Im dritten Quartal 2014 erlebte der deutsche M&A-Markt einen Boom. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest Allen & Overy in ihrem aktuellen M&A-Index. In kurzer Abfolge wurden Milliarden-Transaktionen angekündigt, die Zielgesellschaft kam dabei überraschend häufig aus den USA.
Die größte der Transaktionen mit US-Bezug meldete der Darmstädter Chemiekonzern Merck mit dem beabsichtigten Erwerb von Sigma-Aldrich für rund 13,1 Milliarden Euro. Doch es gibt weitere großvolumige Deals: Durch die geplante Übernahme von TRW Automotive durch ZF Friedrichshafen soll einer der größten Automobilzulieferer weltweit entstehen. SAP wird für rund 6,5 Milliarden Euro den US-amerikanischen Softwareanbieter Concur Technologies übernehmen. Siemens konnte sich gegenüber anderen Interessenten mit einem 5,8 Milliarden Euro schweren Angebot für den Erwerb des US-Rohstofftechnikspezialisten Dresser-Rand durchsetzen.
"Selten kam es in einem Quartal zu einer solchen Häufung von bedeutenden US-Akquisitionen deutscher Unternehmen", sagt Corporate-Partner Dr. Michael J. Ulmer. "Die USA werden auch weiterhin eine wesentliche Rolle für den deutschen M&A-Markt spielen. Einen so deutlichen Fokus wie im vergangenen Quartal erwarte ich allerdings nicht."
Weitere Milliarden-Transaktionen im dritten Quartal waren das Übernahmeangebot der britischen BSkyB an die Aktionäre von Sky Deutschland mit einem Volumen von rund 2,7 Milliarden Euro. Der Verkauf der Beteiligung am Hausgeräte-Gemeinschaftsunternehmen BSH Bosch und Siemens Hausgeräte an den Joint Venture Partner hatte ein Volumen von rund drei Milliarden Euro.
Kapitalmarkttransaktionen und Börsengänge
Bemerkenswert ist aus Sicht von Allen & Overy zudem weiterhin der starke Kapitalmarkt, der auch im dritten Quartal 2014 als belastbare Finanzquelle für M&A-Transaktionen dient. So konnte etwa Telefónica bei der Telefónica Deutschland Holding AG eine Bezugsrechtsemission mit einem Volumen von rund 3,6 Milliarden Euro durchführen, die das in bar zu leistende Kaufpreiselement beim Erwerb von E-Plus finanzieren soll.
Daneben beschäftigten insbesondere die Anfang Oktober realisierten Börsengänge des Onlineversandhändlers Zalando und unmittelbar darauf der Internet-Holding Rocket Internet die Finanzmärkte. Aufgrund der großen Aufnahmebereitschaft des Marktes führte der vorgezogene Börsengang von Rocket Internet zu einer Marktkapitalisierung von zunächst über sechs Milliarden Euro, er gehört damit zu den größten deutschen IPOs seit Jahren. Weitere Unternehmen wie Tele Columbus und TLG Immobilien haben ihre IPOs bereits angekündigt.
"Insgesamt zeigen die zunehmenden Aktivitäten im mittleren und unteren Marktsegment ein auf breiter Front zurückgekehrtes Vertrauen", meint Ulmer. "Zusammen mit den Großtransaktionen des dritten Quartals ist so die beste Ausgangsbasis für ein insgesamt starkes deutsches M&A-Jahr 2014 geschaffen."
Der M&A-Index von Allen & Overy erscheint quartalsweise und basiert auf unabhängigen, extern in Auftrag gegebenen vierteljährlichen Erhebungen zu Anzahl und Wert weltweiter M&A-Transaktionen.
Dr. Michael J. Ulmer, Corporate, Partner, Frankfurt
M&A-Markt in Deutschland: . In: Legal Tribune Online, 16.10.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/13502 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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