Mehrere schwache Jahre in Folge bringen deutsche Krabbenfischer in Seenot und zwingen den Betreiber der "SU 24 Birte" in die Insolvenz. Der vorläufige Insolvenzverwalter Arno Doebert nutzt Social Media und wird zum Retter.
"Investor:in gesucht! Bitte teilen!". Diese Überschrift hat das Posting, mit dem Dr. Arno Doebert, Rechtsanwalt und Partner bei Reimer, am 24. Januar im Karrierenetzwerk LinkedIn einen Hilferuf absetzt und dafür sorgt, dass der Husumer Fischer André Eckholdt ein Insolvenzverfahren abwenden und weiter mit seinem Kutter "SU 24 Birte" auf Krabbenfang gehen kann. Eckholdt hatte sich 2018 selbständig gemacht und ein Darlehen aufgenommen, um den Kauf des Schiffes zu finanzieren.
Stagnierende Preise bei steigenden Betriebskosten und rückläufigen Fangmengen haben den Krabbenfischern an der Nordsee in den letzten Jahren zugesetzt. Obwohl sich die Nachfrage auf beständig hohem Niveau bewegt, blieb der Erzeugerpreis für ein Kilo Krabben in den Jahren 2020 und 2021 im Durchschnitt stabil bei rund drei Euro. Insbesondere kleine Familienbetriebe haben keine ausreichenden finanziellen Reserven, um dem wirtschaftlichen Druck dauerhaft standzuhalten.
Auch André Eckholdt musste aufgeben und meldete Anfang Dezember 2021 Insolvenz an. Am 15. Dezember bestellte das Amtsgericht Husum Arno Doebert zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Ohne die Ausgangslage zu beschönigen, nutzt Doebert seine Reichweite auf LinkedIn, um auf das Schicksal der Birte und ihrer Besatzung aufmerksam zu machen. Gesucht wurde ein Business Angel mit einer Affinität zu frischen Nordseekrabben. Mehr als 300.000 Aufrufe, 4.719 Reaktionen in Form von Likes und Herzchen sowie 407 Kommentare später ist ein Investor gefunden und das Wintermärchen perfekt.
Investor stellt knallharte Bedingungen
Doebert berichtet von einer überwältigenden Resonanz, es sei unmöglich gewesen, auf alle Hilfsangebote und Anfragen zu reagieren. Überzeugt hat letztlich die Berliner Zeitfracht Gruppe, die schon bei den Insolvenzen von Air Berlin und Adler Modemärkte zum Zuge gekommen war.
Die im Jahr 1969 gebaute Birte wird künftig für die Zeitfracht-Tochter Opus Marine auslaufen. André Eckholdt und sein Decksmann erhalten unbefristete Arbeitsverträge.
Wolfram Simon-Schröter, Vorstandssprecher der Zeitfracht-Gruppe, besteht allerdings auf einer Gegenleistung: Ein Pfund frische Krabben pro Monat. Außerdem sollen die Führungskräfte von Zeitfracht auf der Birte anheuern, denn "Arbeit an frischer Luft habe noch niemandem geschadet".
Der Insolvenzantrag wurde inzwischen zurückgezogen. Arno Doebert wird aber wohl noch einige Stunden am Telefon verbringen, um die Details der außergewöhnlichen Rettung zu erzählen.
Reimer Rechtsanwälte: . In: Legal Tribune Online, 28.01.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/47364 (abgerufen am: 04.11.2024 )
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