Die Mehrheit der Unternehmen in Kontinentaleuropa wird ihre Ausgaben für externe Anwaltskanzleien voraussichtlich nicht erhöhen. Laut einer Umfrage planen nur zwei Prozent mit höheren Budgets.
Wie es in dem "State of the Legal Market Europe Report 2020" von Thomson Reuters heißt, geben kontinentaleuropäische Unternehmen schon jetzt weniger Geld für externe Rechtsberatung aus als britische und US-amerikanische Firmen. Daran wird sich wohl auch wenig ändern, denn nur zwei Prozent der Befragten kündigten an, diese Ausgaben erhöhen zu wollen.
Die Untersuchung, die auf 578 Interviews mit General Counseln in Europa und 2.000 weiteren Entscheidungsträgern in Rechtsabteilungen weltweit beruht, hat ergeben, dass Unternehmen in Kontinentaleuropa durchschnittlich 47 Prozent ihrer Rechtsausgaben für die externe Beratung und 53 Prozent für die eigene Rechtsabteilung aufwenden. Das ist laut Thomson Reuters deutlich weniger als in Großbritannien und den USA. Dort werden 60 Prozent bzw. 70 Prozent der Gesamtbudgets für Kanzleien und andere Rechtsdienstleister ausgegeben. Auch in Deutschland gehen mehr als die Hälfte der Budgets an externe Rechtsberater.
Da der Untersuchung zufolge die Unternehmen mehrheitlich nicht vorhaben, ihre Ausgaben für externe Beratung zu erhöhen, werden "Anwaltskanzleien, die ihren Umsatz von Kontinentaleuropa aus steigern wollen, eher Marktanteile von anderen Kanzleien gewinnen müssen, als sich auf eine allgemeine Ausweitung der Nachfrage zu verlassen", heißt es in dem Bericht. Um ihre Marktanteile zu erhöhen, könnten die Berater ein besseres Preis-Leistungsverhältnis oder einen verbesserten Service anbieten, etwa auch, indem sie Legal Tech besser nutzen.
Alternative Dienstleister spielen bislang nur eine kleine Rolle
Die Untersuchung befasste sich auch damit, wie alternative Rechtsdienstleister und die Rechtsberatungsarme der großen Prüfgesellschaften das Geschäftsmodell der traditionellen Anwaltskanzleien bedrohen. Demnach wenden kontinentaleuropäische Unternehmen bislang nur sieben Prozent ihrer jährlichen Ausgaben für diese Anbieter auf. Auch wenn diese Zahlen niedrig erscheinen mögen, hätten frühere Untersuchungen gezeigt, dass der Markt für alternative Rechtsdienstleister schnell wachse: In den USA und im Vereinigten Königreich hätte er zuletzt um rund 13 Prozent pro Jahr zugelegt, so Thomson Reuters.
Einen Vorteil sehen die befragten Unternehmen der Studie zufolge darin, dass die Anbieter Technologien einsetzen, um Rechtsdienstleistungen zu erbringen, oder einen integrierten Ansatz verfolgen und Rechts- zusammen mit anderen Dienstleistungen anbieten - dies gelte insbesondere für die Prüfgesellschaften. Allerdings würden die sogenannten Big Four (Deloitte, EY, KPMG und PwC) zwar aufgrund ihrer Bekanntheit in der Geschäftswelt gut in den Rechtssektor vordringen. Jedoch hätten frühere Befragungen ergeben, dass ihr Ruf für juristische Arbeit weit hinter dem der führenden Anwaltskanzleien zurückbleibe.
Mehr Effizienz durch Technologie
Bislang geben Unternehmensrechtsabteilungen im Durchschnitt fünf Prozent ihres Budgets für Legal Tech aus. Dieser Anteil werde voraussichtlich noch steigen, da die Rechtsabteilungen der Unternehmen nach mehr Effizienz streben, heißt es in dem Bericht von Thomson Reuters.
Insbesondere in Deutschland sei dies der Fall. Hier hätten 65 Prozent der Befragten angegeben, dass die Effizienzsteigerung eine strategische Priorität in der Rechtsabteilung sei. Und um dies zu erreichen, wolle man vermehrt Legal Tech einsetzen. Gegenwärtig entspreche der Anteil der Technologieausgaben in Deutschland zwar dem weltweiten Durchschnitt, so Thomson Reuters. Anbieter sollten jedoch damit rechnen, dass sich dieser Wert erhöhen werde.
ah/LTO-Redaktion
Umfrage unter Rechtsabteilungen: . In: Legal Tribune Online, 03.12.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/43623 (abgerufen am: 19.11.2024 )
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