Der insolvente Solarmodulhersteller Solarworld bekommt noch eine Chance: Die neue Solarworld Industries wird die Produktion in Deutschland fortführen. An dem neuen Unternehmen ist QSTec aus Katar beteiligt. Milbank und Freshfields gehören zu den Rechtsberatern der Transaktion.
Mathias Eisen
Die deutschen Produktionswerke der seit Mai insolventen Solarworld werden mit neuem Eigentümer und einer reduzierten Belegschaft weiterarbeiten. Die Gläubigerversammlung des Unternehmens und das Bundeskartellamt haben die Pläne bereits gebilligt.
Insolvenzverwalter Horst Piepenburg hatte zuvor für die Entscheidung geworben: "Angesichts der komplexen Bedingungen der Solarindustrie ist das für die Gläubiger wirtschaftlich vernünftig und für die Standorte und Mitarbeiter die verantwortungsvollste Lösung", sagte er. Die Gläubiger hätten sich mit ihrer Zustimmung die Chance gesichert, wenigstens einen Teil ihres Geldes zurückzubekommen, sagte ein Piepenburg-Sprecher.
Einschließlich der Zentrale in Bonn gehe die neue Gesellschaft mit 515 Mitarbeitern an den Start. Für weitere 1.200 Solarworld-Beschäftigte, die an den beiden Standorten im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt nicht mehr benötigt werden, wird eine Transfergesellschaft gegründet.
Die Gesellschafter der neuen Solarworld Industries GmbH sind der Solarworld-Gründer Frank Asbeck und Qatar Solar Technologies (QSTec), ein Großaktionär und besicherter Gläubiger von Solarworld. Ein Milbank-Team um die Partner Dr. Mathias Eisen und Dr. Peter Nussbaum beriet QSTec im Rahmen der Insolvenz von SolarWorld und dem Erwerb der Vermögensgegenstände aus der Insolvenz. Freshfields Bruckhaus Deringer hat den Insolvenzverwalter von Solarworld bei der Transaktion beraten.
Hohe Komplexität, großer Zeitdruck
Die Übernahme habe einen Gesamtwert von 96 Millionen Euro, hieß es aus Teilnehmerkreisen der nicht öffentlichen Sitzung. Der Kaufpreis bestand im Wesentlichen in der Ablösung von Verbindlichkeiten und Sicherungsrechten, die den Finanzgläubigern zustanden.
Die Transaktion sei von einer "außergewöhnlich hohen Komplexität geprägt" gewesen und habe unter hohem Zeitdruck stattgefunden, teilt Freshfields mit. Zwischen dem Beginn der Verhandlungen und dem Closing lagen weniger als vier Wochen. Besondere rechtliche Schwierigkeiten hätten sich aus dem Umgang mit der Position verschiedener gesicherter und ungesicherter Gläubigergruppen sowie der auf Käuferseite bestehenden "Nähebeziehung" zu den insolventen Gesellschaften der Solarworld-Gruppe ergeben, so die Kanzlei weiter.
Mit dem Geschäft übernimmt die neue Gesellschaft fast alle Anlagen, Vorräte und die Anteile an den Gesellschaften des Solarkonzerns mit Ausnahme der US-Gesellschaft. Sie soll voraussichtlich zugunsten der Konkursmasse verkauft werden. Das neue Rumpf-Unternehmen startet nach Einschätzung von Experten mit deutlich verbesserten Chancen. Vor allem falle das Risiko einer US-Schadenersatzklage von rund 700 Millionen Euro eines früheren Silizium-Lieferanten gegen Solarworld weg.
White & Case hat die Treuhändergesellschaft Wilmington Trust in Zusammenhang mit der Transaktion beraten. Wilmington Trust fungierte beim Verkauf an das neugegründete Joint Venture als Agent und Security Agent der besicherten Gläubiger. Bereits vor der Insolvenz der Solarworld-Gruppe war Wilmington Trust als Sicherheiten-Treuhänder in die Finanzierung des Unternehmens eingebunden.
ah/LTO-Redaktion mit Material von dpa
Milbank Tweed Hadley & McCloy für Qatar Solar Technologies:
Dr. Mathias Eisen, Federführung, Restrukturierung, Frankfurt
Dr. Peter Nussbaum, Corporate/M&A, München
Dr. Thomas Kleinheisterkamp, Steuerrecht, München
Dr. Alexander Rinne, Kartellrecht, München
Dr. Arndt Stengel, Corporate/M&A, Frankfurt
Dr. Nikolas Koutsos, Restrukturierung/Finanzierung, Frankfurt
Gerrit Merkel, Restrukturierung/Finanzierung, Frankfurt
Tim Löper, Restrukturierung/Finanzierung, Frankfurt
Dr. Benjamin Leuchten, Corporate/M&A, München
Dr. Dennis Seifarth, Corporate/M&A, München
Dr. Moritz Lichtenegger, Kartellrecht, München
Piepenburg Gerling für Solarworld (Insolvenzverwaltung)
Horst Piepenburg, Düsseldorf
Klaus W. Gerling, Düsseldorf
Dr. Peter C. Minuth, Düsseldorf
Wolfgang Piroth, Düsseldorf
Ulrich Schmidt, Düsseldorf
Christian Schwindt, Düsseldorf
Anja Körtje, Düsseldorf
Martin Junior, Düsseldorf
Freshfields Bruckhaus Deringer für den Insolvenzverwalter:
Dr. Franz Aleth, Gesellschafts-/Insolvenzrecht, Düsseldorf
Dr. Nils Derksen, Gesellschafts-/Insolvenzrecht, Düsseldorf
Dr. Kai Hasselbach, Gesellschaftsrecht/M&A, München
Judit Gajdics, Gesellschaftsrecht/M&A, München
Dr. Gerard Hendrik van Echten, Gesellschaftsrecht/M&A, München
Dr. Dörthe Imberg, Gesellschaftsrecht/M&A, München
David Rauch, Gesellschaftsrecht/M&A, München
Maximilian Huprich, Gesellschaftsrecht/M&A, München
Dr. Christian Sistermann, Steuerrecht, München
Dr. David Beutel, Steuerrecht, München
Dr. Christian J. M. Marquart, Steuerrecht, München
Dr. Thomas Granetzny, Arbeitsrecht, Düsseldorf
Sarah Kutsche, Immobilienwirtschaftsrecht, Düsseldorf
Dr. Ulrich Scholz, Wettbewerbs- und Kartellrecht, Düsseldorf
Johann Ante, Wettbewerbs- und Kartellrecht, Düsseldorf
Görg für den Insolvenzverwalter:
Dr. Helmut Balthasar, Köln
Dr. Christoph Janssen
Dr. Thomas Lange
White & Case für Wilmington Trust SP (Services) Frankfurt GmbH:
Dr. Tom Oliver Schorling, Federführung, Banking, Partner, Frankfurt
Dr. Andreas Kleinschmidt, Restructuring & Insolvency, Partner, Frankfurt
Dr. Daniel Schwartz, Restructuring & Insolvency, Associate, Düsseldorf
Mareile Müller-Felsch, Banking, Associate, Frankfurt
Tobias Daubert, Banking, Associate, Frankfurt
Lisa Kirchner, Banking, Associate, Frankfurt
Dilek Bektas, Banking, Transaktionsanwältin, Frankfurt
Ewa Trochimiuk, Banking, Transaktionsanwältin, Frankfurt
Schmitz Knoth für Frank Asbeck (laut Marktinformationen):
Dr. Guido Plassmeier, Bonn
Milbank / Piepenburg / Görg / Freshfields /: . In: Legal Tribune Online, 18.08.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/24027 (abgerufen am: 05.11.2024 )
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