Varta plant eine tiefgreifende Sanierung. Auch Porsche mischt mit. Für die Aktionäre des angeschlagenen Batterieherstellers dürfte es bitter werden.
Die Pläne des Managements, das Geschäft wieder in die Profitabilität zu führen, sind nicht aufgegangen. Die Varta AG steht vor einem Schulden- und Kapitalschnitt. Mittel der Wahl ist eine Restrukturierung nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG). Das Gesetz ist seit Anfang 2021 in Kraft. Es ermöglicht Unternehmen, denen die Zahlungsunfähigkeit droht, eine Sanierung ohne Insolvenzverfahren. Der Automobilzulieferer Leoni zählt zu den StaRUG-Pionieren.
Varta leidet schon länger unter einem Nachfrageeinbruch. Ein im vergangenen Jahr ausgearbeiteter Restrukturierungsplan hat sich als nicht tragfähig erwiesen. Am Montag soll die StaRUG-Sanierung beim Amtsgericht Stuttgart angezeigt werden.
Die geplante Herabsetzung des Grundkapitals auf null brächte ein Delisting, also einen Rückzug von der Börse, mit sich. Die Aktien, die aktuell mit einem Kursabschlag von mehr als 70 Prozent gehandelt werden, sind dann wertlos. Die Aktionäre scheiden – ohne Kompensation – aus der Gesellschaft aus.
Für eine positive Fortführungsprognose braucht Varta frisches Kapital. Das Unternehmen spricht von einem Betrag im hohen zweistelligen Euro-Bereich. Neben dem österreichischen Unternehmer Michael Tojner, über seine Holding Montana Tech Compontents (MTC) mehrheitlich an Varta beteiligt, wird auch Porsche als potenzieller Geldgeber gehandelt. Gespräche mit Varta über ein Investment hat der Automobilhersteller bereits bestätigt.
Hohe Schulden schränken Handlungsspielraum ein
Vor allem die hohe Schuldenlast muss laut Varta-CEO Michael Ostermann in eine "angemessene Größenordnung" gebracht werden, damit das Unternehmen wieder Spielraum für Investitionen hat. Die Gläubiger haben Bereitschaft zu einem Schuldenschnitt signalisiert.
Dem Vernehmen nach liegt für die Sanierung neben der Variante MTC/Porsche als Kapitalgeber noch ein weiteres Szenario auf dem Tisch, das von den Gläubigern vorgeschlagen wurde. Der Varta-Vorstand rechnet mit einer "zügigen Einigung" auf einen der beiden Vorschläge. Anschließend soll ein neuer Restrukturierungsplan präsentiert werden.
StaRUG-Sanierungen sind einigermaßen komplex. Varta und die weiteren Beteiligten ziehen eine ganze Reihe von Kanzleien hinzu.
Kanzleien & Köpfe
Grub Brugger wird Varta nach LTO-Informationen mit einem Team um den Stuttgarter Partner Dr. Frank Schäffler rund um das StaRUG-Verfahren beraten.
Auch DLA Piper berät das Unternehmen, die federführenden Partner sind Florian Bruder (Restrukturierung und Finanzierung) und Dr. Roland Maaß (Kapitalmarktrecht).
MTC setzt nach LTO-Informationen auf die österreichische Kanzlei Fellner Wratzfeld & Partner (Federführung: Markus Fellner) sowie ein Team von Clifford Chance um Dr. Axel Wittmann und Dr. Stefan Sax.
Die Alt-Finanzierer werden von Noerr mit einem Team um Andreas Naujoks und die neuen Finanzierer nach LTO-Informationen von Freshfields Bruckhaus Deringer unter der Federführung von Dr. Marvin Knapp unterstützt.
Noerr für die Alt-Finanzierer:
Andreas Naujoks (Partner, Federführung, Restrukturierung & Insolvenz, Frankfurt)
Simone Schönen (Partnerin, Restrukturierung & Insolvenz, Hamburg)
Dr. Dorian Legel (Associated Partner, Restrukturierung & Insolvenz, Frankfurt)
Stephanie Bender (Senior Associate, Restrukturierung & Insolvenz, Hamburg)
Patrick Geist (Senior Associate, Banking & Finance, Frankfurt)
Clifford Chance | DLA Piper | Fellner Wratzfeld | Freshfields | Grub Brugger | Noerr: . In: Legal Tribune Online, 22.07.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/55046 (abgerufen am: 15.11.2024 )
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