Leiter der Freshfields-Untersuchung zur WM 2006: "Der DFB hat sich seitdem ver­än­dert"

von Pia Lorenz

07.06.2016

2/2: "Solche Untersuchungen gehören zur Unternehmensrealität"

LTO: Haben Sie das Ergebnis Ihrer Untersuchung (Bericht auf DFB-Seite) als befriedigend empfunden?

Duve: Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Wenn Sie zum Beispiel an den von Franz Beckenbauer und Jack Warner unterzeichneten Vertrag denken, ist vieles von dem, was sich klären ließ, ja bereits während unserer Untersuchung bekannt geworden.‎ Wir haben den Zahlungsfluss, in den die Zahlung von 6,7 Millionen Euro eingebettet war, aufgeklärt und konnten darlegen, auf welchem Weg und zu welchem Zeitpunkt der Betrag zu einem Unternehmen in Katar gelangte. Dass wir die Zahlung so würden einordnen können, hatte noch kurz vor der Präsentation unseres Berichts niemand erwartet. Und ich bin zuversichtlich, dass auch das bislang noch nicht belegbare Motiv für den Transfer sich im Laufe der Zeit feststellen lassen wird.

Wichtig ist aber auch die Katalysator-Wirkung der Untersuchung. Sie zeigt sich darin, dass der DFB selbst Veränderungsprozesse angestoßen hat, und zwar nicht nur in personeller Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf die Governance und Transparenz.

LTO: Gehören solche Aufklärungseinsätze mittlerweile zum Standard in der - anwaltlichen –Arbeit? Oder ist das auch für Freshfields noch eher unbekanntes Gebiet, in das man sich einarbeiten muss?

Duve: Die Aufklärung komplexer Sachverhalte stand stets im Zentrum unserer forensischen Tätigkeit. Unsere kartellrechtlichen Kollegen haben auch schon seit langem Untersuchungen in Verdachtsfällen durchgeführt. In den letzten 10 Jahren haben sich die Untersuchungen durch Kanzleien nach und nach in so unterschiedlichen Feldern wie z.B. Korruption, Manipulation von Finanz-Indizes, falschen Bilanzangaben oder Verfehlungen von Vorständen oder Aufsichtsräten ausgebreitet. Heute gehören diese Untersuchungen zur Unternehmensrealität - und damit auch zu unserer üblichen Tätigkeit.

"Auch nach diesem Mandat noch Freude am Fußball"

LTO: Was macht ein solches Mandat mit Ihnen persönlich? Ist es möglich, selbst beim den Deutschen so lieb gewordenen "Sommermärchen" immer die professionelle Distanz zu wahren?

Duve: Ich habe in verschiedenen Funktionen, als Anwalt, Schiedsrichter, Vermittler oder Ermittler, immer wieder zwischen Fakten und Wertungen, sachlichen Erwägungen und emotionalen Einflüssen unterschieden. Daher fiel es mir auch in diesem Mandat nicht schwer, die professionelle Distanz zu wahren. Und die Freude am Fußball haben auch die Erfahrungen aus diesem Mandat nicht getrübt. Jedenfalls werde ich für die Euro sicher unserer Mannschaft die Daumen drücken!

Prof. Dr. Christian Duve ist Partner im Bereich Konfliktlösung im Frankfurter Büro von Freshfields Bruckhaus Deringer. Er ist regelmäßig als Vermittler und Schiedsrichter tätig, u.a. bis 2014 in Schiedsverfahren am Court of Arbitration (CAS) in Lausanne.

Die Fragen stellte Pia Lorenz.  

Zitiervorschlag

Pia Lorenz, Leiter der Freshfields-Untersuchung zur WM 2006: . In: Legal Tribune Online, 07.06.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19569 (abgerufen am: 04.11.2024 )

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