Auch im dritten Anlauf hat Deutschlands größter Wohnungskonzern es nicht geschafft, den Branchenzweiten Deutsche Wohnen zu übernehmen. Vonovia sicherte sich weniger als die nötigen 50 Prozent der Deutsche-Wohnen-Anteile, hieß es am Montag.
Die geplante Fusion zwischen Vonovia und der Deutschen Wohnen ist zum wiederholten Male gescheitert. Bereits am Freitag hatte Vonovia bekanntgegeben, dass die Mindestannahmeschwelle voraussichtlich nicht erreicht werde.
Am 24. Mai 2021 hatten die beiden Immobilienriesen eine Vereinbarung über ihren Zusammenschluss unterzeichnet. Das Übernahmeangebot sah eine Mindestannahmequote von 50 Prozent aller ausstehenden Aktien der Deutsche Wohnen als Bedingung vor. Diese Vollzugsbedingung sei "endgültig ausgefallen", heißt es in der Mitteilung vom Montag. Vonovia konnte sich nur 47,62 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte der Deutsche Wohnen sichern. Die eingereichten Deutsche-Wohnen-Aktien würden zurückgebucht.
Vonovia-Chef Rolf Buch erklärte das Scheitern mit der Aktionärsstruktur der Deutschen Wohnen: So hätten Indexfonds, die zum Beispiel den Aktienindex Dax nachbilden, noch nicht ihre Anteile übertragen können. Die restlichen 30 Prozent der Anteile seien auf Hedgefonds entfallen, die auf ein höheres Angebot gehofft hätten.
Vonovia wollte mit der rund 18 Milliarden Euro schweren Übernahme der Deutschen Wohnen aus Berlin Europas größten Immobilienkonzern mit rund 550.000 Wohnungen bilden. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen hatten den Aktionärinnen und Aktionären empfohlen, das Übernahmeangebot anzunehmen. Die notwendigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau ließen sich nach einem Zusammenschluss gemeinsam besser schultern.
Zündstoff für Debatte um überhöhte Mieten und knappen Wohnraum
Mit dem geplanten Zusammenschluss hatte beide Konzerne die Debatte rund um überhöhte Mieten und knappen Wohnraum weiter angefacht. Die Deutsche Wohnen stand nicht nur beim inzwischen gescheiterten Mietendeckel-Gesetz des Senats immer wieder im Fokus, sondern ist auch Hauptgegner der Initiative "Deutsche Wohnen und Co. Enteignen". Diese setzt sich dafür ein, Immobilien von Unternehmen in Berlin zu verstaatlichen, die am Stichtag 26. September mehr als 3000 Wohnungen haben. Vonovia gehörten Ende 2020 knapp 415.000 Wohnungen, davon gut 354.000 in Deutschland. Bei der Deutsche Wohnen stehen rund 114.000 ihrer mehr als 155.000 Wohnungen in der Hauptstadt.
Für den geplanten Deal hatte Konzernchef Buch Zugeständnisse gemacht. Das Unternehmen wollte sich verpflichten, in den kommenden drei Jahren die jährlichen Mietsteigerungen auf höchstens ein Prozent im Jahr zu begrenzen, versprach er. Beide Konzerne hatten sich mit dem Senat zudem auf den Verkauf von rund 20.000 Wohneinheiten an das Land noch im Jahr 2021 geeinigt.
Ob es jetzt dazu kommt, ist offen. "Das Angebot an Berlin, Wohnungsbestände erwerben zu können, werden wir weiter mit den Verantwortlichen besprechen", kündigte Buch an.
Kartellamt hatte schon grünes Licht gegeben
Das Bundeskartellamt hatte bereits im Juni grünes Licht für den Zusammenschluss der beiden größten deutschen Wohnimmobilienkonzerne gegeben. Die gemeinsamen Marktanteile der Unternehmen rechtfertigten keine wettbewerbsrechtliche Untersagung, hatten die Wettbewerbshüter mitgeteilt.
Bereits 2016 war Vonovia mit einem Übernahmeversuch gescheitert. Auch damals wurde die Mindestannahmequote nicht erreicht. Damals hatte der Vorstand der Deutsche Wohnen das Angebot als feindlich eingestuft und sich dagegen gewehrt. Jetzt warben beide Unternehmen gemeinsam für die Annahme des Angebots.
Zu Beginn des Jahres 2020 hatte Vonovia internen Kreisen zufolge erneut einen Kauf erwogen. Der Konzern habe dann aber entschieden, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen, berichtete Bloomberg damals.
Vonovia-Aktie bricht ein
Vonovia meldet seit Jahren steigende Gewinne und Dividenden. Auch in der Corona-Krise ist der Konzern durch steigende Mieten, Zukäufe und Neubauten kräftig gewachsen. Der operative Gewinn legte 2020 im Jahresvergleich um 10,6 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro zu.
Rolf Buch hatte am Freitag, als sich das Scheitern der Übernahme abzeichnete, erklärt, der Konzern werde die möglichen Optionen prüfen, "wie zum Beispiel einen Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen, ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien".
An der Börse waren die Reaktionen unterschiedlich: Während Vonovia-Aktien mit minus 2,7 Prozent am Dax-Ende lagen, legten die noch nicht zum Verkauf eingereichten Papiere von Deutsche Wohnen etwas zu.
dpa/fkr/LTO-Redaktion
Mehrheit der Deutsche-Wohnen-Aktionäre lehnt Angebot ab: . In: Legal Tribune Online, 26.07.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/45561 (abgerufen am: 20.11.2024 )
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