Drei bekannte Akteure der europäischen Kanzleienszene schmieden eine Allianz. Beiten Burkhardt aus Deutschland, Altana aus Frankreich und die italienische Nctm bündeln ihre Kräfte unter der Dachmarke Advant. Welche Ideen und Ziele stecken dahinter?
Die Eckdaten lassen aufhorchen: elf Standorte in Europa, zudem Niederlassungen in Peking und Shanghai. 600 Berufsträger:innen, davon 140 Equity-Partner:innen. Ein gemeinsamer Umsatz von 216 Millionen Euro auf Basis des Geschäftsjahres 2020. Mit Advant entsteht ein internationaler Kanzleienverbund, der einen veritablen Fußabdruck im Markt für Rechtsberatung hinterlassen könnte.
Die steigende Wettbewerbsintensität zwischen den Kanzleien, insbesondere auf internationalem Terrain, erhöht den Druck und nachfolgend die Bereitschaft auf Seiten der Akteure, neue Wege zu gehen, um sichtbar zu bleiben. Fusionen mit global agierenden amerikanischen oder britischen Großkanzleien sind eine Möglichkeit. Der Schulterschluss mit Kanzleien auf Augenhöhe eine andere.
Beiten Burkhardt hat sich für die zweite Variante entschieden. Von der angekündigten Allianz mit Altana aus Frankreich und Nctm aus Italien verspricht man sich die nötige Schlagkraft, um beim Einwerben internationaler Mandate konkurrenzfähig zu bleiben.
Visibilität, Synergien und Anziehungskraft
Philipp Cotta, Managing Partner bei Beiten Burkhardt, verwies im Hintergrundgespräch mit LTO bei der Frage nach Ideen und Zielsetzungen auf die angestrebte höhere Visibilität und eine steigende Attraktivität für Mandanten aus den Regionen Nordamerika und Asien, wo man die Geschäftsentwicklung weiter voranbringen will.
Synergieeffekte seien vor allem bei Investitionsprojekten zu erwarten. Cotta nannte in diesem Zusammenhang die Schlagworte "Software" und "künstliche Intelligenz", wo sich durch koordiniertes Agieren auch wirtschaftliche Vorteile erreichen ließen. Darüber hinaus ist auch eine gemeinsame Nutzung beziehungsweise Zusammenlegung vorhandener Niederlassungen angedacht.
Breiter aufgestellt erhofft sich Beiten Burkhardt unter dem Dach von Advant auch eine stärkere Wahrnehmung seitens der Absolvent:innen und Associates, die beim Gedanken an eine Karriere in einer international tätigen Kanzlei bislang eher andere Namen im Kopf haben. Ein Aspekt sind dabei Secondments, also der “Verleih” von Anwält:innen an Partnerkanzleien. Diese Form der Karrieregestaltung spielt insbesondere in den Köpfen jüngerer Jurist:innen eine zunehmend wichtige Rolle.
Keine Gedanken an ein Scheitern
Advant ist als in der Schweiz ansässiger Verein konzipiert und strukturiert. Beiten Burkhardt, Altana und Nctm entsenden jeweils zwei Vertreter:innen aus ihren Reihen in den Vorstand. Auf Seiten von Beiten Burkhardt wird neben Philipp Cotta auch Dr. Christian von Wistinghausen in den Vorstand des Vereins einziehen. Eine Erweiterung der Runde ist explizit angedacht und erwünscht. Auf der Suche nach möglichen weiteren Partnern für die Allianz hat Advant in erster Linie die Benelux-Länder, Skandinavien und den osteuropäischen Kanzleienmarkt im Hinterkopf.
Bis sich erste Auswirkungen der Allianz im Hinblick auf messbare Kriterien zeigen, wird es noch eine ganze Weile dauern. Zumindest beim äußeren Erscheinungsbild gibt es jedoch bereits konkrete Veränderungen. Beiten Burkhardt, Altana und Nctm tragen künftig den Zusatz "Advant" in ihren Kanzleinamen.
Seitens der Mandanten sei die Resonanz auf das Bündnis bislang sehr positiv, berichtet Cotta. Auf die Frage nach einer Exit-Strategie für den Fall, dass sich die Hoffnungen und Erwartungen der Beteiligten doch nicht erfüllen, zieht er Parallelen zu einer Ehe: “Im Moment der Hochzeit denkt man nicht an die Scheidung”.
Kurzprofile der Protagonisten
Beiten Burkhardt ist eine 1990 gegründete Kanzlei mit 261 Rechtsanwält:innen, Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen, die zu den führenden Wirtschaftskanzleien in Deutschland zählt. 59 Rechtsanwält:innen sind Equity-Partner. Die Kanzlei berät auf 33 Rechtsgebieten über 20 Branchen hinweg. Vertretungen finden sich in Beijing, Berlin, Brüssel, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Moskau und München.
Altana wurde im Jahr 2009 gegründet und zählt zu den führenden Wirtschaftskanzleien in Frankreich. Aktuell arbeiten 85 Anwält:innen für die Kanzlei.
Nctm ist seit dem Jahr 2000 auf dem Markt. An den fünf Standorten Mailand, Rom, London, Brüssel und Shanghai sind aktuell 262 Anwält:innen beschäftigt. 69 davon sind Partner:innen.
Beiten Burkhardt | Altana | Nctm: . In: Legal Tribune Online, 17.09.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/46049 (abgerufen am: 01.11.2024 )
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