Bestätigt: Nach Kündigung des Hauptgeschäftsführers: DAV-Prä­si­dent Schel­len­berg tritt zurück

von Pia Lorenz

25.02.2019

Es wird das erste Mal sein, dass der Deutsche Anwaltverein keinen Präsidenten hat: Der amtierende Amtsinhaber Ulrich Schellenberg wird am Montag zurücktreten. Nach LTO-Informationen war das keine freiwillige Entscheidung. 

Es rumorte schon länger im Deutschen Anwaltverein (DAV): Als in der vergangenen Woche der Hauptgeschäftsführer nach nur einem Jahr das Handtuch warf, wurde schnell klar, dass der Eklat kurz bevor stehen musste. Es gab zuerst eine Präsidiums-, dann eine Vorstandssitzung. Dabei wurde nicht nur darüber gesprochen, welche Folgen die Kündigung von Philipp Wendt haben würde, der erklärt hatte, seinen Posten nach Ablauf der einjährigen ordentlichen Kündiungsfrist zu Ende Februar 2020 zur Verfügung zu stellen. Es ging auch um die Zukunft von DAV-Präsident Ulrich Schellenberg.

Update, 14:04 Uhr: Am Montag hat Schellenberg nun die LTO zuerst vorliegende Information bestätigt, sein Amt niederzulegen. Freiwillig ist der nicht erfolgt, der 58-Jährige soll dazu vom Vorstand des DAV gedrängt worden sein. In der zwischenzeitlich vorliegenden Pressemitteilung erklärt Schellenberg, die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen. " Angesichts der Differenzen zu Fragen der Vereinsführung und zu Entscheidungsverfahren sah ich mich aber aus Verantwortung gegenüber dem Deutschen Anwaltverein zu diesem Schritt verpflichtet", begründet Ulrich Schellenberg seine Entscheidung. Noch in der vergangenen Woche hatte er sich auf Nachfrage von LTO "überrascht" über die Kündigung des Hauptgeschäftsführers gezeigt, aber keinen Zusammenhang zu seiner Person erkennen wollen. Wendt gab auch auf Nachfrage von LTO keinerlei Stellungnahme zu den Motiven für seine Kündigung ab.  

Dabei war Wendt nicht der Einzige, der mit Schellenbergs Vorstellungen vom Präsidentenamt nicht einverstanden war. Zu wenig berufspolitische Vision, zu viel Öffentlichkeitsarbeit zu allgemeinen politischen Themen, so sahen es viele im DAV. Neben den Differenzen in Sachfragen soll es in der Amtszeit von Schellenberg, der seit 2015 DAV-Präsident ist, aber auch "zu viele Verletzte am Wegesrand" gegeben haben, so ein Insider gegenüber LTO. Vor allem die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätten sich von dem Rechtsanwalt und Notar nicht hinreichend wertgeschätzt gefühlt.

Sein Vorgänger im Amt des DAV-Präsidenten, Professor Dr. Wolfgang Ewer, dankte Schellenberg im Namen des gesamten Vorstandes für seinen engagierten Einsatz als DAV-Präsident für den Verband und die Anwaltschaft: "Ulrich Schellenberg hat wesentlich zur Profilierung des Deutschen Anwaltvereins und der Anwaltschaft beigetragen. Es war ihm insbesondere ein Anliegen, sich für die Stärkung der Anwaltschaft im Rechtsstaat einzusetzen. Das ist ihm gelungen. Wir sind ihm dafür alle zu Dank verpflichtet.“   

Das Präsidium des DAV wird nach eigenen Angaben kurzfristig eine Vorstandssitzung anberaumen, in der die Wahl einer Präsidentin oder eines Präsidenten erfolgen wird. Die Aufgabe ist ein Ehrenamt, allerdings erhält derjenige, der sie ausübt, eine Aufwandsentschädigung von pauschal 90.000 Euro jährlich. Diese soll angesichts des erheblichen Umfangs der ehrenamtlichen Tätigkeit für den DAV auch dazu dienen, gegebenenfalls Personal zu engagieren, das die Aufgaben in der heimischen Kanzlei wahrnehmen kann.

Zitiervorschlag

Pia Lorenz, Bestätigt: Nach Kündigung des Hauptgeschäftsführers: . In: Legal Tribune Online, 25.02.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/34027 (abgerufen am: 20.11.2024 )

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