Tengelmann-Konzern: Erben legen jah­re­langen Streit bei

27.04.2021

Der Streit um den Handelskonzern Tengelmann hat ein Ende. Die Familie des verschollenen langjährigen CEO Karl-Erivan Haub werde ihre Anteile an Christian Haub verkaufen, teilen die Anwälte der Familienstämme mit.

Die Familienstämme Karl-Erivan Haub und Christian Haub haben sich auf eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) verständigt, die den Machtkampf im Tengelsmann-Konzern beenden soll. Katrin Haub als Abwesenheitspflegerin von Karl-Erivan Haub und ihre Kinder Viktoria und Erivan Haub werden ihre Anteile an der Tengelmann Warenhandels-KG an Christian Haub, den CEO der Tengelmann Gruppe, verkaufen. Dies teilen die Anwälte der Familienstämme, Prof. Dr. Mark Binz und Dr. Peter Gauweiler, in einer gemeinsamen Erklärung mit. Es sei angestrebt, den Anteilskauf noch im Mai zu beurkunden und zu vollziehen.

Der Kampf um Tengelmann war entbrannt, als Karl-Erivan Haub, langjähriger CEO von Tengelmann, im April 2018 allein zu einer Skitour am Klein Matterhorn bei Zermatt aufgebrochen und nicht zurückgekehrt ist. Die Familie geht davon aus, dass er in der Schweiz tödlich verunglückte. Kurz nach Karl-Erivan Haubs Verschwinden hatte dessen Bruder Christian die Leitung des Familienunternehmens übernommen.

Seit dem Verschwinden schwelt ein Familienstreit um die Neuverteilung der Macht bei dem milliardenschweren Handelskonzern. In die Auseinandersetzung kam Bewegung, als Christian Haub zusammen mit seinem Bruder Georg und dem Unternehmen Tengelmann Anfang Oktober 2020 beim Amtsgericht Köln beantragte, den Vermissten für tot erklären zu lassen. Katrin Haub hatte diesen Schritt zunächst heftig kritisiert, im Januar 2021 dann aber ihre Meinung überraschend geändert und sich den Anträgen angeschlossen, wie zuerst die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtete.

Es sei ein langer Weg gewesen, den die Familien zurücklegen mussten, schreiben die Anwälte Binz und Gauweiler in der gemeinsamen Erklärung. "Wir haben sehr harte Verhandlungen geführt, die aber letztlich auf Fairness und einem gesteigerten gegenseitigen Verständnis fußten." Das MoU belege, dass man sich auch nach langwierigen Auseinandersetzungen einigen könne, sofern auf beiden Seiten der Wille und die Gestaltungskraft dazu vorhanden seien. Details zu der Vereinbarung gaben Binz und Gauweiler nicht bekannt.

Im Oktober 2020 hatte Christian Haub ein Angebot in Höhe von 1,1 Milliarden Euro für die Firmenanteile seines verschollenen Bruders vorgelegt. Damals hatte sein Anwalt Mark Binz gesagt, die Summe sei rund 150 Millionen Euro höher als das, als nach dem Tengelmann-Gesellschaftervertrag bei dem Ausscheiden eines Gesellschafters eigentlich zu zahlen wäre. Die Satzung sehe vor, dass dem ausscheidenden Gesellschafter lediglich 70 Prozent des Verkehrswerts seiner Anteile zustünden - und das auch erst nach einer Wartefrist von zehn Jahren. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hatte den Firmenwert Binz zufolge auf rund 4 Milliarden Euro taxiert.

Die Tengelmann-Gruppe, zu der u.a. die Filialketten Kik und Tedi sowie die Baumarktkette Obi gehören, hat im Geschäftsjahr 2019 mit mehr als 90.000 Beschäftigten einen Umsatz von 8,1 Milliarden Euro erzielt.

ah/LTO-Redaktion

mit Material von dpa

Zitiervorschlag

Tengelmann-Konzern: . In: Legal Tribune Online, 27.04.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/44817 (abgerufen am: 20.11.2024 )

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