen. Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters wurde 2005 in den USA von einem Physiker gegründet und war als Parodie auf die dort verbreitete Kreationisten-Lehre gedacht.
dpa/mgö/LTO-Redaktion
"Pastafaris" wollen Weltanschauungsgemeinschaft sein: . In: Legal Tribune Online, 12.04.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/34897 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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