Der deutsche M&A-Markt hat im ersten Quartal 2017 den besten Jahresauftakt seit dem Rekordjahr 2007 verzeichnet. Laut einer aktuellen Studie waren deutsche Unternehmen an Transaktionen im Wert von mehr als 35 Milliarden US-Dollar beteiligt.
Laut dem quartalsweise erscheinenden Marktreport M&A Insights der Kanzlei Allen & Overy war trotz des hohen Dealvolumens aber die Zahl der bekanntgegebenen Transaktionen rückläufig: Gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre wurden neun Prozent weniger Deals abgeschlossen.
Aus Sicht von Dr. Hartmut Krause, Corporate/M&A-Partner der Kanzlei, sind die wichtigsten Treiber für ein lebhabftes M&A-Geschäft nach wie vor gegeben: "Hohe Geldbestände der deutschen Konzerne, Anlagedruck bei den Finanzinvestoren, billiges Fremdkapital – und all dies in einem Umfeld, in dem organisches Wachstum in den entwickelten Märkten nur langsam stattfindet." Er rechnet daher damit, dass der deutsche M&A-Markt auch im Gesamtjahr 2017 sehr aktiv bleiben wird.
Kartellbehörden werden aktiver
Die hohen Bewertungen an den Equity-Märkten spiegeln zwar Optimismus an den Kapitalmärkten wider, so Krause weiter. "Bei Käufern lösen sie aber auch das Gefühl aus, für die zum Verkauf gestellten Unternehmen zu viel zu bezahlen." Auch seien Kartellbehörden weltweit über die letzten Jahre immer aktiver geworden: Im Jahr 2016 wurden weltweit angebahnte Mega-Deals im Wert von 69 Milliarden Euro untersagt. "Diese Aktivität wird in 2017 nicht nachlassen", ist der M&A-Anwalt überzeugt.
Das erste Quartal 2017 zeigte auch, dass US-Unternehmen auf dem deutschen M&A-Markt besonders aktiv sind. An den vier größten Transaktionen des ersten Quartals waren jeweils Unternehmen aus den USA beteiligt. Die Transaktion mit der wohl größten Öffentlichkeitwirkung war der Verkauf der Adam Opel AG und ihrer britischen Schwester Vauxhall an Peugeot. Die größte Unternehmensakquisition im ersten Quartal war allerdings der Erwerb der Mauser-Gruppe durch den amerikanischen Wettbewerber BWAY für 2,3 Milliarden US-Dollar. Zudem übernahm die Colfax Corporation die Turbinensparte von Siemens.
Novum: US-Firma übernimmt deutsche AG mit Notierung in Polen
Es gab auch ungewöhnliche Deal-Konstellationen: Der amerikanische Automobilzulieferer Superior Industries International kündigte ein 720 Millionen US-Dollar schweres Übernahmeangebot für den Hersteller von Aluminiumfelgen Uniwheels an. Uniwheels ist eine deutsche AG mit alleiniger Börsennotierung in Polen. Ein Übernahmeangebot für eine derartig aufgestellte Gesellschaft hat es laut Allen & Overy noch nicht gegeben.
Doch nicht nur ausländische Unternehmen kaufen in Deutschland, auch deutsche Firmen verstärken sich im Ausland. Unter den Transaktionen, deren Kaufpreis veröffentlicht wurde, sticht die Übernahme der amerikanischen Darex Packaging Technologies durch Henkel heraus: Die Düsseldorfer zahlen für das Industrieunternehmen einen Kaufpreis in Höhe von etwas mehr als einer Milliarde US-Dollar.
Der quartalsweise erscheinende Report M&A-Insights basiert auf unabhängigen, extern in Auftrag gegebene vierteljährlichen Erhebungen zu Anzahl und Wert weltweiter M&A-Transaktionen. Ergänzt wird er druch Markteinschätungen von M&A-Anwälten von Allen & Overy.
Mergers & Acquisitions: . In: Legal Tribune Online, 28.04.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/22782 (abgerufen am: 13.11.2024 )
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